Galerieleiter Alejandro Perdomo Daniels (am Mikrofon) mit den Künstlern Zhé Wang, Mayuko Kudo und Nicolas Fehr im Galeriegarten (von links). Foto: Dennis Scheu

In der Städtischen Galerie in Schwenningen wurde die Ausstellung „Zwischen Bestand und e-Gestell“ eröffnet. Sie nutzt digitale Kunst als Werkzeug und Mittel zur kritischen Reflexion.

„Was einst eine Zukunftsvision war, ist längst Realität“, stellte Andreas Dobmeier, der Interimsleiter des Kulturamts, in seinem Grußwort zur Eröffnung der aktuellen Ausstellung der Städtischen Galerie in Schwenningen am Freitagabend fest.

 

Die aktuelle Schau „Zwischen Bestand und e-Gestell“ ist eine Ausstellung zu Kunst im digitalen Zeitalter.

Und so stelle sich die Frage, was die technischen Entwicklungen zwischen Analogem und Digitalem für die Kunst bedeuteten, erklärte Dobmeier, der Oberbürgermeister Jürgen Roth vertrat.

Dabei sei die Technik bei den ausgestellten, „jungen, mutigen und kritischen Künstlerinnen und Künstlern“ aber eben nicht nur Werkzeug.

Philosophie Komponente

Sie erkundeten damit vielmehr neue ästhetische Formen und reflektierten die Entwicklungen dabei auch durchaus kritisch: „Sie ist nicht nur Mittel, sondern auch Thema.“ Denn in diesem Spannungsfeld zwischen analoger Lebenswirklichkeit und digitalem Spiegelbild stellten sich so auch grundlegend menschliche Fragen, wie die Frage nach der Echtheit und ihrer Relevanz in unserer heutigen Gesellschaft.

Dominik Beck und Andreas Müller, die beiden Geschäftsführer der Firma Maico Elektroapparate, die die Ausstellung gesponsort haben, bei ihrem Rundgang durch die Galerie. Foto: Dennis Scheu

So gewinnt die Ausstellung um Kunst im digitalen Zeitalter auch gleichzeitig eine philosophische Komponente, die dem Galerieleiter Alejandro Perdomo Daniels, der die Schau kuratiert hatte, besonders am Herzen zu liegen scheint: In der Fortführung eines Gedanken des Philosophen Martin Heidegger zum Verhältnis zwischen Mensch und Technik, in dem sich auch das Verhältnis des Menschen zu seiner Welt widerspiegele, verstehe er in dieser Ausstellung die Technik als „Mittel zur Eroberung der Welt als Bild“, als Heidegger‘sches „Gestell“, mit dem die Welt nicht einfach abgebildet, sondern berechnet, geplant und geordnet und so nutzbar gemacht werde. In diesem Prozess werde der Mensch selbst zu einem Teil dieser nutzbaren Welt, des ebenfalls im Ausstellungstitel anzitierten „Bestandes“ im Sinne Heideggers.

Alle als Teil der Ausstellung

Und so hatten die Besucherinnen und Besucher dieser Vernissage im Anschluss selbst die Möglichkeit, Teil der Ausstellung zu werden und mit den anwesenden Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen.

Sehr dunkel ist es in der Galerie, weil natürlich die vielen Projektionen nur so wirken können. So findet sich im ersten Raum im Untergeschoss die Installation von Émilie Brout und Maxime Marion, die vielleicht das einlöst, was man von so einer Ausstellung erwartet: Fast wie in einem Popmusikvideo drehen sich virtuelle KI-Köpfe auf der Leinwand und singen davon, wie sie weiter durch den Regen tanzen.

Einen nicht nur vom ersten bis zum letzten Zimmer im Untergeschoss räumlich, sondern auch inhaltlich weiteren Bogen spannt die Arbeit von Nicolas Fehr: Im ersten Raum hängt ein flatterndes Segel im Luftstrom eines Ventilators als Projektionsfläche für einen Video-Loop über einen Schiffbrüchigen. Sein oder ein Koffer steht im letzten Zimmer, verheißungsvoll leuchtend. Doch nähert sich der Betrachter schließt er sich immer weiter und behält sein Geheimnis für sich.

Das Begleitheft dazu verspricht: „Die Deutung liegt bei den Betrachtenden, mag eine Schlussfolgerung lauten, während eine andere hoffnungsvoller suggeriert: Vielleicht öffnet sich der Koffer später – anderswo, im Inneren.“ Jedenfalls läuft die Ausstellung noch bis Mitte September und es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen und Führungen.