John Hurt (1940-2017) wurde von vielen Kollegen um seine Stimme beneidet. Foto: AP

Ob in „Alien“ oder in den „Harry Potter“-Filmen, der britische Schauspieler John Hurt machte sich mit Nebenrollen unvergesslich. Am 25. Januar ist er im Alter von 77 Jahren gestorben. Bei seinen Filmen lohnt es sich besonders, auf der DVD die Originaltonspur zu wählen.

Stuttgart - Große Schauspieler können auch eine kleine Rolle zum unvergesslichen Teil eines Films machen. Der Brite John Hurt besaß keine jener Rettungsschwimmerstaturen, die das populäre Kino gerne filmlang ganz nah an die Kamera stellt. Hurt war schon früh ein knitteriger, runzliger, krummer, seltsamer, ein offenbar von Katastrophen mitgenommener Typ, einer, dem man allerhand zutraute, dem man aber nicht unbedingt vertraute. Es gab nicht die eine Rolle seines Lebens, es gab verschiedene Nischen im Kino und im Fernsehen, in denen Hurt sich dem jeweiligen Publikum ins Gedächtnis brannte.

Wer die „Harry Potter“-Verfilmungen mag, wird sich an Hurt als den Händler Ollivander erinnern, der anfangs als ulkige Verkörperung stolzer Traditionen der magischen Sphäre Harrys ersten Zauberstab aussucht – und später von Voldemort grausam gefoltert wird. Wer Science Fiction schaut, dem wird Hurt als Kane in Ridley Scotts „Alien“ (1979) unvergesslich bleiben, also als erstes Besatzungsmitglied der „Nostromo“, das am eigenen Leib erfahren muss, was es mit der Titelkreatur auf sich hat. Wer die TV-Serie „Doctor Who“ verfolgt, weiß zu schätzen, dass Hurt als War Doctor der seit Jahrzehnten die verschiedensten Inkarnationen erlebenden Figur eine ganz neue Facette verlieh. Wer Tomas Alfredsons „Dame, König, As, Spion“ (2011) gesehen hat, kennt ihn als Chef der britischen Spionagemaschine.

Ob in David Lynchs „Der Elefantenmensch“ (1980), Michael Radfords „1984“ (1984), in Jim Sheridans „Das Feld“ (1990) oder in Richard Kwietniowskis „Love and Death on Long Island“ (1997) oder ganz aktuell in „Jackie“ , John Hurt, am 22. Januar 1940 als Sohn eines das Kino innig verachtenden Kirchenmannes geboren, konnte den größten wie den kleinsten Raum füllen, den die Regie ihm ließ. Aber viel mehr als über Mimik und Körpersprache gestaltete er seine Figuren über die Stimme, etwas, das denen entgeht, die sich auch auf der DVD nie in die Originaltonspur wagen.

Hurt, der am 25. Januar im Alter von 77 Jahren in London gestorben ist, wurde von vielen Kollegen für die Wucht, die Modulationsfähigkeit, die Gänsehautqualität seiner Stimme bewundert. Er war darum ein gefragter Sprecher für Animationsproduktionen, von Klassikern wie „Watership Down“ und „Der Grüffelo“ bis hin zu Franchise-Ausquetschungs-Unfug wie „Ultramarines: A Warhammer 40 000 Movie“. Wer John Hurt heuerte, hatte seinem Projekt auf jeden Fall schon mal „a touch of class“ verschafft, wie die Briten sagen: einen Hauch von Klasse.