Was den Leuten nicht so alles geschieht: Die Schantle haben ein Auge drauf. Foto: Wagner

Am Schantlesonntag präsentieren die warzigen Freunde dem Publikum in den Lokalitäten der Stadt viel Gesprächsstoff. Und der hatte es wieder mal in sich.

Einen Hit der „Münchener Freiheit“ hatten die beiden Schantle umgetextet, die beim traditionellen Oberndorfer Schantlesonntag den bunten Reigen der Auftritte im Feuerwehrhaus eröffneten.

 

„Ohne dich komm’ ich heut’ Nacht nicht ’rein“ sangen sie stimmgewaltig und schwenkten dabei einen riesigen Schlüsselbund. Die Schlüssel standen bei ihrem Auftritt im Mittelpunkt, gab doch es einige Begebenheiten, die es wert waren, am Schantlesonntag endlich an die Öffentlichkeit zu gelangen.

„Underdressed“ zurückgelassen

Es gebe viele Menschen, die gewisse Rituale pflegen würden, wussten die beiden warzigen Gesellen. So gehöre es zum Ritual des Inhabers eines Versicherungsbüros in der Hauptstraße, nach dem Mittagessen zu chillen.

Jacke aus, Hemd aus – und schnell auf den Liegestuhl im Garten des Hauses auf dem Lindenhof, um die Ruhe zu genießen. Die Familie indes hatte ihre Pause beendet, schloss gewissenhaft Fenster und Türen und verließ das Haus, ohne an den Vater zu denken, der „underdressed“ auf Wolke Sieben seine Mittagspause genoss.

Zutritt erschwert

Schlüsselsorgen trieben offensichtlich auch einen Großindustriellen aus der Neckarstraße um. Standesgemäß feierte man seinen Geburtstag in der Kreisstadt und lud dort auch zum Übernachten ins Hotel ein.

Leider vergaß das Geburtstagskind den Schlüssel fürs Hotelzimmer zu Hause und stellte nach der Heimfahrt mit dem Taxi in Trichtingen fest, dass der Haustürschlüssel noch im Auto auf dem Hotelparkplatz in Rottweil lag.

Eine Schantlegruppe befasste sich mit sportlichen Höchstleistungen und lobte den Elferrat, der es geschafft hatte, bei fünf Brauereibesichtigungen zehn Sorten Bier zu verkosten.

Bierflasche als Köder

Zwei Schantle betätigten sich als Trainer für Jungelfer Sascha, der für einen Halbmarathon fit gemacht werden sollte. Training war dringend erforderlich, hatte der Supersportler doch nach wenigen Metern bereits den ersten Krampf und benötigte nach einem Kilometer die erste Pause.

Nach mehreren Versuchen hatte das Schantleduo schließlich die ideale „Schantleshalbmarathontrainingsmethode“ entwickelt: Eine Bierflasche wurde dem Läufer mittels einer Angel vorgehalten und führte zum gewünschten Erfolg.

Grippe dezimiert Besucher

Sehr aktiv waren die Schantle im Städtle. Viele Wirtschaften waren voll besetzt, in anderen waren noch Plätze zu haben. Offensichtlich grassiert derzeit die Grippe.

So hatten krankheitsbedingt beispielsweise im Feuerwehrhaus kurzfristig 20 Personen ihre Reservierungen storniert. Dies tat der Stimmung keinen Abruch, die beim Einmarsch der Schantlekapelle vom Lindenhof nochmal kräftig angeheizt wurde.

Hubert Märländer und seine Musiker nahmen die Gastronomie auf die Schippe und sorgten mit Narrenmarsch und Schunkelliedern für viel Bewegung im Saal.

Dr. Schantle übt Kritik

Unzählige Themen standen auf der Agenda der Schantlegruppen. „Asyl gesucht“ stand auf einem Plakat, und Dr. Schantle, als Notarzt unterwegs, nahm die Schließung der Notfallpraxen aufs Korn.

Die Stammtischschantle hatten da ganz andere Sorgen. Sie dachten darüber nach, wer vom Elferrat wohl den Polizeischantle ersetzen könnte. „Am Schorsch sai Format hod von dena koiner“, stellten sie schließlich fest.

Sie hatten aber auch herausgefunden, dass sich Polizisten und Gemeinderäte nach getrennten Veranstaltungen letztendlich in derselben Gaststätte zum Absacker zusammengefunden hatten, dass die neue Beigeordnete hübscher ist als ihr Vorgänger, und dass das Putzgeschwader wohl im Mehrgenerationenhaus am besten aufgehoben sei.

Niemand zu Leid’

Viel Neues erfuhren die Besucher der Oberndorfer Lokale an diesem Schantlesonntag, und so manches Missgeschick machte die Runde. Für die Protagonisten gab es viel Beifall. Und über allem stand das Motto: „Jedem zur Freud’ und niemand zu Leid’“. Mit den besten Wünschen für eine „Freudenreiche Fasnet“ verabschiedeten sich die Schantle.