Sie verlor als Kind ihren Vater, später ihren Bruder und schließlich auch die Mutter. Jetzt schreibt eine junge Doppelstädterin ein Buch.
Es klingt, wie das unrealistische Drehbuch eines übermotivierten Schreiberlings: Drei Tote in der nächsten Verwandtschaft – und zwei davon kamen durch ein jeweils seltenes Unglück ums Leben, der Dritte durch ein in diesem Ausmaß sehr seltenes Krankheitsbild.
„Über Dein Leben könntest Du eigentlich ein Buch schreiben“ – Vanessa Hönemann hörte diesen Satz oft. Denn plötzlich stand sie als Vollwaise da. Alleine. Mutterseelenalleine.
Tatsächlich habe sie schon immer einen Hang zum Schreiben gehabt, erzählt die Villingen-Schwenningerin im Gespräch mit unserer Redaktion. Als Kind schrieb sie Kurzgeschichten und trug sie stolz den Klassenkameraden vor, als Teenager dann führte sie Tagebuch. Aber ein ganzes Buch schreiben und unter die richtigen Autoren gehen? Vanessa Hönemann winkte ab. „Ich hatte Angst davor, ob ich es überhaupt schaffe, das alles zu beschreiben.“ Dann aber kam ihre Tochter zur Welt und sollte das Leben auch diesbezüglich auf den Kopf stellen.
Ein Grund zu schreiben
„Es ist unfassbar traurig: Sie wird ihre Großeltern nie kennenlernen.“ Die junge Mutter wollte ihrer Kleinen ein Stück ihrer eigenen Geschichte zurückgeben. Und so griff sie zum Laptop, tippte und tippte, ein Jahr lang war sie mit ihrer so ungewöhnlichen Lebensgeschichte befasst.
In Kurzform: Ihren Vater verlor sie als Achtjährige durch einen tragischen Skiunfall. Als sie 19 Jahre alt war, verlor ihr damals 22-jähriger Bruder seinen langen Kampf gegen eine besonders schwere Form der Epilepsie – nach vielen Anfällen, die zur geistigen Behinderung geführt hatten, sollte einer der letzte gewesen sein. Und nur fünf Jahre später stürzt ein Ultraleichtflugzeug ab – mit an Bord: ihre gerade einmal 59-jährige Mutter.
Keine Anleitung zur Trauerbewältigung
Wie verkraftet man all das? Die 31-jährige, die einen so lebhaften, fröhlichen Eindruck vermittelt, während im Hintergrund ihre kleine Tochter brabbelt, ist plötzlich still. Überlegt. „Ich glaube, den einen Weg, seine Trauer zu bekämpfen, gibt es gar nicht“, sagt sie dann.
Und nein, ihr Buch „Ein Funke im Sturm“ solle auch auf keinen Fall eine Anleitung zur Trauerbewältigung oder gar ein Wegweiser zurück ins Leben sein. „Ich beschreibe nur meinen Weg, das, was mir geholfen hat“, gibt sie zu.
Elternzeit. Zeit, auch für die Gedanken über die nicht mehr existente Familie mütterlicherseits, in die das kleine Mädchen hineingeboren worden war. Sie tauschte das Büro im öffentlichen Dienst gegen das Laptop am Familientisch. Über ein Jahr lang klapperte die Tastatur, bis der „Funke im Sturm“ zum 251-Seiten-Werk angewachsen war und Vanessa Hönemann verblüfft feststellte, dass das Niederschreiben ihrer bisherigen Lebensgeschichte „sehr befreiend“ sei.
Eintauchen in eine Familie und VS
Am Donnerstag, 9. Oktober, erscheint „Ein Funke im Sturm“ neu. Worauf sich ihre Leser jetzt gefasst machen müssen? Ja, auf Abschiede von drei Protagonisten des Buchs, aber auch auf ein Wiedersehen mit vielen Orten in Villingen-Schwenningen, wo die junge Frau, die heute als 31-jährige verheiratete Frau in Bad Krozingen mit ihrer jungen Familie lebt, über 20 Jahre lang gelebt hat und auch die Heimat ihrer Eltern war.
Das Buch
„Ein Funke im Sturm“
von Vanessa Hönemann erzählt auf 251 Seiten im Taschenbuch – auch als Ebook ab 9. Oktober erhältlich – die ungewöhnliche Geschichte einer Familie aus Villingen-Schwenningen. Erhältlich ist das Buch für 12,95 Euro als Taschenbuch oder für 2,99 Euro auf Amazon.