Fotos: Sum Foto: Schwarzwälder Bote

Waldkalkung in Schenkenzell ist derzeit in vollem Gange

Sein monotones Brummen ist seit einigen Tagen über Schenkenzell zu hören und immer wieder taucht der Hubschrauber dann auch zwischen den Bäumen auf, um Kalk über dem Wald auszubringen.

Schenkenzell. Rund 350 Hektar Waldboden werden bei der Aktion, die noch mindestens bis Anfang kommender Woche laufen soll, gekalkt, erklärt Forstrevierleiter Ulrich Wieland. 23 private Waldbesitzer machen in Schenkenzell bei der Kalkung mit.

Doch bis dahin war es ein langer Weg: "Wir hatten einen Vorlauf von fast zwei Jahren", so Wieland. Zunächst werde geschaut, welche Waldbesitzer Interesse an einer Kalkung bekunden, dann werde von der Forstverwaltung eine sinnvolle Kalkungskulisse gesucht und die Aktion schließlich über das Regierungspräsidium ausgeschrieben und abgewickelt um nur einige Schritte zu nennen. "Der Aufwand in der Vorbereitung ist enorm", so Wieland, und sei mit viel Bürokratie verbunden.

Die Waldkalkung an sich läuft dann augenscheinlich reibungslos: Im Minutentakt fliegt der blau-gelbe Hubschrauber, lässt den grau-braunen Kalk wie eine Staubwolke über die Bäume rieseln und kommt zurück zum Umschlagplatz – zehn Stück wurden in Schenkenzell eingerichtet –, wo bereits ein Radlader mit der nächsten Fuhre Kalk wartet. Etwa acht Stunde am Tag geht das so, sagt Nik Lischke, Pilot bei der Firma Helix, die die Kalkung durchführt.

Lischke bleibt an diesen Nachmittag am Boden, um sich um die Logistik zu kümmern – er weist beispielsweise die Lastwagen ein, die täglich rund sechs Ladungen Kalk-Nachschub anliefern. Oder er holt Sprit für den Hubschrauber aus dem im Tal bereitstehenden Tanklaster. "Gut 1000 Liter Kerosin verfliegen wir am Tag", so Lischke.

Geflogen werde "eigentlich bei jedem Wetter". Außer, wenn der Wind so stark sei, dass sich nicht mehr kontrollieren lasse, wo der Kalk landet, oder bei Starkregen, der die Sicht behindert.

Drei Tonnen Kalk pro Hektar werden bei der Aktion veranschlagt, erklärt Wieland. Aber wozu das Ganze überhaupt? Saurer Regen, der durch Luftschadstoffe wie Stickoxide und Sulfat verursacht wird, schadet der Vegetation und den Bodenlebewesen. Mit der Kalkung soll dieser Entwicklung entgegengewirkt werden. "Die Bodenschutzkalkung ist keine Düngung, mit der beispielsweise ein besseres Wachstum erzielt werden soll", betont Wieland. Es gehe darum, "dem unnatürlichen Versauerungsprozess Einhalt zu gebieten".

Zum Einsatz kommen zwei verschiedene Kalkgemische: Zum einen gibt es den reinen Dolomitkalk, der aus gemahlenem Muschelkalk besteht. Bei der zweiten Variante wird dem Kalk Holzasche zugemischt. Diese enthält Nährstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor. "Holzasche besteht ja aus verbranntem Holz. Damit wird dem Wald wieder etwas davon zurückgegeben, was man ihm entnommen hat", macht Wieland deutlich.

"Das sind alles natürliche Materialien, die in der Erde vorkommen und nicht giftig sind", betont Lischke. Dennoch, so bestätigt Wieland auf Nachfrage, würden immer mal wieder Bedenken hinsichtlich der Kalkungen geäußert. "In der Schweiz gibt es keine Kalkungen. Dort werden sie als zu großer Eingriff in das Ökosystem des Waldes gesehen", sagt Wieland.

Es sei nicht von der Hand zu weisen, so der Förster, dass bestimmte Moosarten nach der Kalkung zunächst verschwinden. "Sie wandern von der Pufferfläche rund um das gekalkte Gebiet aber wieder ein", berichtet er von seinen Erfahrungen. Bei 300 Gramm Kalk pro Quadratmeter, der Berieselung aus der Luft und dem maximalen Kalkungsrhythmus von zehn Jahren überwiegen für ihn aber die Vorteile für den Wald.

Ulrich Wieland, der seit 1998 als Förster in Schenkenzell arbeitet, ist vor Ort Ansprechpartner für die ausführende Firma, er schaut nach dem Rechten und nimmt regelmäßig Qualitätsproben vom angelieferten Kalk.

Die Kosten für die Kalkung liegen bei 300 bis 450 Euro pro Hektar – je nach verwendetem Kalkgemisch. "Die Waldbesitzer bekommen die Kalkung weitestgehend bezuschusst", erklärt Wieland. So müssten Waldbesitzer mit bis zu 30 Hektar Wald lediglich die Mehrwertsteuer bezahlen. Bei jenen, die mehr als 30 Hektar Wald besitzen, liege der Eigenanteil bei zehn Prozent der Kosten. "Die Kosten sind damit überschaubar", meint Wieland.

In Schenkenzell übernehme die Gemeinde die Trägerschaft für die Kalkung. Das habe für die Waldbesitzer den Vorteil, dass sie am Ende eine Rechnung von der Gemeinde bekämen, in der sämtliche Zuschüsse schon berücksichtigt worden seien.

Auch in anderen Kommunen im Landkreis Rottweil werden derzeit Waldkalkungen vorgenommen. Seit vergangener Woche ist ein Hubschrauber auf der Gemarkung Lauterbach unterwegs, um dort Kalk auszubringen. Rund um Schiltach und Lehengericht werden die Waldböden ebenfalls aus der Luft mit Kalk versorgt.