Große Anerkennung: Das Neubulacher Meisterteam der Saison 2004/2005 wurde 2006 von den Lesern des Schwarzwälder Boten zur Mannschaft des Jahres im Sportkreis Calw gewählt. Foto: SCN

Als Landesligameister der Saison 2004/ 2005 haben die Fußball-Frauen des Sportclubs Neubulach den Sprung in die Verbandsliga geschafft.

Obendrein wurden sie ein Jahr später bei der Leserwahl des Schwarzwälder Boten zur Mannschaft des Jahres im Sportkreis Calw gewählt. Für die Neubulacherinnen war das eine Anerkennung der ganz besonderer Art, zumal sie sich dabei gegen erfolgreiche Mannschaften ganz verschiedener Sportarten hatten durchsetzen können.

Bereits 15 Jahre zuvor in der Saison 1989/1990 waren die Neubulacherinnen erstmals in die höchste Liga in Württemberg aufgestiegen. Damals gab es noch keine Landesliga. Der SCN hatte sich als Meister der Bezirksliga Nördlicher Schwarzwald für die seinerzeit zweigleisige Verbandsliga empfohlen.

Erfolgreich waren die Fußball-Frauen des SC Neubulach auch in der Zeit der Jahrtausendwende. Als Bezirksliga-Meister der Saison 1999/ 2000 gelang dem SCN der Sprung in die Landesliga. Gekrönt wurde die Spielrunde mit einem 4:2-Erfolg im Bezirkspokalfinale in Effringen gegen den SV Deckenpfronn.

Bezirkspokalendspiel vor rund 400 Zuschauernein echtes Erlebnis

In der Saison 2014/2015 sollte es noch einmal klappen mit dem Double.

Der SC Neubulach gewann die Meisterschaft in der Regionenliga und stieg in die Landesliga auf. Der Gewinn des Bezirkspokals war so etwas wie das Sahnehäubchen. Im Finale auf dem Sportgelände in Zavelstein vor rund 400 Zuschauern setzten sich die Neubulacherinnen mit 2:0 Toren gegen die Sportfreunde Gechingen durch.

Aktuell ist vom Glanz von damals wenig übrig geblieben. Die Zahlen sprechen für sich. Mit null Punkten aus drei Spielen stehen die Fußballfrauen der Spielgemeinschaft SC Neubulach/SV Schönbronn in der unterbrochenen Spielrunde 2020/2021 auf dem siebten und damit letzten Tabellenplatz der Bezirksliga Böblingen/Calw.

Die führende Rolle im Frauenfußball im Kreis Calw nimmt seit inzwischen einigen Jahren die Spvgg Berneck/Zwerenberg ein, die 2019 als Meister der Landesliga den Aufstieg in die Verbandsliga geschafft hat.

In Neubulach denken die Leistungsträgerinnen noch gerne an die erfolgreiche Zeit zurück, wie beispielsweise Tanja Lutz (geborene Bürgin), die als Spielmacherin und Torjägerin eine zentrale Rolle beim Aufstieg 2005 gespielt hat.

"Die schönsten Erlebnisse waren ganz klar der Aufstieg in die Verbandsliga und die Wahl zur Mannschaft des Jahres im Sportkreis. Über die Wahl habe ich mich deshalb so sehr gefreut, weil mir dadurch bewusst geworden ist, dass unsere tolle Leistung auch außerhalb des Vereins Wertschätzung erfahren hat", blickt Tanja Lutz zurück

"Neben dem Platz bleiben mir vor allem unsere legendären Busfahrten zu den Auswärtsspielen in Erinnerung. Wir mussten ja nicht selten schon sehr früh los – wenn es ins Allgäu ging, so gegen 6.30 Uhr oder 7 Uhr. Die Rückfahrten waren zumeist ein Erlebnis. Sicher haben wir unsere Punktgewinne gefeiert, aber auch eine Niederlage oder ein Punktverlust hatte nicht zur Folge, dass wir sprachlos waren. Nicht selten hatte sich die erste Enttäuschung schnell gelegt."

Als Busfahrer hatte sich immer wieder Karl Ohngemach, ein Fan der Neubulacher Fußball-Frauen, zur Verfügung gestellt.

Den Kontakt zu ihren ehemaligen Kameradinnen hat Tanja Lutz zwar nicht abreißen lassen, doch aufgrund der veränderten familiären und beruflichen Situation ist dieser nicht mehr so intensiv. "Nachdem ich meine aktive Zeit 2013/2014 beendet habe, habe ich mich vom aktuellen Geschehen zurückgezogen."

Andrea Morof (geborene Gründer), die als Abwehrchefin dafür gesorgt hat, dass hinten wenig anbrennen konnte, bezeichnet das Jahr 2000 als Höhepunkt in ihrer sportlichen Laufbahn.

"Wir haben das entscheidende Aufstiegsspiel gegen den TSV Genkingen 1:0 gewonnen. Somit war der Aufstieg in die Landesliga perfekt. Und dann war da noch der Bezirkspokal mit dem Finale in Effringen: "Das Pokalendspiel gegen den SV Deckenpfronn mit unzähligen Zuschauern werden wir wohl nie vergessen. Da hatten wir schon richtig Gänsehaut, als wir aufgelaufen sind. Da wurde einem erst bewusst, wie viele Menschen im Umkreis (egal ob jung oder alt) den Frauenfußball in Neubulach verfolgt haben und unsere Leistungen auch wertgeschätzt haben. Ich habe lange gebraucht um zu realisieren, dass man so etwas nicht alle Tage schafft."

