Bernd Heinzelmann hat einen vollen Schreibtisch. Die Arbeit geht auch im neuen Jahr nicht aus. Foto: Sum Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Schenkenzells Bürgermeister ist auf den Tag genau seit einem Jahr im Amt / Viele Aufgaben

Schenkenzell. Am 15. Oktober 2017 ist Bernd Heinzelmann mit 86,5 Prozent der Stimmen als neuer Bürgermeister von Schenkenzell gewählt worden. In sein Amt wurde er dann am 12. Januar 2018 förmlich eingesetzt. Nach einem Jahr zieht er im Interview Bilanz.

Herr Heinzelmann, wenn Sie Ihr erstes Jahr als Bürgermeister in drei Worten zusammenfassen, welche sind das?

Interessant, spannend und lehrreich.

Sind Sie nach einem Jahr richtig im Amt angekommen?

Ja, das würde ich sagen. Vieles war für mich relativ einfach, dadurch dass ich bereits acht Jahre als Hauptamtsleiter in Schenkenzell tätig gewesen bin. Deshalb waren mir die Abläufe im Haus, die Mitarbeiter und auch größtenteils die Bürger bereits bekannt. Die Eingewöhnungsphase für mich und vielleicht auch für die Bürger an mich war dadurch relativ kurz und überschaubar.

Welches Ereignis hat sich bei Ihnen besonders eingeprägt?

Für mich persönlich war der Empfang hier sehr toll – schon nach der Wahl bei der Bekanntgabe des Ergebnisses, wo viele Bürger da waren und mir gratuliert haben. Ein anderes Ereignis, das ich größtenteils positiv wahrgenommen habe und das für mich bestärkend gewesen ist, war der Weihnachtsmarkt, der nach acht Jahren wieder durchgeführt wurde. Trotz widriger Wetterumstände war er sehr gut besucht, die Leute hatten ein riesiges Interesse zu helfen. Ich bin stolz darauf, dass wir hier im Ort ein Miteinander haben.

Was war die größte Hürde, die Sie bisher mit der Gemeinde nehmen mussten?

Als Bürgermeister kommt man sich ab und zu so vor wie Don Quichotte, man kämpft teilweise gegen Windmühlen. Etwa bei Dingen, die man gerne vorantreiben würde, bei denen es aber auch für die Kommune bürokratische Hürden gibt. Die Selbstbestimmung der Kommune ist durch die Gesetzgebung weitestgehend wieder eingeschränkt. Man muss von Pontius zu Pilatus rennen und die übergeordneten Behörden immer irgendwo dabei haben.

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Ein großes Thema ist das Flora-Fauna-Habitat (FFH). Da war aus Sicht der Bürger und auch aus meiner Sicht die Kommunikation seitens des Regierungspräsidiums nicht wirklich gelungen. Die Bürger, die die Flächen pflegen, fühlen sich schon etwas gegängelt, dadurch dass ihnen von oben herab gesagt wird, wie sie das zu machen haben. Die Einsicht, dass unsere Landschaft toll ist und wir hier sehr viel schützenswerte Pflanzen und Tiere haben, ist vorhanden. Die Leute haben die Flächen seit Jahrzehnten so gepflegt, wie sie sie gepflegt haben, und nur dadurch ist die Landschaft überhaupt erst entstanden. Da wünschen sich die Bürger etwas Verständnis seitens der Behörden. Es gibt Ereignisse, wofür die Betroffenen nichts können. Die Trockenheit im vergangenen Jahr beispielsweise führt nicht dazu, dass auf den Flächen für die FFH-Habitate alle Pflanzen weiterhin vorhanden sind. Wenn das jetzt über mehrere Jahre so ist, wird sich dort eine so genannte Verschlechterung ergeben und da hoffen wir, dass die Naturschutzbehörde anerkennt, dass das nicht am Bewirtschafter liegt.

Welche Themen müssen dringend angegangen werden?

