Zum Scheibenschlagen der Feuerwehr Abteilung Heiligenzell kamen mehr Besucher denn je auf den Kapellberg. Begleitet von guten Wünschen und dem Ruf „Scheibe flieg“ wurden die brennenden Holzstücke in die Luft geschickt.
Beim diesjährigen Scheibenschlagen auf dem Kapellberg wurden gleich mehrere Rekorde gebrochen: Bei sternenklarem Himmel flogen die Scheiben so weit wie noch nie und auch die Besucher, die aus Nah und Fern angereist waren, kamen so zahlreich wie nie zuvor.
Jede Scheibe war begleitet von guten Wünschen, Zuversicht, Segen und viel Glück und Gesundheit für die Menschen. Von der Blasmusik des Musikvereins begleitet machten sich die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Heiligenzell auf den Weg, den Kappelberg hinauf. Sie trugen ein aus Fichtenstämmen und Stroh gebundenes Kreuz vom Rathausplatz über die Waldstraße den steilen Berg rauf.
Schon seit Anfang Januar stapelten sich dort auf dem Berg die rund 1000 alten Christbäume, die die Jugendfeuerwehr eingesammelt hatte, und warteten dort auf ihren Einsatz. Unzählige Menschen folgten dem Fackelzug auf den Berg, der Strom wollte nicht enden. Bei bestem Wetter verteilten sich die Besucher und genossen das Schauspiel.
Scheibenschlagen hat im Ort lange Tradition
Eingeladen zum Scheibenschlagen, das seit mehr als 70 Jahren Tradition in dem Ort ist (1954 gab es die erste Ausgabe der Aktion), hatte die Freiwillige Feuerwehr Abteilung Heiligenzell. Schon seit mehr als einem halben Jahrhundert organisiert die Feuerwehr das Fest. Abteilungskommandant Andreas Reichenbach begrüßte die zahlreichen Gäste und dankte für die Unterstützung der Feuerwehr Abteilung Friesenheim, die am Berg für die Sicherheit sorgte. Auch dem Musikverein galt Dank für die musikalische Begleitung. „Ursprünglich war das Scheibenschlagen ein Brauch der Heiden zur Tag und Nachtgleiche, um die finsteren Wintergeister aus dem Ort zu vertreiben“, erklärte Reichenbach. Im Jahr 1090 soll eine glühende Holzscheibe ein Gebäude des früheren Reichsklosters Lorsch in Brand gesetzt haben. Damit verweist dieser Brand auf den bislang ältesten urkundlichen Nachweis für den Brauch des Scheibenschlagens.
In Brand setzen wollten die Heiligenzeller an diesem Samstagabend jedoch nichts. Bewusst wird das Scheibenfeuer außerhalb des Dorfes auf dem Kapellberg entzündet, erklärte Paul Manach, der die Einführung in die Tradition des Scheibenschlagens und die Lesung der jeweiligen Wünsche und Gedanken übernahm, und ergänzte: „Auf diese Weise wollen wir nicht nur die dunklen Mächte des Winters vertreiben, sondern auch unser schönes Dorf beschützen und mit Gottes Segen überfluten.“ Begleitet von dem Ruf „Scheibe flieg“ sendeten die Scheibenschläger die glühenden Glücksboten hinab ins Tal.
Auch Besucher dürfen Scheiben schlagen
Nach dem gemeinsam gesprochenen Engelsgebet wurde dann auch das riesige Holzkreuz entzündet und der Berg an gesammelten Tannenbäumen in Brand gesetzt. Fromme Sprüche und gute Wünsche dürften den Winter damit nun endgültig verabschieden und es ist Zeit, den Frühling zu begrüßen.
Offiziell flogen in diesem Jahr 19 Scheiben, begleitet von Wünschen für die Kirche, für Vereine, für Kranke, für alte Menschen, für Institutionen und öffentliche Einrichtungen – den Kappelberg hinunter. Die erste Scheibe wird in Heiligenzell stets traditionell auf die Dreifaltigkeit geschlagen. Auch die Besucher waren im Anschluss dazu eingeladen, ihre persönlichen Scheiben mit Wünschen ins Tal zu schlagen.
Tradition seit 1954
Das erste Scheibenschlagen organisierten 1954 junge Heiligenzeller Burschen am Waldrand im Gewann Gänsburg. Seit 1974 ist das Scheibenschlagen fest in den Händen der Feuerwehr Abteilung Heiligenzell – so auch wieder in diesem Jahr. Im Anschluss an das Scheibenschlagen wird traditionell zur Gulaschsuppe ins Feuerwehrhaus eingeladen.