Alles noch mal einstellen: Ein Filmteam aus Offenburger Studenten dreht derzeit im Schwarzwald.Fotos: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Studenten der Hochschule Offenburg drehen Film im Schwarzwald / Kontrast zu düsterem Inhalt

Ein größtenteils aus Studenten der Hochschule Offenburg bestehendes Filmteam dreht derzeit einen Kurzfilm im Heubach – mit dabei sind Schauspieler, die bereits unter anderem Tatort-Luft geschnuppert haben.

Schenkenzell/Wolfach. Es hat geregnet. Die herbstliche Septembersonne kämpft sich langsam aber stetig durch den morgendlichen Wolken- und Nebeldunst, kann ihn aber noch nicht durchbrechen. Deshalb ziehen noch dicke Schwaden durch die Fichtenwipfel und verbreiten – verbunden mit Vogelgezwitscher und dem Schnarren der Krähen – urige Schwarzwaldstimmung. Genau das hat Adrian Schwartz gewollt. "Es ist ein Traum. Stimmungstechnisch einfach perfekt", schwärmt der junge Mann am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung an einem Hof im Heubach.

Der 25-jährige Stuttgarter ist Student an der Hochschule Offenburg. In seinem Studiengang Mediengestaltung und -produktion steht er vor dem Bachelor-Abschluss – in seinem Fall einer Filmproduktion mit dem Namen "We all go Up". Dabei übernimmt der 25-Jährige eine Mehrfachrolle: Regie, Drehbuch und große Teile der Produktion. So war es weit vor Drehbeginn auch seine Aufgabe, das etwa 25-köpfige Team zusammenzustellen, die Schauspieler an Land zu ziehen – und Geldgeber zu finden. Kalkuliert sind für den 30-minütigen Film Kosten in Höhe von etwa 15 000 Euro.

"Eigentlich stellt man sich das hier ja eher als Drehort für einen Heimatfilm vor", erklärt er. Doch Schwartz hat sich den Schwarzwald – unter anderem wird auch noch in Oberwolfach gedreht – aus mehreren Gründen ausgesucht. Natürlich zum einen der Landschaft wegen ("Ich würde am liebsten all meine Filme hier drehen"). Doch für den jungen Filmemacher bietet der Schwarzwald einen Kontrast, den er ganz gezielt sucht.

Inhaltlich beschäftigt sich der dystopische Streifen (quasi ein düsterer Science-Fiction) nämlich mit dem Verlorensein der Menschen zwischen der digitalen und der realen Welt. "Die Figuren stehen vor ihrer Ohnmacht im Umgang mit der Technologie und stellen sich ihrer Abhängigkeit von dieser. Die Schönheit des Ortes und die Mystik der Natur bilden inhaltlich eine groteske Diskrepanz", erklärt er. Auf der Suche nach den perfekten Drehorten habe das Team den Schwarzwald und das Kinzigtal durchforscht und sich "von Schiltach aus quasi hierher verirrt", erzählt Schwartz und lacht.

Dieser Dreh im Drehbuch war es auch, der die Schauspieler von dem Projekt überzeugt hat: "Es ist ein Thema, das die Generation des jungen Protagonisten bewegt", sagt Thomas Sarbacher, der unter anderem bereits in mehreren Tatort-Produktionen mitgespielt hat. "Ich habe gleich gemerkt, dass Adrian dafür gebrannt hat, diese Geschichte zu diesem Thema zu erzählen", ergänzt Schauspiel-Kollegin Artemis Chalkidou. Für Schauspieler, betonen die beiden, komme es in erster Linie darauf an, dass das Drehbuch überzeugt – unabhängig von der Größe der Produktion.

Was dem Filmdreh-Laien am Set schnell auffällt: Die größte Tugend der Schauspieler und Filmemacher scheint die Geduld zu sein. Denn immer gerade, wenn die Szene perfekt im Kasten zu sein scheint, verdrehen die Anwesenden plötzlich die Augen: Lachende Wanderer, Flugzeuge oder verirrte Autofahrer werden von den empfindlichen Mikrofonen nun mal mit aufgenommen. Dann heißt es: "Alles noch mal von vorne."

Diese Pausen nutzt dann Sara Ehrhardt. Die Studentin ist am Set unter anderem Corona-Beauftragte. Und sei es "Abstand bitte", "Achtung, deine Maske" oder "Gib mal deine Hände, ich möcht’ sie desinfizieren": Ehrhart gibt am Set die Anweisungen – sie und Regisseur Adrian Schwartz.

Fertig ist der Film im April 2021, erklärt Schwartz. Und nach der anschließenden Festival- und Filmpreissaison soll der Film auch in regionalen Kinos rund um die Drehorte zu sehen sein, verspricht er.