Frauke Kleemann (links) spricht über die "Großwetterlage" in Sachen Forst. Maurien Hein, nur noch bis Ende des Jahres Revierleiterin in Schiltach, hat die konkreten Planzahlen. Foto: Sum Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Im Forstwirtschaftsplan steht ein Verlust von 17 600 Euro / Holger Wöhrle neuer Revierleiter

"Der Forst hat schon einfachere Zeiten gehabt", sagte Bürgermeister Thomas Haas. Dass er damit recht hat, zeigte sich nicht zuletzt an den Ausführungen der Verantwortlichen zum Forstwirtschaftsplan 2020.

Schiltach. Frauke Kleemann, Gebietsleiterin beim Forstamt Rottweil, sprach von einer historischen Situation am Holzmarkt: Bislang seien Borkenkäfer- oder Sturmschäden relativ lokale Ereignisse gewesen und auf dem Gesamtmarkt daher eher kleinere Randerscheinungen. Auch bedingt durch den trockenen Sommer 2018 gebe es derzeit aber in ganz Europa Schadholz – von der Schweiz bis Südschweden.

Das dadurch entstehende Überangebot wirke sich negativ auf den Holzpreis aus. Dank des anhaltenden Baubooms finde "das Holz aber reißenden Absatz". Allerdings "sind wir derzeit etwas in der Schwebe": Einerseits gebe es "unheimlich viel" Schadholz auf dem Markt, andererseits bräuchten die Sägewerke für manche Aufträge aber "Frischholz von höchster Qualität". Daher zahlten manche Sägewerke bereits Aufpreise für Frischholz. Weil das als "Trendindikator" gesehen werden könne, rechnet Kleemann damit, dass der Holzpreis Anfang/Mitte 2020 "zumindest wieder leicht ansteigen könnte" – vorausgesetzt, es kämen "über den Winter keine größeren Katastrophen" wie Schneebruch dazu.

Allerdings sei die Planung mit "viel hätte, könnte, wäre" verbunden. Sie basiere daher auf der Annahme, "als würden wir kommendes Jahr ganz normal wirtschaften" – ohne weiteres Schadholz und mit den aktuellen Preisen.

Kleemann informierte außerdem über die Änderung der Forstrevierzuschnitte im Zuge des Kartellverfahrens und der damit einhergehenden Initiative des Landes Baden-Württemberg, den Staatswald in eine Anstalt des öffentlichen Rechts zu überführen. Die Reviere Schiltach und Lauterbach seien nun "in sinnvoll abgegrenzte Flächen" aufgeteilt.

Auch personell wird sich etwas ändern: Holger Wöhrle, bislang für Lauterbach zuständig, wird ab 1. Januar 2020 Revierleiter in Schiltach. Seine bisherige Stelle werde ein Kollege aus dem Ortenaukreis übernehmen. Maurien Hein wechselt von der Revierleitung Schiltach in den Innendienst und übernimmt die Reviervertretung.

Hein stellte daher zum letzten Mal die Planzahlen für Schiltach vor. Auf der Kostenseite schlagen die Holzernte mit 82 700 Euro, die Verwaltungskosten für den Nichtstaatswald mit 24 700 Euro und die Erschließung (etwa Fahrwegunterhaltung) mit 17 000 Euro als größte Posten zu Buche. Erlöse werden für die Holzernte in Höhe von 118 300 Euro erwartet. Als Erholungsvorsorge bekommt die Stadt außerdem knapp 1000 Euro und 3300 Euro als Gemeinwohlausgleich.

Insgesamt stehen den Einnahmen von 122 600 Euro Ausgaben von 140 200 Euro gegenüber. Damit bleibt ein Minus von 17 600 Euro.

Der Gemeinwohlausgleich, so führte Frauke Kleemann aus, wird neu eingeführt. Das Kartellamt habe darauf bestanden, dass das Land die indirekte Bezuschussung der Kommunen über das Forstpersonal stoppt. Deshalb müsse das Landratsamt ab kommenden Jahr die Entstehungskosten ermitteln, "sprich, was kostet der Förster die Gemeinde beziehungsweise den Landkreis tatsächlich". Diesen Betrag müssten die Gemeinden dann auch bezahlen.

Bekommen würden sie aber noch eine direkte Förderung, den sogenannten Gemeinwohlausgleich – und zwar in Höhe von zehn Euro pro Hektar Gemeindewald. Die Kommune habe ein Interesse daran, dass die Wege im Gemeindewald für Wanderer und Radfahrer nutzbar sind. "Weil die Gemeinde damit für die Allgemeinheit etwas Gutes tut", erhalte sie diesen Zuschuss, so Kleemann. Bei einer bestimmten Menge Erholungswald gebe es eine wietere Förderung.

Einstimmig beschloss das Gremium den Forstwirtschaftsplan für das kommende Jahr.

Im Zuge der Forstneuorganisation sind die Regelungen zum forstlichen Revierdienst neu gefasst worden. Die Übernahme des forstlichen Revierdiensts und der Wirtschaftsverwaltung (ohne Holzverkauf) ist die weiterhin durch die untere Verwaltungsbehörde Rottweil möglich. Dafür ist ein Vertrag erforderlich, wie Stadtkämmerer Seckinger im Rat erklärte. Einen passenden Entwurf gebe es vom Kreis. Pro Erntefestmeter müsse die Stadt rund zwei Euro mehr (künftig 8,68 Euro) bezahlen als bisher, allerdings könne "man den Gemeindewohlausgleich ein bisschen dagegen rechnen", wodurch sich das Ganze relativiere. Der Rat stimmte dem Vertrag, der eine Laufzeit von fünf Jahren hat, einstimmig zu.