"Wir hatten glücklicherweise zu dieser Zeit tolle Trainer wie Andi Jurytko, Volker Schulz und Eberhard Ohngemach. Die haben unfassbar viel Zeit investiert. Ich werde eine Trainingseinheit bei Eberhard Ohngemach nie vergessen, als wir draußen im Tiefschnee kniehoch joggen waren oder Rugby mit den Medizinbällen spielten. Ich habe oft den Kopf geschüttelt und gedacht: Andrea, das machst du alles freiwillig?

Im dritten Anlauf hat es mit dem Aufstieg endlich geklappt

"Wir hatten eine tolle Mannschaft mit einer guten Mischung von jungen und erfahrenen Spielerinnen. Die waren alle ehrgeizig und zielorientiert", blickt Meistermacher Eberhard Ohngemach zurück.

Vor allem hatten nach zweimal Platz zwei in den beiden Vorjahren alle ein Ziel: Nur nicht noch einmal Zweiter werden. Aus dem Erfolgsensemble der Saison 2004/2005 einzelne Spielerinnen herausheben, will Eberhard Ohngemach eigentlich nicht, doch dann nennt er doch Andrea Morof als Abwehrspielerin – "Um die ist so gut wie niemand herumgekommen" – und Torjägerin Melanie Anton: "Die war sehr schnell."

Erst vor zwei Jahren hat Eberhard Ohngemach seine damalige Mannschaft zu einem Wiedersehen geladen. "Wir haben über Fußball und über alte Zeiten gesprochen." Doch Trainer sind wie Trainer eben sind: Das berühmte Haar in der Suppe hat auch Eberhard Ohngemach gefunden. "Wir hätten auch ungeschlagen Meister werden können", meint er und verweist auf die einzige Niederlage, die seine Mannschaft damals hat hinnehmen müssen. Es war ein 1:2 beim SV Hopfau.

Sabrina Jurytko (geborene Klotz) hat ihre ganz besonderen Erinnerungen an ihre aktive Laufbahn, zumal mit dem SC Neubulach auch ihr persönliches Lebensglück verbunden ist.

"Die schönsten Erlebnisse in meiner Fußballkarriere waren der Aufstieg in die Verbandsliga. Toll waren die Busfahrten, egal ob wir gewonnen oder verloren haben, es wurde auf der Rückfahrt immer gesungen, getanzt und auch ein bissle was getrunken. Über den Fußball habe ich auch den Andi kennengelernt. Wir sind immer noch glücklich verheiratet."

"Ich gehe noch regelmäßig auf den Sportplatz, wenn die Frauen spielen und seit Andi wieder Trainer ist sowieso", sagt die ehemalige Abwehrspielerin.

Lena Roller (ehemals Schanz) war zwar eine typische Torjägerin, genaugenommen aber konnte sie auf so gut wie jeder Position eingesetzt werden. Als Libera stand sie ebenso ihre Frau wie zwischendurch auch als Torhüterin. Beim Aufstieg in die Verbandsliga in der Spielrunde 2004/2005 war sie eine der jüngsten Spielerinnen des SC Neubulach. Die langjährige Torjägerin, die seit wenigen Wochen erstmals Mutter wurde, erinnert sich noch gut an die Meistersaison. "Ich war damals im zweiten B-Mädchen-Jahr und durfte sonntags immer bei den Frauen aushelfen. Das war für mich eine Ehre."

Entscheidend für den sportlichen Erfolg, sagt Lena Roller, war der Zusammenhalt. "Wir haben alle an einem Strang gezogen. Jede hatte das gleiche Ziel – eine für alle, alle für eine. Wir haben zusammen gewonnen und sind nach Niederlagen auch zusammen wieder aufgestanden. Und dazu gehört nicht nur das Zusammensein auf dem Platz, wie Lena Roller betont: "Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir geschlossen freitags nach dem Training ins Rössle nach Neubulach gegangen sind und haben ein zwei getrunken."

Doch was hat sich im Frauenfußball verändert? Generell stellt Lena Roller fest, dass der große Ehrgeiz, sich voll für den Fußball zu engagieren, etwas abhanden gekommen ist. Dies bezieht sie allerdings nicht nur auf die Frauen. "Wenn wir sonntags ein Spiel hatten, dann war für mich ganz klar, dass Fußball gespielt wird und man später zu den Festlichkeiten in der Familie oder der Verwandtschaft geht. Ich weiß noch, ich habe sämtliche Konfirmationen, Taufen und Geburtstage verpasst. Viel zu schnell wird ein Spiel einfach abgesagt. Da fehlt der Biss."

Und sie ergänzt: "Ich glaube, dass der Drang, zum Fußball spielen als Frau nicht mehr so stark ist wie früher. Es gibt einfach ein zu breites Feld an Hobbys. Viele Vereine müssen die Mannschaft abmelden, weil sie keine Mannschaft zusammen kriegen. Schade, aber die Entwicklung ist wohl kaum zu ändern."

Den Kontakt hat sie nicht abreißen lassen, auch wenn die Mannschaft inzwischen fast ausschließlich aus wesentlich jüngeren Spielerinnen besteht. "Ich schaue noch gerne bei den Spielen zu und habe bis zu Corona auch immer ausgeholfen sofern Not an der Frau war. Ich kann die Mädels ja nicht hängen lassen. Ich spiele einfach zu gerne Fußball."