Mitarbeiter der Kern-Liebers-Tochter Saxonia Textile Parts aus Göppingen vor dem Infostand der IG Metall auf dem Schramberger Rathausplatz. Foto: Wegner

„Gestern #globalfamiliy – morgen arbeitslos“ – Knapp 40 Beschäftigte der Kern-Liebers-Tochter Saxonia Textile Parts aus Göppingen demonstrierten auf dem Schramberger Rathausplatz.

„Die Schließung von Saxonia Textile Parts in Göppingen ist eine eigenartige Form, seine Dankbarkeit auszudrücken“, steht auf einem Flugblatt der IG Metall, das die Mitarbeiter des Unternehmens am Montagmorgen rings um Kern-Liebers in Sulgen verteilt und hinter die Scheibenwischer gesteckt hatten. Dies ist hinterlegt mit einem Bild des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Erek Speckert, und eine Antwort auf dessen Aussage im Mitarbeitermagazin der Kern-Liebers-Gruppe „Ich bin dankbar für den Einsatz, den Sie jeden Tag für unser Unternehmen zeigen.“

 

Viel Publikum hatten die Beschäftigten aus Göppingen bei ihrem Infostand nicht an diesem Montagmorgen auf dem Schramberger Rathausplatz – aber das sei auch nicht das Entscheidende, wie Manuel Schäfer von der IG Metall (IGM) Göppingen sagt. Man wolle eben am Ort des Unternehmens Präsenz zeigen und deutlich machen, dass die Kollegen um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, wenigstens aber um eine anständige Abfindung kämpften.

Selbst diese Abfindung würde der Konzern bisher verweigern, steht auf dem Flugblatt. Deshalb seien die Beschäftigten im Streik für einen Sozialtarifvertrag.

Soziale Verantwortung

Der Konzern, so steht weiter auf dem Flugblatt der IGM, trage die soziale Verantwortung für seine Beschäftigten. Schlussendlich könne es jeden treffen. Und „diskutiert in eurem Umfeld, ob das, was hier passiert, in das Bild von Dankbarkeit und #globalfamily passt.“

90 Beschäftigte betroffen

Bislang so Schäfer, habe die Geschäftsführung „jegliche Alternative zur Schließung“ abgelehnt, die anfallende Arbeit soll unter anderem nach Schramberg verlagert werden.

Betroffen von der Maßnahme, die so Schäfer, nach Worten der Geschäftsführung in Göppingen alternativlos sei, sind rund 90 Beschäftigte betroffen. Ihnen war im Juni 2023 mitgeteilt worden, dass der Kern-Liebers-Konzern die Gesellschaft schließen möchte. Die Saxonia Umformtechnik am gleichen Standort in Göppingen soll erhalten bleiben, ist aber von den Auswirkungen der Schließung auch betroffen.

Die mitgebrachten Plakate sind deutlich. Foto: Wegner

Zu den Plakaten, die die Beschäftigten in Schramberg dabei hatten, gehörte neben weiteren auch eins, bei der Kern-Liebers in Gestalt von „Gevatter Tod“ zunächst die Tür der Kern-Liebers-Tochter Naplafa in Chemnitz geöffnet hatte und eine Blutspur hinterließ, gefolgt von Saxonia Göppingen – und aktuell an die noch geschlossene Tür mit der Aufschrift „Schramberg“ klopft. Ein weiteres wies auf die 75-jährige Geschichte von Saxonia Göppingen hin – und es als Jubiläumsgeschenk „Entlassungen“ gebe.

Brief übergeben

Nicht zum ersten Mal machen die Saxonia-Mitarbeiter ihrem Ärger in Schramberg Luft. Im September hatten sie einen Brief an Erek Speckert sowie den Verwaltungsratsvorsitzenden Jürgen Steim im Gepäck, den sie an der Pforte abgaben.