Bei BBS in Hinterlehengericht laufen die Räder derzeit nicht ganz rund: Die Unsicherheit in der Automobilindustrie wirkt sich auch auf den Premium-Felgenhersteller aus. Foto: Wegner

Unternehmen vor Umstrukturierung. Abbau von befristet Beschäftigten und Leiharbeitern möglich.

Schiltach-Hinterlehengericht - Beim Räderhersteller BBS GmbH in Hinterlehengericht sollen befristete Arbeitsverträge nicht weiter verlängert werden. Ein Abbau der Stammbelegschaft sei allerdings nicht vorgesehen, beton Geschäftsführer Erwin Eigel.

Auf Betriebsversammlungen in der vergangenen Woche – am Donnerstag in Herbolzheim und am Freitag am Hauptsitz in Hinterlehengericht – hatte das Management von BBS nach Informationen des Schwarzwälder Boten umfangreiche Umstrukturierungen angekündigt. Darüber hinaus befürchten die Arbeitnehmer einen Stellenabbau.

In einem Telefonat am 21. November dementierte der neue Geschäftsführer Erwin Eigel einen solchen Stellenabbau, räumte aber ein, dass als eine "Folge des ›Dieselgates‹" umstrukturiert werden müsse. Am Sonntagabend bekräftigte Eigel das Dementi per SMS nochmals: "Egal, was Sie hören, es gibt nichts Neues".

Wie die meisten Automotive-Unternehmen bekommt jetzt auch BBS die Folgen der Dieselaffäre zu spüren. Einen beträchtlichen Anteil seiner Felgen produziere BBS zum Beispiel für den Autohersteller Porsche, der jetzt für das Modell Macan viel weniger als geplant abnehme, wie ein Firmeninsider berichtet. Weniger Felgen für Autos bedeuten weniger Arbeitskräfte bei BBS. "Ich kann bestätigen, dass es betriebsbedingt keine 150 Kündigungen gibt, aber bei den befristeten Arbeitsverhältnissen und den Leiharbeitern kann es zum Personalabbau im Zuge einer Umstrukturierung kommen", erklärt Gewerkschaftssekretär Stefan Prutscher von der IG Metall Freudenstadt, der die BBS-Standorte Hinterlehengericht und Herbolzheim gewerkschaftsseitig betreut.

Nach Informationen unserer Zeitung soll es zurzeit circa 140 befristete Arbeitsverhältnisse und 32 Leiharbeiter bei BBS geben.

Offensichtlich hat das Unternehmen bereits begonnen, im November, Dezember und Januar auslaufende Verträge nicht zu verlängern, was die entsprechende Gerüchteküche über 150 Entlassungen beförderte. Formal hat Geschäftsführer Eigel die Lage also korrekt wiedergegeben: Von betriebsbedingten Kündigungen der Stammbelegschaft ist nicht die Rede.

Einem Abbau der Stammbelegschaft müsste auch der Betriebsrat zustimmen. Darüber hinaus hat BBS mit der IG Metall einen Anerkennungs- und einen Ergänzungstarifvertrag abgeschlossen. Trostpflaster für die befristeten Beschäftigten (und auch die Auszubildenden): Diese müssen sich nicht am im Ergänzungstarifvertrag vereinbarten reduzierten Urlaubs- und Weihnachtsgeld beteiligen.

Dass auf den Betriebsversammlungen in der vergangenen Woche noch keine genauen Pläne zur Umstrukturierung vorgestellt wurden, war jetzt auch noch nicht zu erwarten. Das neue Führungsteam der BBS GmbH war erst vor zwei Wochen der Öffentlichkeit präsentiert worden: Neue Geschäftsführer wurden Erwin Eigel (Chief Sales Officer) und Jürgen Klingelmeyer (Chief Operating Officer). Beide sind seit mehr als sechs Jahren bei BBS und waren zuletzt als Prokuristen tätig.

Prokurist Jann Dittmann führt als Chief Financial Officer (CFO) weiterhin den Bereich Finanzen. Der bisherige Geschäftsführer Heinz Bartosch war am 2. November von seinen Aufgaben entbunden worden. Donghyun Jin von der Nice Group übernimmt übergangsweise die Rolle des Chief Executive Officer (CEO).