Beim Neurieder Neujahrsempfang, moderiert von Stefan Mayer (von links), trug sich Wolfgang Schäuble ins Goldene Buch der Stadt ein. Bürgermeister Tobias Uhrich appellierte zu Mut und zu einer offenen Kommunikation. Foto: Lehmann

"Gemeinsam. Mutig. Schaffen": Das Motto, unter dem der Neujahrsempfang der Gemeinde Neuried stand, war nicht nur Leitsatz der vergangenen 50 Jahre, sondern soll auch die kommende Zeit prägen. Besonderer Gast war Wolfgang Schäuble.

Neuried - Rund 800 Plätze wurden in der Herbert-Adam-Halle für den Neujahrsempfang bestuhlt – nahezu alle davon waren besetzt. Ein besonderes Programm in einem besonderen Jahr mit dem 50 jährigen Geburtstag der Gemeinde Neuried lockte zahlreiche Gäste zum Empfang.

Als Moderator führte Stefan Mayer, Stadionmoderator des SC Freiburg, durch das Programm. Als ersten Redner hieß er Bundestagsabgeordneten Wolfgang Schäuble – mit einem Foto aus dem Wahlkampf des Gründungsjahrs der Gemeinde – auf der Bühne willkommen.

In seiner Ansprache ging Schäuble auf die Entstehung der Gemeinde Neuried mit ihren Ortsteilen ein. Mit einem Augenzwinkern berichtete er von den möglichen Gemeindenamen, ehe der Name "Neuried" entstand. So sei es insgesamt aber von großer Bedeutung, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen, um etwas bewirken zu können und im Miteinander stark zu sein.

Im Laufe der Geschichte seien immer wieder Menschen nach Deutschland geflüchtet und hätten durch ihr Tun Neuried und Deutschland zu dem gemacht, was es heute ist. Und auch heute brauche es Menschen, die dazu beitragen, die Entwicklung zu unterstützen. In Neuried habe man ukrainische Menschen gut aufgenommen. Nun gelte es, sich gemeinsam in die richtige Richtung zu bewegen. "Zusammenhalt in der Gemeinde begründet sich nicht auf der Staatsangehörigkeit", verdeutlichte Schäuble. Er appellierte an die Anwesenden, sich zu freuen, dass Neuried eine so gute Entwicklung genommen habe und rief das Sprichwort "Geben ist seliger denn nehmen" in Erinnerung. Nach dem Dank des Bürgermeisters Tobias Uhrich trug sich Schäuble in das Goldene Buch der Gemeinde ein.

Viel geschafft, bewegt und bewirkt

Uhrich selbst stellte seine Rede unter das Motto "Gemeinsam. Mutig. Schaffen". "Seit 50 Jahren machen wir das in Neuried. Seit 50 Jahren schaffen wir in Neuried. Gemeinsam. Und das ist mutig", betonte Uhrich. So stecke in dem Motto viel, was die Gemeinde Neuried ausmache. Es werde viel geschafft, sowie viel bewegt und bewirkt.

In seiner Ansprache blickte der Bürgermeister auf das vergangene Jahr und die realisierten Projekte zurück. In Müllen wurde etwa der Naturkindergarten eröffnet,um die Kinderbetreuung zu sichern. Im Hinblick auf die in den Sozialen Medien viel diskutierte Erhöhung der Hundesteuer ging der Bürgermeister auf die steigenden Kosten in sämtlichen kommunalen Bereichen ein und dass Gebührenerhöhungen erforderlich gewesen seien, um die Aufgaben zu realisieren. "Das ist uns nicht leicht gefallen, das dürfen Sie mir glauben."

Auch 2023 stehen einige Projekte an. In Müllen wird ein Nachnutzungskonzept für das Gasthaus Adler in den Blick genommen, in Schutterzell das Bürgerhaus und das Baugebiet Marödel. In Dundenheim müsse entschieden werden, wie es mit der ehemaligen Schule weiterginge, zudem wird schon bald der erste Inklusionsspielplatz Neurieds in Dundenheim gebaut. In Ichenheim kommt die Nordtangente, zudem sollen der Schulcampus und die künftige Entwicklung ins Visier der Gemeinde rücken. In Altenheim wird es ein Wettbewerbsverfahren für das Huck’sche Anwesen eingeleitet, zudem wird sich am Ortseingang von Dundenheim kommend mit der Ansiedlung eines DM-Markts und des neuen Feuerwehrhauses einiges tun. Für den Gemeinderat soll es einen zentralen Sitzungsort geben, damit dieser kein "Wanderzirkus" mehr ist. Dieser Sitzungsort solle den Ehrenamtlichen des Gemeinderats die Wertschätzung entgegen bringen.

Ziel: Vorreiter bei erneuerbaren Energien

Uhrich würdigte auch das Wirken der Vereine und Institutionen, die vieles leisten, um das gemeinschaftliche Leben zu fördern. In den kommenden Jahren müsse die Gemeinde mutig sein, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien. "Ich bin überzeugt davon, dass wir in diesem Bereich Vorreiter in der Ortenau und darüber hinaus werden können und werden", so Uhrich, der gleichzeitig forderte, dass auch die Landesregierung mutiger werden müsse, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.

"Die Gemeinde wird sich in den kommenden Jahren entwickeln, keine Frage", erklärte der Bürgermeister weiter. Dabei setze man auf die Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Beispielhaft solle auch der bisherige Altenheimer Fußballplatz nach dem Freiwerden wieder an die Landwirtschaft zurückgeführt werden.

Zurückblickend habe sich einiges getan. "Sicherlich haben wir nicht immer alles richtig gemacht – auch ich habe sicherlich Fehler gemacht. Mutig zu sein bedeutet, seine Fehler offen anzusprechen", betonte Uhrich, was er auch tue und in den kommunalen Gremien pflege. Abschließend appellierte er an die Bürger, offen miteinander zu kommunizieren – von Angesicht zu Angesicht, statt in den Sozialen Medien.

Mit einem abwechslungsreichen Programm wurde die Vielfalt Neurieds dargestellt. So tanzten die Jugendlichen "Teen Dancer" des TuS Altenheim über die Bühne, die Musikvereine Ichenheim und die Trachtenkapelle Altenheim spielten gemeinsam auf. Und auch der Chorus Delicti bereicherte mit seinem Gesang das Programm, an dessen Ende die Gäste zum Stehempfang eingeladen waren.

Lob für Vedienstkreuzträger

Im Dezember wurde in Stuttgart das Bundesverdienstkreuz an Konrad Ritter verliehen (wir berichteten). Im Rahmen des Neujahrsempfangs wurde der Neurieder nochmals gewürdigt und konnte sich in das Goldene Buch der Gemeinde Neuried eintragen. Ausgezeichnet wurde er für seine Verdienste für den Verein "Leben mit Behinderung Ortenau". Bürgermeister Tobias Uhrich betonte, dass die Gemeinde vom ehrenamtlichen Engagement lebe und dass die Gesellschaft besonders davon profitiere, wenn sich jemand für andere einsetzt. Besonders im Fall von Konrad Ritter profitieren Menschen, da sie auf die Hilfe anderer angewiesen seien. Ritter selbst war dankbar für die Ehrung. "Das toppt alles, wenn man in der Heimat geehrt wird", sagte er Ritter. Dennoch sei die Hälfte der Auszeichnung auch der Verdienst seiner Frau und Kinder, die ihn immer unterstützt hätten. "Es ist ein schönes Gefühl, sich in das Goldene Buch einzutragen – ein absoluter Traum", verdeutlichte der Geehrte.