Sarna Röser ist Unternehmerin, Aufsichtsrätin, Beirätin und gern gesehener Gast in Talkshows. Als Verbandsvorsitzende hat die 34-Jährige klare Forderungen an die neue Bundesregierung und freut sich, dass Väter ihren Töchtern mehr zutrauen.
Stuttgart/Mundelsheim - Sie ist offen, direkt und voller Tatendrang. Sarna Röser, die im familieneigenen Unternehmen in Mundelsheim am Neckar aufgewachsen ist, liegt nicht nur die eigene Firma am Herzen, sondern auch der Mittelstand. Als Vorsitzende des Verbands der Jungen Unternehmer – vor wenigen Wochen wurde sie für eine weitere Amtszeit wiedergewählt – ist sie die Stimme der jungen Unternehmergeneration.
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Sie redet Klartext. Von der neuen Bundesregierung wünscht sie sich einen „Neustart für Deutschland“. Die Coronapandemie habe gezeigt, was es bedeute, wenn den Unternehmen von heute auf morgen der Boden unter den Füßen weggezogen werde. Hinzu komme, dass der Standort Deutschland jeden Tag an Wettbewerbsfähigkeit verliere.
Dass das Thema Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung an erster Stelle im Koalitionsvertrag steht, macht ihr Hoffnung. „Wenn das tatsächlich im kommenden Jahr umgesetzt wird, kann das einen Investitionsschub in Deutschland auslösen.“
Kritik am Koalitionsvertrag: großspurige Versprechen bei Rente
Sie kritisiert aber, dass der Koalitionsvertrag bei der Rente großspurige Versprechungen mache. „Statt sich bei der Rente ehrlich zu machen, werden weiter Rentengarantien ausgesprochen ohne deren Finanzierung aufzuzeigen“, so Röser. Damit laufe die Ampel Gefahr, in den nächsten Jahren große Unsicherheiten zu schüren. Im Sinne der nächsten Generationen brauche es jetzt mutige Reformen, um die Rente zukunftsfest zu machen. „Die geplante Aktienrente ist richtig, kann aber nur ein Baustein sein“, so Röser.
Sie hat die Erfahrung gemacht, dass „die Mühlen in der Politik langsam mahlen“. Dabei ist es die 34-Jährige als Unternehmerin gewohnt, Entscheidungen zügig umzusetzen. Entmutigen lässt sie sich aber nicht, auch wenn das ehrenamtliche Engagement im Verband herausfordernd ist – für sie ist das eher noch zusätzlicher Ansporn.
Gefragte Gesprächspartnerin auch bei TV-Talkshows
Röser pendelt viel zwischen ihrem Wohnort Ludwigsburg und Berlin, ist in der Politik gut vernetzt und vielerorts eine gefragte Gesprächspartnerin – auch in TV-Talkshows wie „Hart aber fair“ oder „Maybrit Illner“. Präsenz sei wichtig, dass man gehört werde, sagt die junge Frau, die so viel Energie versprüht. Sie wirkt selbstbewusst, aber nicht überheblich, hat keine Scheu im Umgang mit hochrangigen Gesprächspartnern und punktet mit Fachkenntnis.
Auf ihrer Wunschliste an die Politik stehen Themen, die die jungen Unternehmer umtreiben: Das reicht vom Klimaschutz über Bürokratieabbau und Staatsverschuldung bis zur Digitalisierung. „Wir brauchen auch eine effiziente Verwaltung“, nennt sie ein Beispiel. „In Estland können Sie innerhalb von wenigen Minuten ein Unternehmen online gründen, warum ist das in Deutschland immer noch nicht möglich?“ Das würde jungen Unternehmensgründern vieles erleichtern. Deshalb fordert sie von der Ampel-Koalition, dass bei der Modernisierung des Staates die Versprechen keine Worthülsen bleiben dürften.
Der schwindende Unternehmergeist treibt sie um
Sorgen bereitet Röser auch der schwindende Unternehmergeist, weil immer weniger junge Menschen gründen oder ein Familienunternehmen übernehmen wollen. „Ich will fürs Unternehmertum begeistern“, sagt sie. Man müsse die Themen Wirtschaft und Unternehmerbild stärker in den Schulen verankern, um bei den jungen Menschen dafür Interesse zu wecken.
Sie freut sich darüber, dass mehr Frauen die Nachfolge in Familienunternehmen – auch in männerdominierten Branchen – übernehmen. „Das hat auch damit zu tun, dass die Väter ihren Töchtern mehr zutrauen“, sagt sie. Weil allerdings mehr als 300 000 Kitaplätze für unter Dreijährige fehlten, müssten sich viele Frauen immer noch zwischen Familie und Karriere entscheiden. „Beides muss möglich sein, da müssen wir an der Betreuungsinfrastruktur und an den Rollenbildern arbeiten “, findet sie.
Aufsichtsrätin bei der Optikerkette Fielmann
Röser, die Internationale Betriebswirtschaft studiert und später noch ein Aufbaustudium im Bereich unternehmerische Verantwortung an der Hochschule Luzern draufgesetzt hat, weiß, was es heißt, Dinge voranzubringen und mit Ausdauer dabeizubleiben. Ihr Vater traut ihr das zu, denn sie ist seine designierte Nachfolgerin der Zementrohr- und Betonwerke Karl Röser & Sohn in Mundelsheim (Kreis Ludwigsburg). Zudem arbeitet sie in der Geschäftsführung der zur Röser-Unternehmensgruppe gehörenden Röser FAM und ist Start-up-Gründerin.
Neben ihrem Engagement im Verband ist Röser seit 2020 jüngstes Mitglied im Aufsichtsrat der Optikerkette Fielmann und ist auch im Beirat der Deutschen Bank AG aktiv. Zudem ist sie stellvertretende Vorsitzende der Ludwig-Erhard-Stiftung und im Vorstand der Wertekommission – der „Initiative Werte Bewusste Führung“.
„Man muss auch Nein sagen können“
Wie sie alles unter einen Hut bekommt? „Man braucht ein gutes Zeitmanagement und muss Prioritäten setzen“, sagt sie, „und man muss auch Nein sagen können.“ Unterstützung bekommt sie auch von der Familie, die ihr bei vielem den Rücken frei hält. Auch ihre Schwester ist im Familienunternehmen dabei. „Ich bin leidenschaftliche Unternehmerin, werde aber auch politisch engagiert bleiben“, sagt Röser. Beides ist ihr wichtig.
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Ob noch Zeit bleibt für Abende auf der Couch? „Die gibt es“, kontert sie prompt.
Verband der Jungen Unternehmer
Verband
Die Jungen Unternehmer haben rund 1500 Mitglieder in Deutschland und sind das Forum für junge Familienunternehmer und Gründer, die maximal 40 Jahre alt sind und deren Unternehmen mindestens eine Million Euro Umsatz haben und/oder mindestens zehn Mitarbeiter.
Ziel
Der Verband will als politische Interessenvertretung die Rahmenbedingungen für junge Unternehmer – vom Existenzgründer bis zum Unternehmensnachfolger – verbessern. Unter dem Motto Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung bezieht der Verband nach eigenen Angaben Stellung für eine wettbewerbsorientierte und soziale Marktwirtschaft sowie gegen überflüssige Staatseingriffe. Die Jungen Unternehmer vereinen gemeinsam mit Die Familienunternehmer rund 6000 Familienunternehmer aus Deutschland.