Lief bislang viermal für die belgische Nationalmannschaft auf: Ameen Al-Dakhil Foto: imago//Mutsu Kawamori

Im Pokalspiel bei Preußen Münster wird der VfB Stuttgart seine Abwehr erneut umbauen. Währenddessen ist in Ameen Al-Dakhil der Nachfolger von Waldemar Anton gefunden.

Der VfB Stuttgart kassierte im Schnitt 1,1 Gegentore  in der fabelhaften Spielzeit 2023/24. Am ersten Spieltag in Freiburg waren es gleich drei. Die Gründe für den Fehlstart sind vielfältig und fangen am anderen Ende des Spielfeldes an. Vorne passte Vieles nicht, in der Mitte auch nicht, und so summierten sich die Probleme am Ende eben (auch) vor dem eigenen Tor.

 

Wo der Abwehrverbund klassische Kernkompetenzen vermissen ließ. Häufig agierte die neu formierte Viererkette zu zögerlich, zu unentschlossen, traf die falschen Entscheidungen oder kam schlicht zu spät. Gemessen an den Torchancen fiel die 1:3-Niederlage beim Sportclub noch glimpflich aus. Das Spiel machte deutlich, dass sich Waldemar Anton und Hiroki Ito nicht eben so ersetzen lassen. Die Verletzungen von Anthony Rouault, Leonidas Stergiou und der sich hinziehende Ausfall von Dan-Axel Zagadou nach dessen Kreuzbandriss taten ihr Übriges. Sportvorstand Fabian Wohlgemuth sprach deshalb von einer „improvisierten Aufstellung“, in der Angelo Stiller in der Innenverteidigung aushelfen musste und dafür an anderer entscheidender Stelle fehlte: Als Abfangjäger und Ballverteiler vor der Abwehr.

Anrie Chase rückt neu in die Innenverteidigung

Kurzum: Der VfB wird sein defensives Personalpuzzle neu ordnen – schon an diesem Dienstag in der ersten Pokalrunde bei Preußen Münster (20.45 Uhr/ARD). „Wir haben das Freiburg-Spiel gründlich analysiert“, sagte Trainer Sebastian Hoeneß vor der Abreise nach Westfalen. Und kündigte ungewohnt offen eine wichtige Änderung in der Startelf an: „Anrie wird spielen.“

Der 20-jährige Anrie Chase also, in der vergangenen Saison 26 mal für die zweite Mannschaft in der Regionalliga am Ball, war einer der wenigen Gewinner von Freiburg. Nach 65 Minuten eingewechselt, spielte er defensiv einen soliden Part und hatte selbst sogar noch eine der wenigen Torchancen. „Ich finde, dass er es gut gemacht hat, die Vorbereitung war auch gut, deshalb schmeißen wir ihn rein“, ergänzte Hoeneß, der gegen den Zweitligisten ansonsten nicht viel rotieren will. Das neue Team soll sich möglichst schnell finden.

Partner an der Seite des US-Japaners wird Jeff Chabot sein, die Außenpositionen werden Maximilian Mittelstädt (links) sowie Pascal Stenzel (rechts) einnehmen. „Wir brauchen natürlich ein gutes Gerüst um ihn herum“, so Hoeneß mit Blick auf seinen Startelf-Debütanten, dem er fußballerische Fortschritte genauso attestiert wie eine starke Zweikampfführung am Boden und in der Luft. Vor allem Chase’ Kopfballstärke soll ein Trumpf gegen die zu erwartenden vielen hohen Bälle des Zweitligisten sein.

Weniger auskunftsfreudig zeigte sich der 42-Jährige beim Namen Ameen Al-Dakhil. Der Trainer wollte die Personalie am Montag nicht kommentieren. Dabei gilt es als ausgemacht, dass sich der Verein und der Spieler auf einen Wechsel verständigt haben. Für eine Ablöse von neun Millionen Euro (Boni eingerechnet) soll der belgische Nationalspieler vom FC Burnley an den Neckar wechseln und in den kommenden Tagen einen Vier-Jahres-Vertrag unterschreiben. Der Medizincheck steht allerdings noch aus.

Seit Februar laboriert der gebürtige Iraker, der im Alter von fünf Jahren aus seinem Heimatland nach Belgien flüchtete, an einer Muskelverletzung. Deshalb verpasste er mit den roten Teufeln auch die EM. Erst in Kürze wird Al-Dakhil auf dem Trainingsplatz zurückerwartet. In Belgien wie in England gilt er trotz des Abstiegs aus der Premier League mit Burnley als hoffnungsvolles Abwehrtalent. Seine große Stärke: Geschwindigkeit gepaart mit einem präzisen Aufbauspiel – Attribute, die an Waldemar Anton erinnern, dessen Lücke Al-Dakhil füllen soll.

„So schnell wird sich an unserer Situation in der Defensive nichts ändern“

Allerdings nicht kurzfristig. „So schnell wird sich an unserer Situation in der Defensive nichts ändern“, spielte Hoeneß auf die vagen Prognosen für seine verletzten Defensivkräfte an. Zagadou befindet sich weiter im Aufbautraining. Rouault, der im Supercup gegen Leverkusen auf die Schulter gestürzt war, kann nach wie vor nicht trainieren. Und Stergiou? Der Schweizer kehrte nach der EM mit Rückenproblemen aus dem Urlaub zurück. Bei ihm könne man frühestens in zwei Wochen eine genauere Rückmeldung geben, erklärte Hoeneß am Montag.

Weshalb die Improvisationskunst des Trainers weiterhin gefragt sein wird. In Münster soll es Chase richten – und im kommenden Heimspiel gegen Mainz 05 am Samstag? Könnte vielleicht doch noch einmal Angelo Stiller den Aushilfs-Innenverteidiger geben. Hoeneß legte Wert auf die Feststellung, dass er Stillers Auftritt in Freiburg nicht als gescheitertes Experiment betrachtete. „Angelo ist ein Sechser und macht da seine besten Spiele. Aber ich würde das Kapitel mit ihm in der Abwehr noch nicht schließen wollen.“