Thomas Hafen nimmt den Wandel in der Badekultur unter die Lupe. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Thomas Hafen referiert bei "Kultur im Stadtgarten" zur Entwicklung der Badekultur

Hitze überall – da hilft schon seit jeher nur noch der Sprung ins kühle Nass. Dass es durchaus unterhaltsam sein kann, sich eingehender mit dem Thema Badekultur zu befassen, haben die Besucher bei "Kultur im Stadtgarten" erfahren.

Schiltach. "Wenn Helden baden gehen" – unter diesen Titel stellte Volkskundler Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof, seinen kurzweiligen Vortrag im Stadtgarten. Er gab darin einen Überblick über die Entwicklung der Badekultur von der Antike bis hin zur Gegenwart.

Schon immer hatte Baden bei Weitem nicht nur den Zweck der Reinigung, es diente der Schönheitspflege, war Ausdruck von Kultiviertheit, gesellschaftliches Ereignis für Eliten – und war selbstverständlich auch eine gern erledigte Freizeitbeschäftigung.

Öffentliche Badeeinrichtungen gab es bereits in nahezu allen Hochkulturen der Antike. Während es bei den Griechen beispielsweise vor allem um Entspannung nach dem Sport ging, war der gesellschaftliche Stellenwert der Badekultur bei den Römern um ein vielfaches höher. Überall im römischen Großreich entstanden monumentale Badetempel – nicht zuletzt als Ausdruck des römischen Machtanspruchs.

Was zunächst als gesellschaftliches Forum der Eliten entstand, entwickelte sich rasch zu einem Massenphänomen über alle sozialen Schichten hinweg.

Nach dem Zerfall des römischen Reichs gab es im Westen des ehemaligen Großreichs zunächst einen Einbruch in der Badekultur. Doch auch hier entwickelten sich im Laufe des Mittelalters sogenannte Badestuben, in welchen das öffentliche Bad im Holzzuber bei Musik und reichlich Essen zelebriert wurde.

Schwimmbäder als Ausdruck des Wohlstands

Die moderne Badekultur hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert, als Kurorte mit Badeanlagen, welche nicht nur architektonisch an die Tradition der Antike anknüpften, während der Sommermonate zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens für Europas Eliten wurden.

Ab Mitte des Jahrhunderts eroberte auch die durch die Industrialisierung entstandene neue bürgerliche Wohlstandsgesellschaft die Seebäder Europas – Baden als gesellschaftliches Ereignis war damit endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Das Errichten zahlreicher Schwimmbäder ermöglichte den Badewilligen, auch im Alltag nicht auf die Annehmlichkeiten der öffentlichen Badeanstalten verzichten zu müssen und war Ausdruck der entstehenden Wohlstandsgesellschaft.

Auch die Entwicklung der privaten Bäder – konkret der Badewanne – fand ihren Platz in Hafens Vortrag. Nach einem kurzen Exkurs über deren antike Vorläufer, zeigte Hafen auf, wie sich aus dem mittelalterlichen Badezuber ab den 1850er-Jahren die moderne Badewanne entwickelte – zunächst noch frei beweglich, aber im 20. Jahrhundert zunehmend fest installiert und an fließendes Wasser angeschlossen.

Mit einer kurzen Fragerunde beendete Hafen seinen unterhaltsamen Vortrag, welchen die Zuhörer mit ausgiebigem Applaus belohnten.