Was ist der Stand bei der Stettener Festhalle und wie geht es nun weiter? Diese Fragen waren am Mittwochabend bei der gut besuchten Ortschaftsratssitzung Thema, die im Bauwerk selbst abgehalten wurde. Insbesondere die Narrenzunft macht sich Sorgen.
Wie geht es weiter mit der Turn- und Festhalle in der Zollerstraße? Wie sehr diese Frage die Stettener umtreibt, wurde bei der jüngsten Ratssitzung deutlich: Die Zuschauerränge waren nicht nur restlos gefüllt, es mussten sogar noch weitere Stühle aufgestellt werden. „Das ist ein Beweis, dass die Halle gebraucht wird“, kommentierte Ortsvorsteher Otto Pflumm: Aber die Festhalle sei ursprünglich mit einer erwarteten Lebenszeit von 25 bis 30 Jahren gebaut worden – inzwischen habe sie schon 50 Jahre auf dem Buckel.
Wie kritisch ist der Zustand der Halle?
Michael Werner, der Leiter des Bautätigkeitsbereichs im Fachbereich Bau und Technik der Stadtverwaltung, brachte bereits zu Beginn seiner detaillierten Vorstellung des Gutachter-Berichts zum Gebäudezustand die Problematik auf den Punkt: „Der Casus knacksus: Es knarzt im Gebälk“. So weiche nicht nur das Tragwerk von der ursprünglich vorgesehenen Statik ab, sondern es gebe auch Beschädigungen an den Balken – Zeichen für Überbelastung durch Wind und Schnee. Der Gutachter habe sogar einen Balken gefunden, der ausgesägt wurde: Als die Lüftungstechnik nicht unter das Dach gepasst habe, habe man in den 70er-Jahren offenbar kurzerhand zur Säge gegriffen, um die Anlage doch noch ins Dach gequetscht zu bekommen. Doch der Einbau der Anlage war nicht genehmigt und in den ursprünglichen Statik-Berechnungen nicht berücksichtigt: Laut Werner ist daher davon auszugehen, dass der sonst geltende Bestandsschutz für alte Gebäude, die inzwischen geltenden Anforderungen an die Belastungsfähigkeit nicht mehr erfüllen, für die Halle nicht mehr gilt. Das sei deshalb ein Problem, weil größere Schneelasten laut Gutachter-Berechnung bei der in die Jahre gekommenen Festhalle zu einer Überlastung von bis zu 46 Prozent führen würden.
Als weitere Hiobsbotschaft kommen undichte Stellen in der Dachabdeckung hinzu – der Gutachter habe sogar Pfützen gefunden: „Da oben siehts aus wie auf den berüchtigtsten Hechinger Straßen“, kommentierte das der Fachbereichsleiter. Werners Fazit ist eindeutig: „Die Halle ist am Ende ihrer Lebensdauer, sie ist eigentlich schon überschritten.“
Laut Werner gebe es die Optionen einer Generalsanierung oder eines Ersatzneubaus. Allerdings sei bei einer Generalsanierung wohl die Wirtschaftlichkeit fraglich: Der Ersatzbau sei voraussichtlich wirtschaftlicher als die Sanierung: „Die Tendenzen sind eindeutig.“
Wie lange würde ein Neubau dauern?
Zu einer Frage aus dem Publikum zum zeitlichen Horizont eines Neubaus erklärte Werner, dass das auch an den finanziellen Mitteln der Stadt abhänge – ein Neubau müsse erst durch den Gemeinderat abgesegnet werden. Davon abgesehen liegt seine spontane und grobe Einschätzung für Planung und Bauzeit bei etwa drei Jahren.
Kann die Halle weiter genutzt werden?
Der Bereichsleiter hatte zwei gute Nachrichten im Gepäck. Zum einen werden Handwerker in den Herbstferien die Unterdecke ertüchtigen – danach könne die Halle für den Ballsport wieder komplett freigegeben werden: Derzeit gilt ein Ballsport-Verbot, weil die Gefahr besteht, dass Deckenplatten bei Ballkontakt abstürzen. Zum anderen könne die Halle noch einige Zeit weiter genutzt werden: Die geschätzte Restnutzungsdauer des Gutachters reiche bis zum 31. Dezember 2026. Werner weist darauf hin, dass dieses Datum aber nicht fest sei: Je nachdem, was die Experten bei den künftigen Kontrollen finden, könne sich dieser Zeitraum verkürzen oder auch verlängern. Laut dem Bereichsleiter ist ein interimsweiser Weiterbetrieb der Halle mit engmaschigen, regelmäßigen Kontrollen geplant.
Welche Einschränkungen gibt es bei der Hallennutzung?
Die Empfehlung des Gutachters sei, die Halle bei Schneefall, Hagel und starken Stürmen ab neun Beaufort (Windstärke 9) nicht mehr zu nutzen: Wenn Schnee liegen bleibe, sei daher Schluss, so Werner. Marc Meßmer, Leiter des Öffentlichkeitsbereich der Stadt Hechingen, fügte hinzu, dass für jeden ersichtlich sein müsse, wann man die Halle nicht nutzen könne: Bei Schnee auf dem Dach oder Stürmen ab neun Beaufort müsse man die Halle räumen. Fest steht also: „Wenn Schnee liegt, geht die Sicherheit vor“. Die Hallennutzer müssen dabei selbst ein Auge auf das Wetter haben: Die Stadtverwaltung könne das nicht 24 Stunden am Tag übernehmen – gerade weil Vereine oft nach dem Ende der Arbeitszeiten die Halle nutzen würden. Ortsvorsteher Pflumm erklärte zu den Maßnahmen, dass seine größte Sorge sei, dass es zu einem Einsturz der Halle kommen könnte: „Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass Leben gefährdet werden.“
Wie reagierten die Vereine?
Rainer Daiker, der Kassierer der Stettener Narrenzunft, meldete sich aus dem Publikum zu Wort und erklärte, dass man das Geld aus Veranstaltungen in der Halle – etwa dem Zunft- und Kinderball – für die Vereinskasse brauche: „Sonst sind wir in drei Jahren pleite“. Weitere Mitglieder der Hagaverschrecker gaben zu bedenken, dass die Einladungen für die kommende Fasnet schon draußen seien, man den Einkauf von Getränken und Essen schon vor der Fasnet planen müsse und man die Halle für insgesamt vier Termine brauche: Man könne Veranstaltungen wegen des Wetters nicht einfach spontan absagen. Meßmer erklärte, dass man schauen könne, ob man Veranstaltungen in die Hallen anderer Orte verlegen könne – das sei bei Einzelveranstaltungen deutlich leichter als bei Terminen, die wöchentlich stattfinden. Meßmer und die Vertreter der Narrenzunft einigten sich am Ende darauf, dass sie ihm direkt in der Sitzungspause ihre kommenden Hallentermine mitteilen, damit die Stadtverwaltung so früh wie möglich nach Ersatzstandorten für den Notfall suchen kann.