Die Themen sind durch den Haushalt vorgezeichnet. Dazu gehört die zweite Erschließungsphase im Baugebiet Oberdorf-West, wo auch weiterhin Akquise betrieben werden soll, damit wir noch mehr junge Familien und Leute herbekommen, die gerne bei uns wohnen wollen. Der Umbau der Schulgebäude soll dieses Jahr – hoffentlich mit Zusage der beantragten Förderung – auch starten. Das ist ein etwas zäher Prozess, den ich mir schneller erwartet hatte.

Wo sehen Sie außerdem Handlungsbedarf?

Es sind noch viele Themen offen, die wir Stück für Stück abarbeiten müssen, etwa die Barrierefreiheit bestimmter Gebäude im Ort. Ein weiteres Thema ist die Grüngutannahmestelle. Der Kreis hat meines Wissens wohl beschlossen, die Stelle in Schenkenzell nicht weiter aufrechtzuerhalten, sondern sie mit der Fläche Schiltach zusammenzulegen. Ich hoffe, dass über das Entsorgungsunternehmen direkt noch etwas möglich ist und wir die Stelle behalten können. Leider haben wir keine geeignete kommunale Fläche, was es nicht einfacher macht. Auch die Altpapierentsorgung im Außenbereich könnte problematisch werden, da der Männergesangverein Liederkranz, der die Sammlung für weite Teile dort übernommen hat, alters- und mannstärkehalber nicht weiter wird bestehen können. Ich habe derzeit noch keinen Nachfolger, der das so weiter betreibt.

Schenkenzell gilt als steuerstarke Gemeinde, muss sich jedoch finanziell sehr strecken. Wie meistert die Verwaltung diese Aufgabe?

Wir müssen mit dem haushalten, was wir zur Verfügung haben und hoffen, dass die Firmen bei uns weiterhin eine gute Auftragslage haben. Wir sind immer im regen Kontakt mit den Unternehmen, sodass wir uns ebenfalls einbremsen, wenn sich dort etwas abzeichnet.

Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit der Stadt Schiltach, mit der Sie in vielen Dingen – etwa der Grundschule oder beim Freibad – kooperieren?

Soweit eigentlich ganz gut. Die Kommunikation zwischen den Fachämtern oder auch zwischen mir und dem Kollegen Thomas Haas funktioniert. Aufgrund unserer finanziellen Situation können wir nicht ganz mit Schiltach mithalten, aber wir versuchen, dass wir bei den Dingen, die wir gemeinsam haben, nicht blockieren, sondern sie vernünftig voranbringen. Es ist nicht immer alles machbar, aber das weiß auch die Stadt Schiltach – da müssen wir einfach viel miteinander kommunizieren.

Wie hat sich Ihr Leben als Bürgermeister verändert?

Für mich ist es ein anderes Arbeiten geworden, ich habe viel mehr Termine, Telefonate und Gespräche, aus denen ich Aufgaben mitnehme und die so gut wie möglich delegiert werden müssen. Dadurch hat sich auch für meine Familie viel geändert – der Papa muss auch am Wochenende mal weg. Ich bin auf die Unterstützung meiner Familie angewiesen und die erfahre ich.

Wo wurden Ihre Erwartungen an das Amt bestätigt?

Für mich hat sich bestätigt, dass es eine sehr interessante Aufgabe ist. Das komplette Aufgabengebiet ist sehr umfangreich, aber etwas, das großen Spaß machen kann.

Wenn Sie in die Zukunft schauen: Was wollen Sie am Ende Ihrer Amtszeit einmal sagen können?

Ich möchte für mich sagen können: Jawohl, wir haben gemeinsam mit der Bürgerschaft etwas erreicht, den Ort vorangebracht – auch Richtung Größe, Ausbau und Erhalt – und haben immer noch eine funktionierende Gemeinschaft. Und für mich gibt es zum Ende der ersten Amtsperiode dann den Ausblick, dass es in der zweiten genauso weitergeht.   Die Fragen stellte Michaela Sum.

Bernd Heinzelmann ist Diplomverwaltungswirt und lebt mit seiner Familie in Fluorn-Winzeln. Der 40-Jährige kandiert bei den Kommunalwahlen im Mai für den Kreistag, wo er für die Freien Wähler ins Gremium einziehen will.