Nach vier Jahren Abstinenz verbuchte Wildberg einen Besucherrekord bei ihrem Schäferlauf: 28 000 bis 30 000 Menschen besuchten das Heimat- und Brauchtumsfest.
Wildberg - Der Schäferlauf ist vorüber. Vier Tage historische Tradition, Brauchtum, Heimatverbundenheit, Festlichkeiten und gemeinsames Feiern haben einen würdigen Abschluss gefunden. Nicht ohne die eine oder andere Träne – denn nun heißt es wieder, zwei Jahre auf den nächsten warten.
Wenn der "Club der Sackhüpfer" am letzten Tag des viertägigen Spektakels vom Rathaus zum Schäferlaufplatz zieht, wissen kundige Schäferlaufbesucher: Das Wildberger Heimat- und Brauchtumsfest neigt sich dem Ende zu. Die Sackhüpfer trauern übertrieben, überspitzt und satirisch um "Gottlieb Schäferlauf". Insbesondere, wenn sie ihn zum "Schäferlauf vergraba" auf dem Schäferlaufplatz verbrennen. Sie waren aber bestimmt nicht die einzigen, die wehmütig waren, weil diese vier aufregenden Tage fast (schon) vorbei waren.
Nach der "Beerdigung" geht’s weiter
Ganz vorbei war der Schäferlauf aber bei seiner "Beerdigung" noch nicht. Am Abend stand noch mal Stimmung im Festzelt auf dem Programm, wie schon die drei Tage zuvor. Am Freitag war das Zelt bei der SWR3-Party prall gefüllt und die Stimmung auf dem Höhepunkt. Die Partyfürsten heizten dann am Samstag dem Publikum wieder in einem vollen Zelt so richtig ein. Am Sonntag unterhielten die Nagoldtal-Musikanten gekonnt mit zünftiger Blasmusik. Und zum Abschluss am Montag ließen es die Wilden Engel noch mal so richtig krachen.
Brillant-Feuerwerk setzt würdigen Schlusspunkt
Am späten Abend wurde die Partystimmung aber kurz unterbrochen – aus gutem Grund. Als sich der Sommerhimmel vollständig verdunkelt hatte, erleuchtete ein großes Brillantfeuerwerk den Himmel über dem Festgelände. Tausende legten an zahlreichen verschiedenen Stellen direkt in der aber auch auf den Höhen rund um die Stadt den Kopf in den Nacken und staunten nicht schlecht ob dieses Lichtermeeres, das in bunten Farben und schönen Funken erst hoch in den Himmel stieg und sich dann im Herabrieseln langsam auflöste. Die anschließende bengalische Stadtkulissenbeleuchtung "begleitete" die Besucher nach Hause.
"Überragende Stimmung" entschädigt für Mehrarbeit
Viele ehrenamtlich engagierte Wildberger und nahezu das gesamte Personal aller Abteilungen der Stadtverwaltung sind an der Organisation für den Schäferlauf mit Herzblut beteiligt. An vorderster Stelle Eberhard Fiedler, der seit rund 50 Jahren dabei ist und seit Jahren bei den historischen Programmpunkten dem Ganzen eine Stimme gibt. "Der diesjährige Schäferlauf zeigte, dass dieses Immaterielle Kulturerbe der Unesco und die Stadt Wildberg untrennbar zusammengehören", schickt Eberhard Fiedler seinem Fazit voraus. "Groß war die Sehnsucht, nach erzwungenen zwei Jahren zusätzlicher Abstinenz den Schäferlauf wieder zu feiern. Die damit verbundene Mehrarbeit wurde durch eine überragende Stimmung der vielen tausend Gäste aus nah und fern belohnt." Das "schon traditionelle Schäferlaufwetter" habe es fast zu gut mit Wildberg gemeint, "aber wir haben es einfach verdient".
"Mister Schäferlauf" geht das Herz über
Nachdem die letzten Besucher den Heimweg angetreten hatten und es langsam schon wieder an den Abbau ging, fehlten Fiedler beinahe die Worte. "Mir geht das Herz über, aber ich kann es kaum beschreiben, es war unglaublich", sagt "Mister Schäferlauf". Dafür sah und merkte man es ihm deutlich an. "Es ist mir eine Ehre und eine Pflicht, allen zu erzählen, was es mit diesem historischen Fest seit 1723 auf sich hat." Jeder, der so einen "unglaublichen Schäferlauf" wie in diesem Jahr habe erleben dürfen, sei wohl ab sofort ein Fan. "Und Fans, die unseren traditionellen Schäferlauf auch in den nächsten 300 Jahren bewahren, kann man sehr gut gebrauchen."
Und als habe er es bisher noch gar nicht erwähnt, fügt Eberhard Fiedler grinsend an: "Ach so, sagte ich schon, dass der Schäferlauf 2023 dann 300 Jahre alt wird? Wir feiern das natürlich bei unserem Schäferlauf am 21. Juli 2024."