Wie geht es mit den Calwer Bahn-Brücken am Adlereck weiter? Eine soll nun untersucht werden. Mit jener, die 2019 plötzlich als einsturzgefährdet galt, hat das aber nichts zu tun. Sondern mit der Hesse-Bahn. Doch auch zum baufälligen Bauwerk gibt es Neuigkeiten – obwohl viele Fragen offen bleiben. Denn die Deutsche Bahn gibt sich wortkarg.
Calw - Wenn es um das Calwer Adlereck geht, kann ein Satz wie der folgende schon alarmierend wirken: "Vom 7. Juni, 21 Uhr, bis 8. Juni, 5 Uhr, findet in der Stuttgarter Straße/Bahnhofstraße eine Brückenuntersuchung statt." Das teilte die Straßenverkehrsbehörde Calw vor Kurzem mit.
Schnell werden Erinnerungen an den 17. April 2019 wach – den Tag, an dem die seit 1981 stillgelegte Eisenbahnbrücke zwischen den Schienen der Kulturbahn und der historischen "Fischbauchbrücke" plötzlich für akut einsturzgefährdet erklärt worden war.
Auch damals waren dieser Nachricht – dass das tonnenschwere Bauwerk jederzeit hätte auf die Bundesstraße krachen können – Untersuchungen vorausgegangen. Dreieinhalb Wochen Vollsperrung und der Einbau einer Stützkonstruktion folgten – und Pläne, wie es in den kommenden Jahren weitergehen soll. Bis heute sind hierzu Fragen offen – doch dazu später mehr.
Verkehr mit Ampel geregelt
Die nun an diesem Montag anstehenden Untersuchungen haben einen weit weniger dramatischen Hintergrund. Wie Holger Schwolow (stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands Hermann-Hesse-Bahn) auf Anfrage unserer Zeitung ausführt, soll bei der Maßnahme der Zustand der historischen "Fischbauchbrücke" geprüft werden. Konkret gehe es um die Frage, welche Sanierungsschritte nötig wären, um das Bauwerk wieder in einen betriebsbereiten Zustand zu versetzen. Ein Bauwerk, das Bedeutung gewinnen dürfte, wenn die geplante Hermann-Hesse-Bahn eines Tages nicht nur Richtung Weil der Stadt, sondern auch Richtung Alter Bahnhof und Nagoldtal weitergeführt werden sollte.
Während der Untersuchungen, die von Montag, 7. Juni, 21 Uhr, bis Dienstag, 8. Juni, 5 Uhr laufen, werden die einzelnen Fahrspuren am Adlereck nicht wie üblich zu befahren sein. Die dortige Ampelanlage ist in dieser Zeit daher nicht in Betrieb; der Verkehr wird mit einer Baustellenampel geregelt. Für Fußgänger bleibt im Gehwegbereich an der Stuttgarter Straße und vor den Parkplätzen ein mindestens einen Meter breiter Durchgang frei. Die Parkplätze unter der Brücke sind allerdings von 20 bis 5 Uhr gesperrt.
Deutsche Bahn gibt nur vage Auskünfte
So weit so gut. Doch auch wenn die Untersuchungen nichts mit der einst einsturzgefährdeten Brücke zu tun haben – wie geht es hier eigentlich weiter? Dazu scheint die Deutsche Bahn (DB) auch mehr als zwei Jahre nach der möglichen Beinahe-Katastrophe nur vage Auskunft geben zu können: "Der Rückbau (also Abriss, Anm. d. Red.) der von Ihnen angefragten Brücke ist für das vierte Quartal 2022 geplant. Aktuell finden Abstimmungsgespräche über mögliche Varianten zur Erneuerung der Brücke statt", erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage unserer Zeitung.
Neu daran ist nur, dass sich der Abriss gegenüber den ungefähren Plänen des vergangenen Jahres offenbar verzögert. Ende August 2020 hatte die Bahn noch berichtet, den "Rückbau" im Frühsommer oder Sommer 2022 in Angriff zu nehmen. Nun wird es wohl frühestens im Oktober kommenden Jahres losgehen.
Doch mit dem Abriss allein soll es ja nicht getan sein. Auch ein Neubau steht im Raum – das hatte die Bahn erstmals im November 2019 überraschend auf Anfrage bekanntgegeben; selbst die Stadtverwaltung war damals nicht informiert gewesen. Ein Neubau, so hatte der Konzern erläutert, sei nötig, da die bestehende Brücke trotz Stilllegung einen Zweck erfüllt habe: als Randweg, über den Instandhaltungsarbeiten, Reparaturen oder Evakuierungen möglich seien. Dieser Neubau allerdings werde wegen des hohen Planungsaufwands wohl erst 2028 fertig, hatte eine Bahnsprecherin 2020 erklärt.
Ob es tatsächlich bei diesem Zeitplan bleibt, ließ die Bahn auf aktuelle Nachfrage unbeantwortet. Falls ja, müsste es rund sechs Jahre lang ohne Randweg neben den Schienen gehen. Doch wenn ein solcher Weg benötigt wird – wieso wird nicht später abgerissen? Wie könnte ohne Randweg repariert oder evakuiert werden? Und falls der Neubau doch nicht erforderlich ist – warum soll er überhaupt gebaut werden? Auch zu diesen Fragen gab die Bahn keine Auskunft.