Nicht alle Weiden sind derzeit grün. Foto: Jäckels Foto: Schwarzwälder Bote

Landwirtschaft: Forum Pro Schwarzwaldbauern fordert Wandel / Fahrt in die Alpen

Schiltach-Lehengericht. "Mit dem Klimawandel müssen sich auch Lehrmeinungen wandeln" – so lautet das Fazit eines Weidegesprächs des Forum Pro Schwarzwaldbauern im Schöngrund in Schiltach-Lehengericht.

Schöngrundbauer Frieder Wolber erklärte, wie sich die Landschaft an den steilen Hängen mit dem Wertverlust der lokalen Versorgung verändert habe. Weshalb auch nach den Regenschauern in der jüngsten Zeit nicht alle Weiden und Wiesen in einem frischen Grün erscheinen.

Das sei nicht nur eine Folge der Trockenheit, erklärte Siegfried Jäckle, Vorsitzender des Forums, sondern auch Zeichen für Bodenunterschiede und die Weideführung. Denn wo mit dem Weiden zu spät begonnen werde, verholzten die blühenden Gräser, würden ungern gefressen und nicht mehr grün. Aber auch Weiden, auf denen zu viele Tiere mit zu knapper Fläche auskommen sollen, wirkten oft braun. In beiden Fällen fehlt den Gräsern laut Mitteilung der Wachstumsimpuls durch das Abweiden zum richtigen Zeitpunkt. Denn auf grünen Weiden wachse Futter nach, wobei die grünen Pflanzen CO2 aufnehmen und klimaentlastend wirken würden. "Diese Zusammenhänge sind von den politischen Mythen der Offenhaltung und Pflege der Landschaft genauso verdrängt wie vom Marketing mit weidenden Tieren", heißt es seitens des Forums. Denn: "Sie gehen von Vorstellungen und Lehrmeinungen aus, die vom gleichmäßigen Graswuchs an der Nordseeküste oder im Alpenvorland ausgehen. Mit zunehmender Höhenlage beginnt der Graswuchs jedoch nicht nur später, er bricht im Hochsommer ein. Die Klimaerwärmung scheint diesen ungleichmäßigen Graswuchs noch zu verstärken."

Das Forum sehe standortangepasste Weideführung deshalb als Herausforderung, so Jäckle. "Um Umwelt, Futter und Leistung wieder in Einklang zu bringen, was Landwirtschaft und Naturschutz gespalten hat und weshalb sich Schwarzwaldbauern oft zwischen den Stühlen fühlen", begründet er.

Weiden sei für das Forum praktische Ökologie. Dazu sei neben einem an den Standort angepassten Viehbesatz die Weideführung der Schlüssel. Das sei weniger eine Frage von Technik, sondern davon, mit Graswuchs und Vieh haushalten. Wo das nicht zusammenpasse, leide das Leben im Boden und von Weidetieren gemiedene Sträucher wie Farn, Ginster oder Brombeeren nähmen zu. Diese mit technischem Aufwand kurz zu halten, schmälere wiederum die Rentabilität.

"Deshalb versucht das Forum in Weidegesprächen über die Zusammenhänge von Böden, Kleinklima und Vegetation aufzuklären und pflegt dazu auch Kontakte mit Vordenkern in anderen Bergregionen", so Jäckels. Am Samstag, 24. August, wird eine Infotour in den Bregenzerwald angeboten, bei der von der Alpwirtschaft gelernt werden soll. Anmeldungen dazu sind kurzfristig noch unter Telefon 07724/ 79 92 oder E-Mail an spittelhof@t-online.de möglich.