Mit einer Ausstellung, einem Künstlergespräch und Klaviermusik begannen am Freitagabend die achten Schallbacher Kulturtage.
Die „Schwarze Madonna“ von Tschenstochau, die der Ausstellung von Johannes Beyerle in der Peter und Paul-Kirche den Titel gibt, ist ein sehr altes Marienbild, zu dem noch immer viele Menschen pilgern.
Der in Vogelbach lebende Bildhauer und Zeichner bezieht sich in seiner beeindruckenden schwarzen Lehmskulptur aber nicht nur auf diese Madonna. Vielmehr schlägt er mit dieser Darstellung den Bogen zu einem Frauenschicksal aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Geschichte um die aus Polen stammende Janina Bazan, die verschleppt wurde und in Lörrach Zwangsarbeit leisten musste, findet bei Beyerle künstlerischen Ausdruck.
Geschichten vereint
Beim Künstlergespräch zur Eröffnung erläuterte Historikerin Kathryn Babeck, was es mit der Schwarzen Madonna auf sich hat. Sie ging auch auf die Geschichte der polnischen Zwangsarbeiterin ein, über die ein längerer biografischer Textbeitrag von ihr in der Ausstellung hängt.
Zwangsarbeit als Thema
Johannes Beyerle fügt die beiden Geschichten zusammen und deutet damit an, wie wichtig es ist, dass solche Erinnerungen bewahrt werden. Die Frauenfigur hat er geschwärzt und ihr Ritzungen beigefügt, die auf die Narben im Gesicht der originalen verletzten Madonna hinweisen. In dieser figürlichen Darstellung durchdringen sich unter dem Eindruck der Zeitgeschichte expressive, zeitkritische und symbolische Aspekte.
Die Skulptur ist Teil eines eindrucksvollen Figurenensembles von drei Frauentorsi und einer Wolfsfigur, die aus ungebranntem Lehm geformt sind.
Das wilde Tier ist ein weiteres großes Thema von Johannes Beyerle, wie dieser Wolf zeigt, der sich frei im Raum erhebt mit einer nach oben strebenden Energie - eine gewaltige Masse von pastoser rauer Oberflächenstruktur des Gestaltmaterials Lehm. Die Tierskulptur steht für das Archaische, Fremde, aber auch für die wilde Natur und dafür, dass alle Kreaturen das Recht haben, hier zu leben.
Das Recht auf Leben
Umgeben sind die skulpturalen Arbeiten von Landschaften und Zeichnungen mit kulturübergreifenden Figurenwelten - ein komplexes System aus verdichteter Strichführung und malerischer Farbgebung, in dem auch der gedankliche Prozess durch Inschriften, Textfragmente und eigene Notizen des Künstlers erweitert wird.
Zur Abrundung las Beyerle aus seinem tiefgründigen Zeichenroman „Und aus der Ferne Schnee“ Passagen aus den beiden letzten Kapiteln „Ophelia“ und „Bleistiftgebiet“, in dem der Prozess des Zeichnens beschrieben wird.
Lesung zum Kontrast
Im Wechsel dazu spielte der Jazzpianist Martin Klingler an dem vom Pianohaus Hagen zur Verfügung gestellten Klavier jazzige Stücke von Chick Corea und Frederic Rzewski.
Thomas Th. Willmann ging auf das Thema Vergangenheit und Zwangsarbeit in dieser Werkschau ein und nahm Bezug zur Aktualität, mit der Beyerle dieses Thema der Lörracher Zwangsarbeiterin reflektiert.
Kirche Schallbach: Ausstellung, Bis 1. Juni, jeweils Mittwoch, Samstag und Sonntag 15 bis 18 Uhr.