Christian Streich, Trainer des SC Freiburg. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Interview mit SC-Trainer Christian Streich vor dem Duell gegen die Bayern

Von Arne Bicker

Freiburg. Keine Zeit bleibt dem SC Freiburg, das außergewöhnliche Bundesliga-Match in Hoffenheim zu verarbeiten. Schon heute geht’s im heimischen Mage Solar-Stadion (Anpfiff 18.30 Uhr) gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München.

Weil die Bayern am Freitag im Europäischen Supercup als Champions League-Sieger auf den Europa League-Sieger FC Chelsea treffen, wurde das Spiel mit Münchner Beteiligung vorgezogen. Und SC-Trainer Christian Streich hatte in der turnusmäßigen Presse-Konferenz gestern eine Menge zu sagen.

Herr Streich, lassen Sie uns vor dem Spiel gegen die Bayern zunächst einen Blick zurück werfen auf das 3:3 am Samstag in Hoffenheim: Sind Sie im Nachhinein zufrieden, oder denken Sie, dass Sie die zweite Hinausstellung gegen Admir Mehmedi wegen Schiedsrichterbeleidigung den Sieg gekostet hat?

Nein, die zweite Hinausstellung hat uns nicht den Sieg gekostet. Die erste Hinausstellung gegen Coquelin hat uns die Überzahl gekostet. Die war unberechtigt, aber das ist jetzt abgehakt. Wir haben gekämpft und hart gearbeitet. Es war ein unruhiges Spiel mit Fehlern auf beiden Seiten. Aber das Unentschieden war gerecht, und unsere Mannschaft hat alles gegeben; deshalb sind wir zufrieden. Mehmedi hat sich vor allem selbst bestraft, weil er nun nicht gegen die Bayern spielen darf. Er hat uns natürlich einen Bärendienst erwiesen, aber wir verurteilen das nicht, sondern müssen das jetzt sauber miteinander besprechen. Die Bundesliga ist für ihn eine Riesenherausforderung.

Schiedsrichter Peter Sippel war wohl der Meinung, auch Sie hätten sich selbst bestraft, weil er Sie in Hoffenheim auf die Tribüne geschickt hat. Fühlen Sie sich da, als seien Ihnen die Hände gefesselt? Oder gewinnen Sie da oben auch intensivere Eindrücke durch die bessere Übersicht?

Man sieht ein bisschen mehr, aber trotzdem ist das natürlich nicht gut. Aber die Coquelin-Situation war verrückt, weil er fair den Ball holt und dafür Gelb-Rot bekommt. Zudem wurde die ganze Zeit von der Hoffenheimer Bank nach der roten Karte gegen Salihovic provoziert, dabei können wir ja nichts dafür, dass er die Hand gegen Schuster ausgefahren hat. Und dann habe ich etwas gesagt, aber nichts Abfälliges und schon gar nicht zu Herrn Sippel. Aber ich darf natürlich nicht meine Coaching-Zone verlassen, das war ein Fehler von mir.

Heute Abend wollen einige Freiburger Ultrafans beim Bayernspiel einen Stimmungsboykott durch Passivität umsetzen, weil der Sportclub sogenannte Klatschpappen an alle Stadionbesucher austeilen lässt, die die genannten Fans als zu künstlich ablehnen. Was halten Sie davon?

Jeder hat doch die Berechtigung zum Fußballspiel zu gehen und uns oder, wenn‘s sein muss, die Bayern anzufeuern. Aber da sollten doch alle Toleranz walten lassen und sich keine Gruppe als die besseren Fans oder größeren Rechthaber als andere fühlen.

Hat denn Bayern München vielleicht derzeit eine ähnliche Situation wie Sie, dass nämlich das gute Niveau der Vorsaison noch nicht erreicht ist?

Sie sind insgesamt als Team noch nicht da, wo sie hinwollen, aber das kann ja auch gar nicht sein. Aber die taktischen Dinge sind schon erkennbar, die Betonung der Außenbahnen zum Beispiel, und sie haben eine unglaubliche individuelle Qualität, egal wer spielt. Noch dazu sind sie seriös im Umgang mit all ihren Spielen, was für uns schade ist, denn es wäre schön, wenn sie’s mal ein bisschen lockerer nehmen würden gegen uns – aber das tun sie leider nicht.

Wie können Sie denn gegen die Bayern etwas ausrichten?

Es wird wahnsinnig wichtig sein, dass wir uns nicht frustrieren lassen, wenn wir den Ball wenig haben. Wenn wir dann den Ball haben, müssen wir ruhig bleiben und nicht denken, wir müssten etwas Besonderes machen. Wenn wir das schaffen, dann haben wir schon viel psychologisch richtig gemacht. Auch bei einem Gegentor, das wir nicht wollen, das aber gegen die Bayern passieren kann, müssen wir mental stabil bleiben.

Wer wird die gesperrten Mehmedi und Coquelin ersetzen?

Vielleicht stellen wir Guédé auf die Seite oder nehmen Christian Günther rein – ich kann’s noch nicht genau sagen, weil wir unter anderem noch abwarten müssen, ob Mike Hanke rechtzeitig wieder fit wird.

Nach dem Spiel warten 17 Tage Bundesligapause, und Sie geben ja Ihrer Mannschaft das kommende Wochenende frei. Gibt es da so etwas wie ein Mallorca-Verbot?

Nein, über so etwas reden wir nicht. Und wenn Sie auf unseren ehemaligen Spieler Dennis Aogo vom HSV anspielen: Heutzutage ist das nicht so selten, dass jemand mal für zwei Tage wegfliegt. Man darf das nicht überbewerten; nur die Situation in Hamburg war halt ein bisschen blöd.