Beim Unterzeichnen der Schenkung (vorne von links): Anneliese Bach, Oberbürgermeister Jürgen Großmann und Michael Bach. Im Hintergrund: Judith Bruckner, Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte und Stadthistoriker Eckhart Kern. Unter anderen ist das Porträt von Karl Bach an der rückwärtigen Wand aufgehängt. Foto: Beyer

Das Archiv der Stadt Nagold ist um einen großen Bilderschatz reicher. Die Enkel des Künstlers Karl Bach haben sein gesamtes Werk durch eine feierlichen Schenkung der Stadt überlassen.

Nagold - Zusätzlich erhielt Oberbürgermeister Jürgen Großmann fünf Billionen Mark als kleine Aufmerksamkeit. Der einzige Haken: "Einzulösen ist der Schein bei der Stadtkasse Nagold", bemerkte Großmann lachend. Die Banknote stammt noch aus Zeiten der Hyperinflation. Doch der wahre Schatz, der an diesem Tag verschenkt wurde, waren natürlich die 750 Bilder von Karl Bach, darunter Zeichnungen, Gemälde und Holzschnitte

 

Angefertigt hatte der Künstler die Bilder unter anderem für das Nagolder Heimatbuch, welches der Historiker und Geologe Georg Wagner 1925 veröffentlicht hatte. Laut Stadthistoriker Eckhart Kern ist das Buch bis heute das Standardwerk zur Nagolder Geschichte. Großmann freute sich sichtlich über die "außerordentliche Schenkung" und verkündete: "Heute ist ein sehr wichtiger Tag für die Kulturstadt Nagold."

Mittlerweile leben die Enkel des Künstlers nicht mehr in Nagold. So wohnt Anneliese Bach in Glatten und Michael Bach reiste sogar aus Luxemburg an. Beide trafen sich für die feierliche Unterzeichnung der Schenkungsurkunde im Sitzungssaal des Nagolder Rathauses mit Oberbürgermeister Großmann. Dieser lobte die Geste der beiden als "ausgesprochen vorbildlich" und erklärte: "Die Familie hätte sich auch anders entscheiden können, schließlich gibt es einen Markt für solche Bilder. Die wären dann für die Öffentlichkeit verschwunden."

Stattdessen wandern die Bilder nun ins Stadtarchiv. Später sollen sie der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zumindest wenn es die Entwicklung der Pandemie zulässt – und der Terminplan: "Im Steinhaus haben wir eine ziemlich lange Warteschleife, die beschäftigen sich dort schon mit dem Jahr 2024", gab Großmann zu bedenken. Doch auch in den Räumlichkeiten des Rathauses sollen einige der Bilder aufgehängt werden.

Katalogisiert werden müssen die Bilder nicht mehr. Denn diese mühsame Aufgabe hat Anneliese Bach in jahrelanger Arbeit bereits bewältigt. Keine leichte Aufgabe, bei 750 Einzelwerken. Dementsprechend lobte Stadthistoriker Kern den Einsatz von Anneliese Bach: "Alle Achtung! Da ziehe ich meinen Hut!"

Doch wer war eigentlich Karl Bach? "Für mich war er lange ein weißer Fleck", so Kern. Doch ein paar Lebensdaten sind dann doch überliefert: Karl Bach wurde am 4. Mai 1877 in Schönaich geboren. Von 1892 bis 1896 wurde er am Lehrerseminar in Nagold ausgebildet, und von 1903 bis 1907 besuchte er die Königlich Württembergische Kunstgewerbeschule in Stuttgart. 1908 kehrte er nach Nagold zurück, um am Lehrerseminar als Zeichenlehrer zu arbeiten. Dieser Tätigkeit blieb er treu, bis er schließlich am 14. Januar 1929 während einer Gallenoperation im Universitätsklinikum Tübingen starb.

Im Laufe seiner Lehrtätigkeit fertigte Bach zahlreiche Gemälde, Zeichnungen und Holzschnitte an, die Nagold und die nähere Umgebung zeigen. Für Historiker und Geschichtsinteressierte ist dabei besonders interessant, dass Bach seine Darstellungen sehr realistisch hielt. "Diese Sorgfalt der Wahrnehmung und Wiedergabe spielt eine wichtige Rolle in der Dokumentation für die Denkmalpflege", schreibt Judith Bruckner, Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte. Bachs Bilder sind somit ein wichtiges Fenster in die Vergangenheit, da sie zeigen, wie Nagold vor über 100 Jahren aussah.

Wer nun mehr über Karl Bach erfahren möchte, sollte sich die aktuelle Ausgabe der Nagolder Geschichtsblätter bestellen, die gänzlich dem Künstler gewidmet ist. Darin zu finden sind nicht nur weitere Informationen zu Bachs Leben, sondern auch eine Auswahl seiner Bilder sowie historische Fotografien.

Die Mitglieder des Vereins für Heimatgeschichte erhalten ein Exemplar in den nächsten Tagen. Alle anderen können das Heft bestellen, entweder per E-Mail unter vfh-nagold@gmx.net oder telefonisch bei Dieter Drescher unter Telefon 07452/6 17 20.