Die Schüler Natalia (von links) und Karim des Enztal-Gymnasiums stellten der SPD-Politikerin Saskia Esken bei ihrem Besuch am Donnerstag viele Fragen. Foto: Felix Biermayer

Die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken besucht Oberstufenschüler des Enztal-Gymnasiums in Bad Wildbad. Und die fühlen der Wahlkreisabgeordneten ordentlich auf den Zahn.

Wann hat man mal die Möglichkeit, eine bekannte Politikerin alles zu fragen, was man möchte? Diese Gelegenheit hatten jetzt die Schüler der Stufen 11, K1 und K2 des Bad Wildbader Enztal-Gymnasiums.

Denn die SPD-Bundestagsabgeordnete – und Vorsitzende der Partei – Saskia Esken legte dort auf ihrer Wahlkreistour einen Stopp ein. Rund 150 Schüler besuchen diese Klassenstufen. Ganz so viele kamen zu der Pflichtveranstaltung nicht. „Krankheit“, begründete es ein Lehrer. „Manche schwänzen“, wusste es eine Gruppe von Schülern besser.

Esken nahm auf dem Podium Platz. Dort warteten bereits Natalia und Karim mit ihren Fragen auf die Politikerin. Die Schüler hatten diese im Unterricht gesammelt und einen Katalog vorbereitet.

Wie wird man eigentlich Politikerin?

Esken erzählte davon, dass ihre Eltern schon Sozialdemokraten gewesen seien und sie in Renningen als Jugendliche ein Jugendhaus mitbegründet habe. „Da kann ich was bewegen, wie geil ist das denn?“, fasste sie ihre damaligen Erlebnisse zusammen.

So sei sie Schritt für Schritt zu ihren heutigen Ämtern gekommen. Die Arbeit als Bundestagsabgeordnete teile sich einerseits in Gespräche im Wahlkreis, andererseits Debatten im Bundestag auf. Es störe sie manchmal, dass nicht alle „ans Gemeinwohl dächten“. Sie wolle vor allem für die nächste Generation viele Dinge bewegen.

Ihr gehe es um soziale Gerechtigkeit und Bildungsgerechtigkeit, erklärte Esken den Schülern. „Die Kinder armer Eltern haben schlechtere Chancen“, meinte sie. Das sei eine „riesen Schweinerei“ und „auch volkswirtschaftlich schlecht“. Außerdem bemängelte sie, dass an den Schulen das Lehrpersonal fehle.

Wie bewertet Esken die Corona-Maßnahmen an den Schulen im Nachhinein?“

Anfangs habe man noch nicht alles gewusst und „ohne Drehbuch“ gehandelt, antwortete Esken. Auch wenn Gesundheitsminister Karl Lauterbach im Bezug auf die Schulschließungen von einem „Fehler“ spreche, sehe sie es anders. Man habe damit gefährdete Schüler oder deren Angehörige geschützt. Allerdings seien die oft kurzfristigen Maßnahmen „schrecklicher Stress“ für alle Schüler gewesen, denen insbesondere der Kontakt zu Gleichaltrigen gefehlt habe.

Wie ist Eskens Meinung zur Debatte um die Silvesternacht?

„Die Debatte ist schwierig“, meinte Esken. Rettungswagen zu attackieren sei „komplett irre“. „Gewalt gegenüber Einsatzkräften nimmt überhand“, stellte sie fest. Die Täter müssten schnell betraft werden. Aber man müsse dem Problem – nämlich, dass sich diese Menschen nicht mehr als Teil der Gesellschaft empfänden – auf den Grund gehen.

Schaffen Waffen in der Ukraine Frieden?

„Die Aggression Putins darf keinen Erfolg haben“, entgegnete Esken. Denn wenn es sich „lohne“, mit Gewalt Grenzen zu verschieben, ergebe sich eine „Gefahr für alle Länder“. Deshalb liefere Deutschland der Ukraine jetzt Waffen. Man wolle „Frieden durch die Fähigkeit zur Selbstverteidigung“ schaffen.

Darf man nach Bali fliegen, wenn man gegen den Klimawandel kämpft?

Zu Fuß komme man ja schlecht hin, meinte Esken. „Die machen da ja kein Urlaub“, meinte sie zu den Protestierenden. Allerdings stelle sich die Frage zur Form des Protests. Das Strafrecht setze hier Grenzen.

Foto: Felix Biermayer

Abschließend hatten die Schüler aus dem Publikum noch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Die erkundigten sich nach einer Wehrpflicht – Esken lehnte die Wiedereinführung ab – oder nach der unterschiedlichen Behandlung von Flüchtlingen je nach deren Herkunftsland. Und obwohl Esken auf jede Frage einging, war es für die Schüler auch ein Lehrstück darüber, wie Politiker antworten: sehr ausschweifend und am Ende oftmals trotzdem am Kern der Frage vorbei.

Einen Tag später war Esken dann im Calwer Hermann-Hesse-Gymnasium zu Gast. In dem Gespräch dort diskutierten die Schüler mit Esken vor allem über internationale Politik. Damit hatten sie sich das vergangene halbe Jahr im Unterricht beschäftigt.