Im Oktober 2016 hat der Hurrikan Matthew unter anderem auf Kuba verheerende Schäden hinterlassen. Foto: dpa

Der Versicherer Munich Re blickt auf ein naturkatastrophenreiches Jahr zurück. Die zu beobachtende Zunahme wetterbedingter Naturkatastrophen ist auch ein Ausdruck des Klimawandels und damit einhergehender Temperaturerhöhung.

München - Für die meisten Prognostiker war das vergangene Jahr kein ruhmreiches. Peter Höppe aber hat leider recht behalten. In puncto Naturkatastrophen werde es 2016 nach relativ glimpflichem Verlauf die Jahre zuvor wieder ungemütlich, hat der Chef der Georisikoforschung beim Münchner Assekuranzriesen Munich Re vorhergesagt. So ist es gekommen. Um satte zwei Drittel auf knapp 170 Milliarden Euro sind die volkswirtschaftlichen Gesamtschäden durch Erdbeben und Stürme global im Vergleich zu 2015 gestiegen. Davon versichert waren mit etwa 48 Milliarden Euro knapp drei Zehntel.

Die Zunahme geht vor allem auch auf das Konto von steigenden Temperaturen. „Ein Blick auf einige wetterbedingte Katastrophen des Jahres zeigt, wie sich ein ungebremster Klimawandel auswirken könnte“, sagt Höppe. Er verweist auf Unwetter in Europa mit vernichtenden Sturzfluten auch hierzulande, Hochwasser in den USA, Waldbrände in Kanada oder schwere Stürme in der Karibik sowie Ende vorigen Jahres auch auf den Philippinen.

Höheres Niederschlagsrisiko durch höhere Temperaturen

Die meisten dieser Ereignisse haben Schäden in mehrfacher Milliardenhöhe hinterlassen. Ungewöhnlich hohen Anteil an der Naturkatastrophenbilanz 2016 hatten mit gut einem Drittel Überschwemmungen, Hochwasser und Sturzfluten. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre sind es dagegen nur 21 Prozent gewesen. Auch wenn sich einzelne Ereignisse nicht auf den Klimawandel zurückführen lassen, sind sie nach Höppes Ansicht eine indirekte Folge. Der globale Temperaturrekord von 2015 sei übertroffen worden. Das heize die Meere auf und erhöhe die Verdunstung, womit wiederum das Niederschlagsrisiko wachse, erklärt der Forscher die Zusammenhänge.

Entsprechend lag das Schadensaufkommen 2016 wieder über dem Schnitt des vergangenen Jahrzehnts. In dieser Dekade wurden jährlich durch Naturgewalten Gesamtschäden von 148 Milliarden Euro und versicherte Schäden von 43 Milliarden Euro verursacht. Noch deutlicher macht es die Zahl der Ereignisse. 2016 wurden insgesamt 750 naturbedingte Großschäden gezählt. Im Schnitt der letzten zehn Jahre waren es 590 solcher Ereignisse.

Die Zahl der Toten ist unterdurchschnittlich 2016 gewesen

Es hätte noch schlimmer kommen können, wenn etwa der jüngste Taifun auf den Philippinen nicht an der Hauptstadt Manila vorbeigeschrammt wäre, betont Höppe. Dann hätten die Naturkatastrophen 2016 wohl auch mehr als die zu beklagenden 8700 Menschenleben gekostet. Das ist schrecklich und glimpflich zugleich. 2015 waren es noch gut 25 000 Tote durch Naturkatastrophen und im Zehn-Jahres-Schnitt gar mehr als 60 000 Tote jährlich. Dies sei Glück, aber auch verbessertem Katastrophenschutz zu verdanken, so Höppe. Zum einen habe die Erde voriges Jahr mit Japan und Neuseeland in Ländern gebebt, wo erdbebensicher gebaut werde. Zum anderen sei in Ländern wie China der Hochwasserschutz massiv verbessert worden und die Vorwarnzeit vor Tropenstürmen betrage heute mehrere Tage, was viele Menschenleben rette.

„Bitter für die Betroffenen ist der hohe Anteil nicht versicherter Schäden vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern“, beklagt jedoch Munich Re-Vorstand Torsten Jeworrek. Denn gut 70 Prozent aller Schäden durch Naturkatastrophen waren auch 2016 nicht versichert. Seit Jahren ist diese Versicherungslücke damit fast unverändert. Das liege nicht daran, dass die Grenzen der Versicherbarkeit erreicht sind, betont Höppe. Schutz biete die Assekuranz, wenn die Policen in Hochwasserregionen teils auch recht hoch seien. Gerade die Bevölkerung armer Länder habe aber oft gar kein Geld, um eine Police zu zeichnen. Industrieländer zahlen deshalb nun in sogenannte Risikopools ein, die Versicherungen für Mittellose finanzieren. Dahinter steht auch die Angst vor neuen Flüchtlingsströmen, die durch Naturkatastrophen ausgelöst werden können. Höppe ist optimistisch, dass die Risikopools mittelfristig Wirkung zeigen und die Versicherungslücke schrumpfen lassen.

Die Versicherungsquote schwankt weltweit extrem

Die kostspieligsten Schäden weltweit waren 2016 ein Erdbeben auf der südjapanischen Insel Kyushu mit 30 Milliarden Euro Gesamtschaden und Überschwemmungen in China, die Werte von 19 Milliarden Euro vernichtet haben. In Japan war davon ein Fünftel versichert, in China waren es nur zwei Prozent, was typisch für die jeweiligen Weltregionen ist. In westlichen Industrieländern wie Deutschland beträgt die Versicherungsdichte 50 bis 60 Prozent.

Für 2017 erwartet Höppe ein durchschnittliches Jahr bei Naturkatastrophen. Einen erneuten Temperaturrekord werde es nicht geben, weil natürliche Klimaschwankungen dem entgegenstünden.