Der Kern des Übels: Die Kläranlage Alpirsbach überschreitet die Grenzwerte – und Schenkenzell leidet darunter. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Schenkenzell leidet unter veralteter Alpirsbacher Technik / Rechtliche Schritte sind denkbar

Schwere Vorwürfe an die Stadt Alpirsbach angesichts deren Kläranlage erhob Gemeinderat Werner Kaufmann in der Sitzung. Er stützte sich dabei auf ein Gutachten eines Ingenieurbüros, das von der Stadt beauftragt wurde.

Schenkenzell/Alpirsbach. Die Kläranlage, zitierte Kaufmann aus dem Alpirsbacher Sitzungsbericht vom 5. April, habe seit längerem Probleme mit dem PH-Wert, überschreite massiv die Grenzwerte und sei nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik.

Es müsse in den kommenden Jahren erheblich – die Rede sei von 4,3 bis fünf Millionen Euro – investiert werden. Das sei viel Geld. Aber auch Schiltach und Schenkenzell hätten in den vergangenen Jahren ständig in die gemeinsame Kläranlage in Vorderlehengericht investiert, um die Vorgaben zu erfüllen. Dies habe zur Folge gehabt, dass zu Beginn des Jahres die Abwassergebühren um rund 25 Prozent erhöht worden seien, erinnerte Kaufmann.

Problem ist seit elf Jahren bekannt

Vor ziemlich genau elf Jahren habe es beim Wehr oberhalb der Firma Duravit in Schenkenzell in der Kinzig ein Fischsterben gegeben. Obwohl laut Wirtschaftskontrolldienst damals alle Indizien auf das Klärwerk Alpirsbach als Verursacher hindeuteten, sei bislang nichts geschehen.

In Schenkenzell beschwerten sich immer wieder Anlieger der Kinzig über Gestank. Jahrelang habe Alpirsbach geleugnet, dass es mit der Abwasserbeseitigung Probleme habe. Nun beweise das Gutachten eines Ingenieurbüros, dass die Kläranlage die Vorschriften nicht einhalte.

"Es ist eine Riesensauerei, dass die in Alpirsbach einfach den Schieber aufmachen und bei uns die Fische sterben. Da geht es auch um die Fischpacht bei uns", empörte sich Kaufmann und schob fragend Richtung Bürgermeister Bernd Heinzelmann nach: "Alpirsbach kann sich da noch nicht freikaufen. Haben wir keine rechtliche Handhabe?", wollte das Ratsmitglied wissen. Heinzelmann räumte ein, erst abklären zu müssen, welche rechtlichen Schritte für die Gemeinde Schenkenzell denkbar wären.

Er habe bereits Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt Rottweil geführt, das Wasserproben entnommen habe. Er werde auch mit seinem Amtskollegen Michael Pfaff in Alpirsbach Kontakt aufnehmen.

Das Klärwerk Alpirsbach sei aus seiner Sicht deutlich unterdimensioniert und nicht mehr zeitgemäß. Die Leidtragenden seien die Bürger von Schenkenzell, gab der Bürgermeister Kaufmanns Schelte Recht. Hauptamtsleiterin Daniela Duttlinger versicherte auf Anfrage aus dem Ratsgremium, dass dem Landratsamt die Situation der Alpirsbacher Kläranlage seit längerem bekannt sei.

Im April 2007 wurden in der Kinzig beim Wehr oberhalb der Firma Duravit mehrere tote Fische entdeckt. Zusammen mit der Polizei hatte der Wirtschaftskontrolldienst (WKD) Ermittlungen eingeleitet und Wasserproben zur Untersuchung weitergegeben.

Da sich die Suche nach der Ursache auf die Gemarkung Alpirsbach konzentrierte, hat der WKD Rottweil die Weiterberarbeitung des Falls den Kollegen in Freudenstadt übertragen. Verschiedene Alpirsbacher Unternehmen wurden überprüft, es wurde aber nichts gefunden.

Die Ermittlungen beschränkten sich dadurch auf die Kläranlage Alpirsbach. Routinemäßige Aufzeichnungen des Klärwerks wurden durch das Wasserwirtschaftsamt geprüft. Dabei wurden erhöhte Ammoniumwerte durch interne Kreisläufe festgestellt.

Seitens des dortigen Sachgebietsleiters hieß es, die erhöhten Werte seien durch mehrere unglückliche Umstände zustande gekommen und erstmals seit der Ertüchtigung im Jahre 2002 aufgetreten. Auf eine Untersuchung der toten Fische wurde verzichtet.

Bereits 2007 wollte die Stadt Alpirsbach ein unabhängiges Ingenieurbüro beauftragen, die Kläranlage zu optimieren. Besonders stark vom Fischsterben betroffen war ein damaliger Schenkenzeller Hotelier, der über 50 Prozent seines Forellenbestandes verloren hatte.