Die Autofahrer gucken durch den Rahmen und der Ortsvorsteher von Killer, Gerd Schäfer, in die Röhre. Der Deal, den er den Schilderklauern medienwirksam anbot, entbehrt der Rechtsgrundlage. Foto: Rapthel-Kieser

Der Schilderklau der Ortstafel in Killer hat eine weitere Wendung genommen. Eine, mit der die längst bundesweit bekannte Geschichte umso mehr zur Dorfposse wird.

Burladingen-Killer/Reutlingen - Der vermeintliche "Straffreiheits-Deal", den Ortsvorsteher Gerd Schäfer den Dieben via Lokalmedium anbot, ist völlig wertlos. Er verzichte auf eine Anzeige, wenn die Schilder bis Sonntagabend wieder auftauchen, ließ Schäfer, Rathauschef des 600-Einwohner-Dorfs, über eine Zeitung verkünden. Er wolle das so auch im Amtsblatt formulieren, hieß es da.

"Kann er gerne so sagen, aber der Diebstahl ist ein Offizialdelikt und wird deshalb von Polizei und Staatsanwaltschaft auch ohne eine Anzeige verfolgt. Wir haben schließlich Kenntnis davon", schmettert ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Reutlingen etwaige ortsinterne Hoffnungen auf eine Billig-Lösung einfach ab.

500 Euro teurer Spaß

Deal geplatzt, bevor das Ultimatum überhaupt richtig zum Laufen kam. Dabei war es überhaupt das allererste Mal in der jahrelangen Geschichte des permanenten Schilderklaus in Killer, dass Täter gesehen wurden. Oder zumindest, dass sich jemand meldete, der sie gesehen hatte. Auf zwei Mofas sind die Vier, je zwei auf einem Gefährt, davongefahren, hatte der Beobachter berichtet. Einer habe sich das Schild zwischen die Beine geklemmt. Die Polizei gab, Wochenende hin oder her, gleich eine Pressemitteilung heraus.

Seitdem geht der permanente Schilderklau – einmal mehr – bundesweit durch die Medien. Das Fernsehen berichtete, bei Schäfer stand das Telefon nicht still. Für den Ortsvorsteher alles lästige Begleiterscheinungen, für die Kreisbehörde, die die Schilder ersetzen muss, jeweils ein rund 500 Euro teurer Spaß. Das summiert sich über die Jahre. Es ist allein in diesem Jahr das dritte Mal, dass das verführerische Schild wegen seines mörderisch-anziehenden Klangs abhandenkommt.

Umbenennung kommt wohl nicht in Frage

Weil "Killer" vor allem für Menschen aus dem englischsprachigen Raum interessant zu sein schien und vor allem, weil eines der Schilder mal online in einem Spezialshop in den USA auftauchte, vermutete man in dem Burladinger Teilort jahrelang ausländische Touristen als Täter. Offensichtlich ist "Killer", dem Rap sei Dank, längst eingedeutscht. Vor allem unter jungen Leuten. Dass die Mofa fahrenden Täter nicht zur mittleren Altersgruppe gehören und wohl ganz aus der Nähe sein müssen, hat jetzt alle eines Besseren belehrt.

Sich wie das oberösterreichische "Fucking" – das jetzt "Fugging" heißt – umzubenennen, das kommt aber wohl für den Ortschaftsrat von Killer nicht in Frage. Auch wenn das Wörtchen von Kiliwari kommt und der Ort einst "Kirchweiler" hieß.

Der Deal mit den vermeintlich jungen Schilderdieben mag wegen der juristischen Sachlage nichtig sein. Schäfer und sein Ortschaftsrat hoffen längst auf größere Geschäfte. "Wir sind gerade dabei, uns was zu überlegen", sinniert der Ortsvorsteher im Gespräch mit unserer Redaktion, wohl frei nach dem ebenfalls im englischen Sprachgebrauch üblichen "Think big", also: denke groß.

Tatsächlich könnte der einmalige Name zum gut laufenden, großartigen Merchandise-Artikel werden. Von bedruckten T-Shirts, über Schirmmützen, Schlüsselanhänger, Tassen mit Motiv und fast originalgetreuen Schildern im Großformat: Für Burladinger und Alb-Touristen könnte das, richtig vermarktet, gleichermaßen interessant sein. Und eine völlig neue, ungeahnte Einnahmequelle im Bereich des Tourismus eröffnen. Diesen will der junge, noch fast neue Bürgermeister Davide Licht, gerade mal seit einem knappen Jahr im Amt, ohnehin viel stärker fördern. Fazit: Es bleibt spannend in Killer. Viel länger als nur bis Sonntagabend.