Im Januar wurde an der kanadischen Grenze ein US-Polizist erschossen. Bei dem Schusswechsel starb auch Ophelia B. aus Freiburg. Sie war, wie die mutmaßliche Täterin, Mitglied der „Zizians“. Foto: The Canadian Press/AP/Christinne Muschi/dpa

Die New York Times hat das Leben und den Tod von Ophelia B. aus Freiburg nachgezeichnet. Sie war Mitglied der umstrittenen Gruppierung „Zizians“.

Als Jugendlicher gewann Felix B. aus Freiburg Mathe- und Informatik-Wettbewerbe. Dann ging der junge Mann fürs Studium nach Kanada, lebte unter dem Namen Ophelia B. seine (beziehungsweise nun ihre) Trans-Identität aus und schloss sich einer radikalen Veganer-Gruppierung, den „Zizians“, an.

 

Sieben „Zizians“ sitzen heute wegen Verbrechensvorwürfen bis hin zum mehrfachen Mord im Gefängnis. Ophelia B. hingegen ist tot, gestorben im Januar nahe der US-Grenze nach Kanada, wo sie zusammen mit ihrer Komplizin Teresa Y. (21) in eine Schießerei mit der Polizei geriet, bei der auch der Polizist David M. (44) sein Leben verlor.

Der Kriminalfall um die „Zizians“ sorgt in den USA bis heute für große Aufmerksamkeit: Die Gruppe überwiegend vegan lebender transsexueller Computerwissenschaftler wurde in den US-Medien wiederholt als „Kult“ und „Sekte“ bezeichnet. Zu den ihnen vorgeworfenen Morden haben sie sich nicht schuldig bekannt.

Studium führt ihn nach Kanada

Die New York Times hat in diesem Zusammenhang nun den Lebensweg von Ophelia B. nachgezeichnet: B. wurde 1996 in Freiburg in eine Musikerfamilie geboren und habe dort wenig Freunde gehabt, wird eine Person aus dem Freiburger Umfeld zitiert.

Aber der junge Felix habe Prinzipien verfolgt und sei schon als Kind Veganer geworden. Vor etwa zehn Jahren sei er an die Uni in Waterloo (Kanada) gekommen, nachdem er einen renommierten Programmierwettbewerb gewonnen hatte. Ein „Nerd“, der sich sozial engagierte, fleißig forschte und Computerspiele programmierte. B. sei, so die New York Times, den Prinzipien des „Effektiven Altruismus“ gefolgt, einer Bewegung, die darauf abzielt in der Bilanz des Lebens mehr Positives als Negatives vorweisen zu können.

Aus Felix wird Ophelia

Von dort, so berichtet die Times, habe sich B. dem „Rationalismus“ zugewandt, einem Trend in der Wissenschaftsgemeinschaft, der sein Bestreben auf ein stets verbessertes Denken des Menschen ausrichtet und sich mit den Vorteilen und Gefahren des Themas Künstliche Intelligenz befasst. Um diese Zeit muss dem Artikel zufolge auch die Veränderung weg von Felix und hin zu Ophelia schon länger in vollem Gang gewesen sein.

Vor etwas mehr als drei Jahren soll B. dann ins Umfeld der „Zizians“ gelangt sein. Dabei handelte es sich um eine vom „Rationalismus“ abgespaltete radikale Gruppe, angeführt von der Trans-Frau Jack „Ziz“ L., die mittlerweile im Gefängnis sitzt. Mitte 2023 soll B., die sich zunächst nicht als Anhängerin der „Zizians“ bezeichnet hatte, „zunehmend seltsam“ geworden sein, berichtet eine enge Freundin gegenüber der New York Times. B. war zu diesem Zeitpunkt in einem Job als Programmiererin in New York erfolgreich, verdiente angeblich eine halbe Million Dollar im Jahr, stieg aber im Herbst 2023 aus ihrem New Yorker Leben und Freundeskreis aus und tauchte unter.

Um diese Zeit, so scheint es, hat sich Ophelia B. endgültig den „Zizians“ angeschlossen und deren Leben im Untergrund auch mitfinanziert, da sie wohl der Ansicht war, sie müsse diese Gruppe vor Ungerechtigkeiten beschützen. Als es zu der tödlichen Schießerei an der kanadischen Grenze kam, waren Ophelia B. und Teresa Y. laut New York Times Recherche auf der Suche nach einem abgelegenen Wohnort, den sie für die Gruppe kaufen könnten.

Das Netz der Ermittler, die die Gruppe mit vier brutalen Morden in den USA in Verbindung sehen, hatte sich da schon eng zugezogen. Die Ermittlungen rund um „die bizarre Saga“, wie New York Times den Fall umschrieben hat, dauern an. Teresa Y, die den Polizisten David M. erschossen haben soll, droht die Todesstrafe. Die Asche von Ophelia B. wurde nach Informationen unserer Redaktion in Deutschland beigesetzt.