Mit seinem Bruder Sando und Schwester Pina singt "Peppino" (rechts) vom Leben in Sizilien. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Giuseppe Boscia sorgt beim Kleinkunstabend im Treffpunkt für italiensches Flair

Eine Lebensgeschichte aus zwei Welten – davon hat Giuseppe Boscia in der Kleinkunstreihe im Treffpunkt in Schiltach erzählt und leidenschaftlich gesungen.

Schiltach. Seine "eingefrorenen Erinnerungen aufweichen" musste Giuseppe Boscia, weil seine Kinder damals forderten: "Erzähl mir von dir, Papa" – der Titel seiner Autobiografie. Es wurde nicht nur ein Aufweichen von Erinnerungen aus der Kindheit in Sizilien und der Übersiedlung nach Deutschland, weil Vater Nicolino 1959 eine Anstellung als Schmied erhielt.

Vom einfachen Leben in der Nähe der kleinen Stadt Santo Stefano an der Nordküste von Sizilien wechselte die Familie 1960 mit vier Kindern nach Hausach.

Der tägliche Weg mit der Großmutter zum Wasserholen am Brunnen und die Geschichten, die die Wartenden dort erzählten, bis die Amphoren gefüllt waren, wich der Stille in dem beschaulichen Städtchen an der Kinzig. Hier wurden keine Esel auf staubigen Wegen zur Tränke geführt und "Peppino", wie Boscias Spitzname lautet, musste nicht in der Schmiede beim Beschlagen mithelfen.

Aber es wurde für den damals Elfjährigen ein langer Abschied von der vertrauten Heimat mit den Bauern und ihren Kindern. "Deutschland war fremder als der Mond, den man doch sehen konnte", formulierte Boscia die aufkommende Melancholie, die ihn bis heute nicht verlassen habe. Dabei war die Begrüßung der Nachbarn in "de Suppegass" mitten in Hausach freundlich und neugierig, waren die Italiener als erste Gastarbeiterfamilie doch eine kleine Attraktion.

"Volare" sorgt für Verständigung

Im Laden gab es sogar für den Vater das typische italienische Minimum: Spaghetti, geschälte Tomaten, Parmesan und Chianti. Und die Kinder fanden im Spiel und Gesang eine gemeinsame Sprache: "Volare" war als Schlager der beginnenden Wirtschaftswunderzeit im Norden angekommen.

Die italienische Lebenslust ließ "Peppino" zwischen den Geschichten aus seinem Buch im Trio anklingen, verstärkt durch einen sizilianischen Rotwein. Mit seinen musikalischen Freunden Gregor Huber mit Gitarre und Geges mit Cajon sang "Peppino" mit voller Stimme sizilianische Volks- und Tanzlieder.

Die größte Enttäuschung gab es für den Elfjährigen, als er nicht in die Schule durfte, weil er zu alt war. Seine jüngeren Geschwister waren im Kindergarten oder in der Schule, aber er durfte erst als Zwölfjähriger in der Firma, in der sein Vater arbeitete, eine Ausbildung beginnen.

Die Sprache sei der Weg zur Integration und die hat er gefunden, wie seine Frau aus dem Schwarzwald beim Lesen des Buchs feststellte. Sie habe ihm gar nicht zugetraut, dass er für seine Erinnerungen eine so gute Sprache gefunden habe.