Historie: Das Schicksal von Fritz Trautwein / Verschiedene Postkarten dokumentieren Ereignisse

Eine Holzkiste, beschriftet "F. Trautwein Schiltach i.Baden Gerberstr. 10", daneben verschiedene Postkarten der Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg – zu sehen sind die Dinge derzeit in der "Dankeschön-Vitrine" im Museum am Markt.

Schiltach. Die Sachen stammen aus dem Nachlass von Friedrich Trautwein, Sohn des Gerbermeisters Wilhelm Trautwein, und wurden dem Museum von der Familie übergeben. Hinter den Exponaten steckt eine interessante, aber auch tragische Geschichte.

Der Schiltacher im Seekrieg war beteiligt am letzten Kriegsereignis der deutschen Truppen 1919. Wie so viele seiner Altersgenossen, Trautwein war Jahrgang 1897, musste auch er in den Krieg ziehen. Allerdings wurde Trautwein Matrose. Die Postkartenmotive erzählen manches über den Kriegsverlauf. Die früheste erhaltene Feldpostkarte stammt aus dem Mai 1915, noch aus Schramberg, an eines seiner neun Geschwister, den Bruder Andreas.

In seinen Nachrichten erzählt er immer wieder vom Alltag. Er dient auf verschiedenen Schiffen, dem modernen kleinen Kreuzer SMS Straßburg (SMS steht für "Seiner Majestät Schiff") und der etwas älteren SMS Schwaben. 1917 muss er in Wilhelmshaven ins Lazarett, der Grund ist nicht mehr nachvollziehbar.

Danach geht es für Trautwein auf "Feindfahrt". Jetzt auf der SMS Kronprinz ist er am "Unternehmen Albion" beteiligt. Von dem in den Revolutionswirren geschwächten Russland sollen drei baltische Inseln besetzt werden. Postkarten zeigen beteiligte Schiffe und Kriegshandlungen. Die heute beinahe vergessene Operation ist erfolgreich, der militärische Zusammenbruch Russlands beschleunigt sich.

1918 findet die Revolution gerade unter den Seemännern frühe Anhänger. Wie ein Foto Trautweins dokumentiert, unterstützen auch Schwarzwälder den Umsturz. Mit stolzem und entschlossenem Blick zeigen sie sich mit dem Schild "Die fidelen Schwarzwälder / Hoch lebe die Freiheit! Nov. 18". Für Trautwein und die Marine ist der Krieg jedoch nicht vorbei.

Zu den Bedingungen des Waffenstillstands gehört die Internierung großer Teile der deutschen Flotte im britischen Marinestützpunkt Scapa Flow. Die Befehlsgewalt über die entwaffneten Schiffe liegt zwar noch bei den deutschen Offizieren, doch kontrolliert eine englische Eskorte die Überführung. Zu den Notbesatzungen gehört auch der zwischenzeitlich zum Maat beförderte Trautwein.

Über Monate liegen sie danach vor der britischen Küste fest und dürfen nur zur Selbstversorgung die Schiffe verlassen. Der Krieg ist vorbei, doch ist die Heimat für sie so fern wie selten zuvor. Private Fotografien erinnern an den Schiffsalltag. Wohl noch Gründonnerstag 1919, der 17. April, muss er sich auf einem der Schiffe befunden haben, wahrscheinlich der SMS Friedrich der Große, obwohl nach und nach immer wieder Seemänner heimgeschickt werden.

Fraglich ist so, ob Trautwein auch noch beim letzten Akt der Reichsmarine dabei ist. Am 21. Juni 1919, vor 100 Jahren, initiiert Konteradmiral Ludwig von Reuter die Selbstversenkung der Schiffe. Den Briten sollen sie nicht in die Hände fallen, da Reuter angeblich eine Fortführung des Kriegs erwartet.

Fritz Trautwein kehrt wohlbehalten nach Schiltach heim. Schicksalhaft erleidet Trautwein aber bereits 1922 einen tödlichen Fahrradunfall. Im Unterschied zu seinem Bruder Andreas überlebte er den Krieg, doch schließlich stirbt auch er in jungen Jahren.