Matthias Bühler freut sich über Regen und Sonne gleichermaßen: Mal liefern Wasserkraft-Turbinen den Strom für sein Sägewerk, mal die Solarzellen auf dem Betriebsgebäude. Der Kanal ist so angelegt, dass die Fische im Bach noch wandern können. Fotos: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachhaltige und regionale Energieversorgung in Schiltach / Mehrere Turbinen / Kombination mit Solarenergie

Von Johannes Fritsche

Schiltach. Alte Energiequelle, neuer Nutzen: Mit Strom aus Wasserkraft und Sonne laufen die Maschinen und der Firmenwagen des Sägewerks Bühler

Inhaber Matthias Bühler hat den Ehrgeiz, möglichst viel selbsterzeugte Energie für seien Betrieb und sein Fahrzeug zu nutzen. "Wasserkraft als Energielieferant ist heute aktueller denn je", findet Bühler. Elektrischen Strom aus der Schiltach zu gewinnen, hat Tradition in seinem Sägewerk. Trieb zunächst in früheren Zeiten ein Wasserrad die Maschinen an, wurde bereits 1930 eine Turbine zur Stromerzeugung direkt beim Sägewerk installiert.

2002 kam ihm die Idee für die Neuinstallation einer Wasserkraftanlage. Drei Jahre dauerten Planung und Genehmigungsverfahren. 2005 konnte das kleine Kraftwerk endlich gebaut werden, direkt an der Schiltach, etwas weiter entfernt vom Sägewerk. 75 bis 80 KW/h ( umgerechnet rund 100 PS) leistet die Turbine im Normalbetrieb bei gutem Wasserstand. Der damit im Generator erzeugte Strom könnte 200 Haushalte versorgen. Die Holzbearbeitungsmaschinen des Sägewerks benötigen 60 KW/h. Damit bleiben 20 KW für das öffentliche Netz oder das Aufladen der Batterien des Elektroautos, einem rein elektrisch fahrenden fünfsitzigen Renault Zoe.

Zur Zeit ist allerdings Ebbe in der Schiltach. Statt 2000 bis 2300 Liter pro Sekunde fließen nur 200 Liter pro Sekunde in Richtung Kinzig und Rhein. Zuwenig für die Turbine. Seit eineinhalb Monaten steht sie still. Dafür scheint die Sonne satt. Bühler holt sich den Strom von den Dächern seiner Gebäude. "Ich kann mich also freuen, wenn es regnet, und ich kann mich freuen, wenn die Sonne scheint", sagt Bühler.

Das kleine Wasserkraftwerk hat er so bauen lassen, dass es so wenig wie möglich für die Lebensumgebung der Fische verändert. "Die nutzen sogar den Seitenkanal zur Turbine als Rückzugsgebiet", hat Bühler beobachtet. Der Rechen vor dem Turbineneinlauf hat einen Zinkenabstand von einem Zentimeter. Größere Fische im Zulaufkanal nutzen den Fischabstieg, um flussabwärts zu kommen. Für flussaufwärts wandernden Fische hat Bühler eine Fischtreppe für den Aufstieg gebaut. "Ganz kleine Fische wandern noch nicht", versichert er.

Probleme verursacht immer wieder Treibholz im Zulaufkanal: "Kann schon mal sein, dass ich nachts aufstehen und hingehen muss, wenn entsprechende Warnmeldungen vom Wasserwirtschaftsamt kommen". In den nächsten Tagen wird er deshalb eine Kamera am Wehr installieren. Dann muss er zur Kontrolle nicht mehr raus. Die Halterung dafür ist schon angebracht.

Das Wehr zur Ableitung des Wassers in den Zulaufkanal ist zweigeteilt. Eine breite Wehrklappe aus Metall senkt sich bei hohem Wasserstand automatisch ab und lässt mehr Wasser durch. Gesteuert wird das Ganze durch einen Sensor der Firma Vega Grieshaber, die übrigens selbst bei ihrem Werk an der Kinzig in Schiltach ein kleines Wasserkraftwerk betreibt, deren Turbine eine Leistung von 250 KW bei Volllast bringt.

Gut ein Kilometer davor hat das Wasser der Kinzig bereits das Wasserrad und den Generator des kleinen Wasserkraftwerks im Schüttesäge-Museum angetrieben. Schon seit zwölf Jahren leistet es je nach Wasserstand zehn bis 30 KW und speist Strom für 30 bis 40 Haushalte in das öffentlich Stromnetz. Die Welle des Wasserrads lässt sich mit einem Hebel umlenken. Dann treibt sie die noch voll funktionstüchtigen historischen Maschinen der Schüttesäge an, die übrigens früher im Sägewerk Bühler standen.

"Wasserkraft war und ist ein Thema im Schiltach- und Kinzigtal", kommentiert Thomas Kipp. Er ist nicht nur Ortsvorsteher von Lehengericht, sondern kümmert sich als Elektromeister unter anderem auch um die zehn Wasserkraftanlagen und das Netz der Gebrüder Heinzelmann Elektrizitätswerke in Halbmeil, die etwa fünf Millionen Kilowattstunden jährlich produzieren und 300 Kunden in der Region versorgen.