Am 15. Oktober 2015 kamen die ersten 63 Flüchtlinge in Schenkenzell an. Archivfoto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Integration: Mietvertrag mit Landratsamt Rottweil läuft weiter / Netzwerk Flüchtlingshilfe gründet Verein

Das ehemalige "Hotel Restaurant Sonne" ist eine der wenigen Unterkünfte für Flüchtlinge des Landkreises Rottweil, die noch nicht vor der Auflösung stehen sollen.

Schenkenzell. Ende September 2015 hatte das Landratsamt Rottweil die Schenkenzeller mit der Nachricht überrascht, dass es das "Hotel Restaurant Sonne" längerfristig für eine größere Zahl Flüchtlinge angemietet habe. Die geschätzte Kapazität des Hotels lag bei 100 Personen und mehr. Einige Wochen später stiegen die ersten 63 Flüchtlinge von den Erstaufnahmelagern kommend aus dem Bus und bezogen Quartier in der Sonne. Erwartet wurden sie von gut organisierten ehrenamtlichen Helfern.

Zurzeit hat das frühere Gasthaus noch 52 Bewohner: 38 Personen aus Syrien, jeweils vier aus dem Iran und aus Mazedonien, jeweils zwei aus dem Irak und aus Armenien und jeweils eine Person aus Georgien und aus China, wie Angela Jetter mitteilt. Sie ist die Leiterin des zuständigen Kreissozialamts in Rottweil. Wie lange das Landratsamt die "Sonne" noch nutzen will, lässt Jetter offen: "Da der Mietvertrag noch einige Jahre läuft, stellt sich die Frage nach einer Verlängerung derzeit nicht." Von Insidern ist zu hören, dass der Vertrag mit dem Eigentümer 2015 auf sieben Jahre abgeschlossen worden sein soll.

Wie viele der Erwachsenen arbeiten dürfen, weiß das Landratsamt nicht. "Die entsprechenden Daten liegen uns nicht vor, da diese durch die Ausländerbehörde erfasst werden", erklärt Jetter. Unter den Bewohnern seien 19 Kinder und zwei behinderte Menschen (Rollstuhlfahrer), für die sich die Frage nicht stelle. "Von vier Personen ist uns bekannt, dass sie arbeiten. Ob aber weitere Personen arbeiten, die aufstockend Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II beziehen, ist uns nicht bekannt." Generell bestehe nach Abschluss des Asylverfahrens, ansonsten spätestens nach 24 Monaten, die Möglichkeit, aus einer Gemeinschaftsunterkunft aus- und in eine normale Wohnung einzuziehen.

"Die ›Sonne‹ ist eine der wenigen Unterkünfte im Kreis, die noch nicht aufgelöst werden, soweit es der Gemeinde bekannt ist", erklärt Bürgermeister Bernd Heinzelmann. Durch die engagierte Hilfe des Netzwerks Flüchtlingshilfe habe die Gemeinde die nicht einfache Aufgabe der Flüchtlingsbetreuung bislang relativ reibungslos bewältigt. "Waren es anfangs viele Familien, wird es in Zukunft gemischter sein", erwartet Heinzelmann. Also mehr alleinstehende Personen. Gäbe es mehr freien Wohnraum, könnten weitere aus der "Sonne" ausziehen: "Die suchen kreisweit nach einer Wohnung", weiß Heinzelmann.

Dauerhafte Strukturen haben sich seit 2015 zur Unterstützung und Integration der Flüchtlinge gebildet: Die ehrenamtlichen Helfer haben sich im Netzwerk Flüchtlingshilfe Schiltach-Schenkenzell organisiert. Kurz vor Jahresende haben sie jetzt auch den formalen Schritt getan und den Verein "Soziales Netzwerk Schiltach-Schenkenzell" gegründet. Vorsitzende ist Annette Wolber, stellvertretende Vorsitzende Irene Müller. "In letzter Zeit findet ein fließender Übergang statt: Die Paten zur Betreuung konkreter Flüchtlinge oder Flüchtlingsfamilien werden zunehmend zu Freunden, Nachbarn und Kollegen", berichtet Wolber. Es gebe eine Reihe von Flüchtligen, die inzwischen gut Deutsch könnten, Arbeit hätten und gut integriert seien: "Da ist viel gemeistert worden in den vier Jahren". Ein Schwerpunkt werde jetzt vermehrt die Wohnungssuche sein.

Zu den entstandenen Strukturen gehört auch der vom Netzwerk gestartete "Kreisel" in der Schiltacher Hauptstraße, wo nicht nur Flüchtlinge gute gebrauchte Kleidung und anderes finden. Auch der Sing- und Instrumentalkreis Mosaik von Hans Kurt Rennig und die von ihm organisierten "Friedenskonzerte" sind zu einer festen Größe geworden. Und von den Rathäusern in Schenkenzell und Schiltach aus kümmern sich Corinna Bühler als Integrations- und Flüchtlingsbeauftragte und Claudia Buchholz als Integrationsmanagerin um die Belange der Flüchtlinge, die schon länger hier sind und nicht mehr direkt vom Landkreis betreut werden müssen.