Bürgermeister Anton Müller (rechts) und die Betriebsleiter des Restaurants Schieferhaus, Matthias Kawecki (links) und Björn Zeller, freuen sich, dass der Park und das Restaurant auf eine so große Resonanz stoßen. Foto: Schweizer

Von wegen Sommerloch. In Dormettingen ist schwer was los. "Das SchieferErlebnis boomt", freut sich Bürgermeister Anton Müller: "Unser Park ist zu einem riesigen Magneten in der Region geworden."

Dormettingen - Beim Besuch unserer Zeitung am bislang heißesten Tag des Jahres herrscht (noch) Ruhe. Eine Hand voll Kinder sind beim Steineklopfen, im Restaurant, das seit dem Pächterwechsel Schieferhaus heißt, genießt eine Rentnergruppe aus Leidringen Eis und Cappuccino. Zwei Stunden später werde es so nur so wuseln, prophezeien Björn Zeller und Matthias Kawecki, die beiden Betriebsleiter. Dann seien Sitzplätze im Freien Mangelware, und in der Küche dampfe es aus allen Töpfen und Pfannen.

In der Tat, die Stimmung am Abend, wenn über dem Gelände die Sonne untergeht, ist einzigartig. Wenn in den Feuerschalen die Flammen lodern, der Ichthyosaurier aus Metall in einem schönen Blau erstrahlt und die Schieferwand angeleuchtet wird, fühlen sich auch die Daheimgebliebenen wie im Urlaub.

Bürgermeister lobt Konzept

Bürgermeister Anton Müller lobt das Konzept der Schieferhaus-Betreiber, die einen ziemlich holprigen Start hatten. Die Neueröffnung fiel mitten in die Corona-Pandemie, Pläne wie der Bau eines Stegs über den See oder die Erweiterung der Wirtschaft um einen Wintergarten wurden erstmal auf Eis gelegt. Nach den beiden Lockdowns sei der Biergarten die Rettung gewesen. "Die Zeit war ziemlich herausfordernd", berichten Zeller und Kawecki. Rund 50 Voll- und Teilzeitkräfte kümmern sich um die Gäste.

Das Außengelände verändert sich zusehends. Ein riesiger Schirm, der einem schweren Gewitter standhalten soll, schützt vor Regen und Sonne. Blauglockenbäume wurden gepflanzt, und am Strand lassen Palmen Ferien-Feeling aufkommen. So finden auch immer mehr Foto-Sessions und Videoclip-Drehs auf dem Gelände statt. Der Blick auf den See macht aber deutlich, dass die Hitze auch dem Gewässer arg zu schaffen macht. Das Wasser ist am Ufer um rund 60 Zentimeter zurückgegangen. "Leider", bedauert Anton Müller, "können die Rigolen den Notstand nicht ausgleichen."

Eintritt in Park ist umsonst

Neu ist auch, dass alle kostenlos auf den Bergbauspielplatz und das Fossilienareal gehen können. Der seit der Eröffnung 2014 diskutierte Eintritt ist Geschichte. Und wie finanziert sich der Park seit dem Pächterwechsel? "Das ist kein Geheimnis", betont Müller. "Neben den Pachteinnahmen ist die Gemeinde nunmehr auch am Umsatz des Restaurants beteiligt."

Den Park selber haben in den vergangenen Wochen vor allem Schulklassen aus verschiedensten Landstrichen besucht. Für den Klopfplatz gab es sogar Anfragen weit darüber hinaus – unter anderem aus Frankfurt und Heidelberg. Um immer genügend Klopfmaterial zu haben, fahren die Laster von Holcim noch öfters vor. Einfach nur hinkippen, ist aber nicht. Der Austausch fordert den Bauhof ganz schön, berichtet Müller. Gut besucht ist auch der Bergbauspielplatz, der sich laut Müller nach acht Jahren immer noch in einem Top-Zustand befinde und regelmäßig das TÜV-Siegel bekomme. "Kinder lernen bei uns spielerisch die Erdgeschichte kennen", fasst Anton Müller zusammen.

Ausgangspunkt für Touren

Für Erwachsene ist der Park zudem Ausgang für die Schiefer-Radtour, den Schlichemwanderweg und den Erinnerungspfad Unternehmen Wüste, der an die Gräueltaten der Nazis erinnert. Für viele Besucher meist unentdeckt bleiben die weiteren Stationen im Park. Der Dorfchef überlegt deshalb, am Quellstein ein Schild aufzustellen, das auf den Aussichtshügel hinweist. Dort befindet sich der sogenannte Schieferrücken, von wo aus sogar die Burg Hohenzollern zu sehen ist.

Auf der Anhöhe ist das Gedicht von Erich Mörike an zwei Freundinnen auf einer runden Bank eingemeißelt, wo es unter anderem heißt: "Einmal noch an eurer Seite. Meinen Hammer im Geleite. Jene Frickenhauser Pfade. Links und rechts und krumm und grade. An dem Bächlein hin zu scherzen. Dies verlangte mich von Herzen. Aber dann mit tausend Freuden gleich den Hügel auf zu weiden. Drin die goldnen Ammoniten, Lias-Terebratuliten, Pentakrinen auch, die zarten. Alle sich zusammenscharten."

Müller: bisher keine Klagen

Wer in Richtung Open-Air-Gelände weiterläuft, findet auf dem Bergweg Informationen über die land- und forstwirtschaftliche Rekultivierung der einstigen Abbaufläche, auf der Tafel "Wald und Wiese" erfahren die Besucher, warum Biodiversität wichtig ist. Während auf der Fläche hinter der Aussichtsplattform Sträucher wachsen und ein Wald entstehen soll, weiden den Hügel Schafe und Kühe ab. Die Tiere gehören dem Dormettinger Tierarzt Martin Erler.

2024 wird der Park zehn Jahre alt. Anton Müller zieht schon ein positives Fazit. Mittlerweile kämen die ersten Besucher des "Elements-Festivals" mit ihren eigenen Kindern auf das Festival. Obwohl es dann laut sei und es auf den Straßen ziemlich eng zugehe, habe es so gut wie noch nie Beschwerden aus der Bevölkerung gegeben.