Jürgen von Bülow sprach im Bürgertreff „Schenke & Mehr“ in Tumlingen. Foto: WAGNER Foto-Media

Ob auf der Kinoleinwand, im Buch oder auf der Theaterbühne – gute Geschichten haben die Kraft, zu fesseln, zu berühren und zum Nachdenken anzuregen.

Doch was macht ein Werk unvergesslich? Wie schafft man es, mitreißende Charaktere und Bilder zu erschaffen, die das Publikum in ihren Bann ziehen? Diese Geheimnisse offenbarte Jürgen von Bülow, bekannt als Jugendbuchautor, Drehbuchautor, Regisseur und Dozent für Filmdramaturgie, in einem interessanten Vortrag im Bürgertreff „Schenke & Mehr“ in Tumlingen.

 

Unter dem Motto „Geschichten erzählen in Bildern“ erfuhren die Besucher, wie eine Dramaturgie entwickelt wird, die von Anfang bis Ende fasziniert, und welche Techniken hinter Werken stecken, die man so schnell nicht wieder vergisst. Wie von Bülow eingangs erwähnte, seien die Theater- und Filmwelt sehr unterschiedlich.

Über 80 Theaterstücke in seiner Laufbahn inszeniert

Er selbst habe über 80 Theaterstücke in seiner bisherigen Laufbahn inszeniert. Beim Film liege der Fokus vor allem darauf, wie Emotionen beim Zuschauer geweckt werden können. Der griechische Gelehrte Aristoteles sei es gewesen, der die Form für das Erschaffen einer Geschichte goss. Beginnend mit der Exposition (Anfang), dem Beginn eines Konflikts (Mittelteil) und letztlich der Lösung des Konflikts (Ende). „Das nennt sich ein geschlossenes Drama“, so von Bülow. Diese Kategorie erzählen in der Regel immer die Geschichte einer Hauptfigur, die ein Problem bewältigen muss.

„Wenn sich zwei Liebende kurz vor dem Ende richtig gut verstehen, dann würde ich fluchtartig den Kinosaal verlassen, weil dann die Geschichte nicht gut ausgeht“, verriet von Bülow.

Das Gegenteil sei der Fall, wenn kurz vor dem Ende ein Streit zwischen zwei Liebenden eskaliert. Daraus entstehe erfahrungsgemäß immer ein „Happy End“. Wichtig sei bei der Erschaffung einer Hauptfigur, dass diese in der Geschichte eine Veränderung oder Entwicklung durchmache.

Mit dieser sogenannten „Reise des Helden“ befasste sich der amerikanische Professor und Publizist Joseph Campbell im Jahr 1949 in seinem Buch „Der Heros in tausend Gestalten“. So gibt es bestimmte Punkte in der „Heldenreise“, die sich in vielen Filmen sehr ähneln. „Ein Held muss auch immer ein Opfer sein.

Der Held muss leiden“, veranschaulichte von Bülow. Beispiele hierfür gibt es mehr als genügend in den unterschiedlichsten Genres. Was braucht der Held noch, um einen interessanten Charakter abzugeben? Neben dem Leiden, könne ein edles Ziel die Rolle aufwerten. Details zur Person, oder dessen Vergangenheit, Geschichte sowie eine sich anschließende Entscheidung seien Möglichkeiten, mit der eine Rolle geschaffen werden kann.

„Eine Person zu erfinden ist anstrengend“, weiß von Bülow. Daher bediene er sich gerne an dem Trick, zwischen der Handlung und dem Charakter beim Schreiben eines Drehbuches zu wechseln. Neben dem Alter der Person können auch Freunde und Verwandte sowie auch Feinde Einfluss auf die Rolle des Charakters nehmen. Ebenso etwaige Hobbys, ein Lieblingsgericht oder etwa Lieblingsmusikrichtungen. Ein Drehbuch werde zudem öfter noch überarbeitet. „Es wird so gut wie kein Drehbuch sofort verfilmt“, verdeutlichte von Bülow.

Eine Story aus drei bis fünf Drehbüchern

In Amerika komme es ferner oft auch vor, dass eine Story aus drei bis fünf Drehbüchern zusammengeworfen werde. „Man ist als Autor nur ein ziemlich kleines Licht und stattdessen ein Teil eines großen Ensembles“, betonte er ferner. Die wenigsten Autoren können von ihrer Berufung finanziell leben.

Es gibt auch Ausnahmen

Film-Ikone Quentin Terantantino
sei einer der wenigen Drehbuchautoren, der zudem auch Regie führe und seine eignen Geschichten selbst verfilmen kann. Er sei beispielsweise eine großer Ausnahme.

Tatsächlich
gebe es nur wenig bekannte Drehbuchautoren. Dabei fließe jedoch die meiste Zeit bei der Entstehung eines Films in die Erarbeitung des Drehbuchs.

Drei bis fünf Jahre
können oft vergehen, bis die finale Fassung des Drehbuchs steht. Der Drehzeit des Films kann dabei lediglich zwei Monate betragen, während der Schnitt wiederum ein Jahr für Nachbearbeitung der Aufnahmen benötigt.

Der Blick hinter die Kulissen
der Film- und Theaterwelt offenbarte viele interessante Details, die für das Publikum auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind.

Auch gelang es von Bülow
, das Publik mit seinen Erzählungen zu fesseln und die Absichten von Filmhandlungen klar nachvollziehbar zu vermitteln. Dies gelang auch anhand von Filmausschnitten, die von Bülow auf interessante Art analysierte und die Aussagen dahinter spannend offenbarte.