Der SV Oberachern (2:0) ist ein würdiger Pokalsieger – die DJK Donaueschingen hat mit ihrem tollen Pokaljahr neue Fußballer-Herzen erobert. Aus diesem Finaltag in Lahr kann der Verbandsligist neue Kraft schöpfen.
Um ein verdientes 0:0 zur Pause in diesem Finale zu erreichen, hatten die Donaueschinger in der ersten Halbzeit einen enormen läuferischen Aufwand betreiben müssen. Nach 45 Minuten war ein Klassenunterschied jedenfalls nicht erkennbar. Oberligist SV Oberachern hatte bis zu diesem Zeitpunkt seine Offensivkraft noch nicht entwickeln können – Verbandsligist DJK Donaueschingen war im Pech bei zwei Konterchancen.
"Hofften, die Partie länger offen halten zu können"
"Ich habe meine Mannschaft schon in der Pause für das gelobt, was sie bis dahin schon leistete. Unser Hoffnung war schon da, dass wir das Spiel in der zweiten Halbzeit noch eine Weile lang so offen halten können", blickt DJK-Coach Benjamin Gallmann zurück.
Doch es blieb aus Sicht der Donaueschinger bei diesem Wunsch: In der 58. Minute erzielte Oberacherns guter Mittelfeldspieler Rachid Gueddin das 1:0 für den Favoriten. Acht Minuten später unterlief DJK-Akteur Tobias Wild mit einem unglücklichen Eigentor das vorentscheidende 0:2. Die Donaueschinger, bei denen sich nun kräftemäßig auch ihre Akkus dem Ende zuneigten, hatten keine Antwort mehr parat. Der Traum von einem Pokalcoup gegen abgezockte Oberacherner erfüllte sich also nicht.
Erst Enttäuschung – dann Stolz
Die Enttäuschung beim Underdog war nach dem Schlusspfiff zunächst groß. Diese wich dann aber viel Stolz. "Wir werden viel Emotionales daraus mitnehmen. Dies wird sich bestimmt alles positiv für unsere Zukunft hier auswirken", brachte es Benjamin Gallmann – schon bald wieder nach vorne blickend – auf den Punkt.
Der harte Abstiegskampf in der Verbandsliga – plus den Erfolgserlebnissen in diesem Pokalwettbewerb 2021/22 – haben ein tolles Team zusammenwachsen lassen. Dies bildet eine sehr wichtige Grundlage für die Restsaison in der Verbandsliga – und dem wahrscheinlichen Neustart dann in der Landesliga.
Kraft für den aktuellen Abstiegskampf
Der Abstiegskampf: Nur noch drei Spiele stehen für die stark abstiegsgefährdete DJK Donaueschingen (15. Platz/27 Punkte) an. Am Mittwoch (19 Uhr) läuft schon wieder das Derby bei der U21 des FC 08 Villingen. Vielleicht ist der viertletzte Platz noch für die Baaremer möglich. Dieser könnte eventuell zum Klassenerhalt reichen. DJK-Abteilungsleiter Thomas Wild ist überzeugt davon, "dass unsere Mannschaft noch etwas reißen kann. Wir kämpfen so lange, es noch rechnerische Möglichkeiten gibt. Unser Spiel am Mittwoch in Villingen ist allerdings schon vorentscheidend."
Benjamin Gallmann bleibt Realist: "Ich traue den Jungs in den restlichen drei Spielen noch einiges zu, aber unsere Ausgangsposition ist schwierig." Kapitän Heiko Reich spricht auch von einer "verzwickten Situation. Aber wir werden schauen, dass wir noch das Optimale aus dieser Saison herausholen.".
Energie für den möglichen Neuanfang in der Landesliga
Die Zukunft: Wenn die DJK Donaueschingen in der kommenden Saison in der Landesliga neu starten muss, dann wird sie dies unter sehr guten Voraussetzungen tun. Die gesamte Mannschaft bleibt nicht nur zusammen, sondern wird auch punktuell noch verstärkt. Coach Benjamin Gallmann dreht dann auch in Sachen Spieltaktik an einigen Stellschrauben. Wahrscheinlich ist dann, dass die DJK den Schwerpunkt in der Landesliga wieder mehr auf die Offensive setzt.
Endspiel-Geflüster
Großartiger Rahmen:Dieses Pokalendspiel sah bei besten Witterungsbedingungen in Lahr einen großartigen Rahmen. Rund 350 Fans hatten die DJK Donaueschingen – fast alle in grünen Shirts – hervorragend unterstützt. Der SV Oberachern hatte sogar knapp 1000 Anhänger mobilisiert. Von der Lautstärke her schenkten sich beide Fan-Lager nichts. Beide Teams feierten nach dem Schlusspfiff noch lange mit ihren Anhängern. Die Oberacherner Fans sangen: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin." Parallelen gab es dann am Samstagabend bei beiden Klubs: Die Donaueschinger feierten ihren Abschluss im DJK-Heim, wo es auch ein Public-Viewing des DFB-Pokalfinales gab. Der SV Oberachern hatte seinen Fans "daheim" Freibier spendiert.
Präsident ist in Berlin
Da Thomas Schmidt, Präsident des Südbadischen Fußball-Verbandes, mit einer Abordnung des SBFV zum DFB-Pokalfinale nach Berlin gereist war, nahm in Lahr Christian Dusch, der SBFV-Vizepräsident, die Ehrung vor. Für den SV Oberachern war es der erste Pokalsieg in seiner Vereinsgeschichte.
Oberacherner Traumlos?
Der neue Pokalsieger fiebert schon der ARD-Sportschau am kommenden Sonntag (19.15 Uhr) entgegen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Kevin Großkreutz werden dann die Auslosung der 1. Hauptrunde im DFB-Pokal vornehmen.
Der Kommentar
Von Michael Bundesmann
Die DJK Donaueschingen und der SC Freiburg haben seit Samstag zwei Dinge gemeinsam: Erstmals standen beide Klubs in einem Pokalfinale – doch beide Mannschaften gingen am Ende leer aus. Zweitens fühlen sich die Niederlagen aber etwas anders als normal an. Nach den ersten Momenten der Enttäuschung überwiegt in Donaueschingen – und auch in Freiburg – der Stolz, diesen Tag erlebt zu haben. Deshalb auch ein Dankeschön an die DJK für die tollen Momente, die sie in diesem südbadischen Pokalwettbewerb 2021/22 ihren Fans geliefert hat. Allein das sportlich-dramatische Halbfinale gegen Denzlingen bleibt unvergessen. Trainer Benjamin Gallmann und seine Jungs können aus diesem Pokalerlebnis nun noch einmal neue Kraft ziehen – für den Abstiegskampf in der Verbandsliga und dem wahrscheinlichen Neustart in der Landesliga.