Besitz des "Hohen Hauses" in Schiltach geht auf Erbteilung zurück / Umwandlung von Gassen- in Schildwirtschaft

Von Hans Harter

Schiltach. Wer besaß das "Hohe Haus", das stattlichste der Schiltacher Fachwerkhäuser, anfangs? War es in herrschaftlicher oder privater Hand? Nachrichten gibt es erst 1716/1717, hundert Jahre nach der Erbauung, und da hieß es "Haus beym Zollhauß". Doch hatte es zwei Besitzer: Im ersten Stock saß der Metzger und Wirt Jakob Trautwein, darüber seine Base Katharina, die mit Tobias Engelmann, Metzger und Bierwirt, verheiratet war.

Der geteilte Besitz so naher Verwandter geht auf eine Erbteilung zurück. Caspar Trautwein (1609-1678), Großvater Jakob Trautweins und Katharina Engelmanns, muss das Haus im 17. Jahrhundert besessen haben. Vor 1636 kaufte er auch das "Weiße Rößle". Seine Söhne besaßen dazu noch die "Krone" und den "Ochsen". Nur vom "Hohen Haus" ist nicht mehr die Rede. Nach Caspar muss es in Abgang gekommen sein, vielleicht infolge der vielen Einquartierungen im 30-jährigen Krieg oder der Teilung seit 1678.

Die Nachfolger in beiden Stockwerken betrieben nur noch "Gassenwirtschaften", die Bier über die Straße verkaufen durften; dazu waren sie Metzger. So hieß Hans Jerg Trautwein "Gaßwirt" und "Metzger im Bierhaus", bis er 1747 seinen unteren Hausteil verkaufte, der dann durch verschiedene Hände ging. Der zweite Stock, der Katharina Engelmann gehörte und die 1749 gleichfalls einen "Bierausschank" hatte, blieb bei ihren Nachkommen. Auch sie waren Metzger und "Gassenwirte". Damals erhielt das Haus einen Anbau, der es in Richtung "Spittel" vergrößerte. 1837 kaufte Johann Engelmann dem Schiffer Ludwig Dorner den ersten Stock ab, so dass das Haus nun in einer Hand war.

Engelmann bemühte sich um die Umwandlung der "Gassen-" in eine "Schildwirtschaft". Eine solche besaß Schild und Namen, konnte Fremde beherbergen, Speis und Trank anbieten und Gesellschaften wie Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen bewirten. Dazu erwarb Engelmann die Schildgerechtigkeit des bis 1808 am Marktplatz stehenden "Adler" (Haus Nr. 9). Dort fand er auf dem Speicher den schmiedeisernen Stechschild und brachte ihn an seinem Haus an. In Form des Habsburger Doppeladlers ziert er bis heute das so erst zum "Adler" gewordene Haus.

1848 ist Engelmann als "Adlerwirt" belegt. Er selbst nannte sich "Metzger und Weinwirt", wie auch sein Sohn Christian (bis 1892), was eine weitere Besonderheit des Hauses ausmacht: Es war jetzt eine "Weinwirtschaft". Bis zum Aufkommen des Flaschenbiers bekam man Bier nur in den Hausbrauereien, von denen es zu dieser Zeit vier in Schiltach gab: Aberle, Haißt, Kreuzstraße und Bierfritz. Sie lagerten es in Felsenkellern, wo es, in Eis gepackt, haltbar blieb. Eine Weinwirtschaft hatte die Vorräte im eigenen Keller. So standen im "Adler" fünf Fässer mit jeweils über 1200 Litern Inhalt. Der Wein wurde "stückweise" ("Stück" = 600 Liter) bei Winzern in der Ortenau, am Kaiserstuhl oder in der Pfalz gekauft, auf Fuhrwerken herbeigeschafft und in den Keller geschlaucht. Dies machte ein Küfer, dem auch die Herrichtung des Weins oblag.

1869 kam der Künstler Karl Weysser nach Schiltach und fertigte vom "Adler" mehrere Zeichnungen an, auf denen erstmals das Stechschild erscheint, während der Erker noch ein Schleppdach hat. So zeichnete ihn um 1880 auch Karl Eyth für die ersten Ansichtskarten, die es von Schiltach gab. Sein Kegeldach bekam der Erker erst um 1900. Danach gefiel der "Adler" auch dem Maler Eduard Trautwein: 1930 entstanden für die Mappe "Aus Alt-Schiltach" drei Blätter, darunter der hübsche Blick in eines der Erkerstübchen.

Weitere Informationen: J. Hauth, Geschichte Schiltacher Häuser, Stadtarchiv.