Sarah Wiener Foto: AP

Die Köchin Sarah Wiener kocht jetzt im Mercedes-Museum - auch schwäbische Spezialitäten.

Stuttgart - Seit Beginn des Monats betreibt die populäre Köchin und Unternehmerin Sarah Wiener die Gastronomie des Mercedes-Museums. Und natürlich wird es dort auch schwäbische Spezialitäten geben. "Die Welt soll ruhig wissen: Die Schwaben können nicht nur Autos", sagt sie.

Hallo Frau Wiener, wissen Sie, was ein Ofenschlupfer ist?

Na klar. Ich liebe Desserts. Gerade die schwäbische Küche erinnert mich oft an die österreichische. Bei uns heißt es Scheiterhaufen. Ein wunderbares, unterschätztes Resteessen.

Test bestanden. Aber mal Hand aufs Herz: Was sagt und gibt Ihnen die schwäbische Küche?

Ich würde jetzt nicht gegen eine schwäbische Oma im Spätzleschaben antreten wollen. Jede Region hat ihre Eigenheiten, die sie besonders gut kann, und es ist vielleicht ein bisschen wie Dialekt lernen; man muss sich schon richtig gut auskennen und sehr aufmerksam sein, um sich mit einer regionalen Küche mit all ihren Finessen und Besonderheiten auszukennen. Die schwäbische Küche ist sicher eine der beliebtesten Küchen in Deutschland. Auch ich schätze sie sehr.

Was ist Ihr schwäbisches Lieblingsgericht?

Maultaschen! Das ist jetzt wenig originell, aber wenn die gut gemacht sind, könnte ich die jeden zweiten Tag essen! Wir haben ja sehr ähnliche Gerichte in Österreich. Ich bin daher mit ihnen aufgewachsen.

Und gibt es das Gericht auch, wenn die Küche des Mercedes-Museums bald unter Ihrem Patronat steht?

Natürlich! Die Welt soll ruhig wissen: Die Schwaben können nicht nur Autos.

Was haben Sie im Museumsrestaurant konzeptionell vor?

Wir werden das seit fünf Jahren erfolgreich im Mercedes-Benz-Museum etablierte Gastronomiekonzept fortführen und kontinuierlich weiterentwickeln. Die Herausforderung in der Museumsgastronomie besteht in der Vielfalt der Gäste. Aus diesem Grund beinhaltet unser gastronomisches Angebot sowohl Klassiker wie Maultaschen und Kässpätzle, aber auch Spezialitäten aus ganz Deutschland für das internationale Publikum. Und natürlich dürfen die typischen Sarah-Wiener-Gerichte wie Wiener Schnitzel und Torten und Kuchen aus eigener Produktion nicht fehlen. Des Weiteren bieten wir ein täglich wechselndes Lunch-Menü an. Besonderes Augenmerk legen wir auf die Qualität und die Herkunft unserer Zutaten, wie wir das in Berlin ja bereits seit Jahren tun.

Derzeit drehen Sie wieder für Arte Kochserien - nach Frankreich und Italien ist es diesmal England. Bringen Sie den Briten Esskultur bei, oder können Sie dort auch etwas lernen?

Nach Österreich ist England für mich schon eine andere Herausforderung. Ich kann noch nichts abschließend sagen. Ich war erst ein paar Wochen dort und drehe noch bis Oktober. Schottland war z.B. eine wunderbare Entdeckung - irrsinnig schön. Der Koch zum Niederknien. In England z.B. sind die picksüßen Puddings zwar oft köstlich, aber nur in Miniportionen zu genießen. Es ist auf jeden Fall sicher das spannendste Land bisher, und ich bin neugierig, was ich in den nächsten Monaten erleben darf und wie die englische Küche wirklich ist.

"Alfons Schubeck ist ein bayerisches Urvieh"

Arte hat Sie bekanntgemacht. Was war und ist das Erfolgsrezept dieser Serien?

Unsere Serie hat zum einen ein - wie ich finde - geniales Koch-Reise-Abenteuer-Konzept, von Volker Heise, meinem Produzenten in Berlin, erfunden. Er war schon mein Regisseur bei "Abenteuer 1900". Es ist auf mich zugeschnitten. Dann hat uns Arte, mein absoluter Lieblingssender, seit Jahren loyal und inhaltlich immer unterstützt. Das Kriterium war immer ausschließlich Qualität. Und dann habe ich ein herrliches Drehteam. Mein Familienersatz. Sie geben mir Sicherheit und die Freiheit, einfach zu tun und mich dennoch zu schützen. Und sie sind große Kamera- und Tonmänner und der wunderbare Regisseur Florian Schewe. So gesehen kann man also sagen: Auch ich kann durch meine Anwesenheit die Serie nicht wirklich schädigen... (lacht)

Spätestens seit der Freitagskocherei bei Kerner kennt Sie fast jeder. Wie haben Sie hingegen Ihre Kollegen in dieser Sendung kennen- und schätzen gelernt. Wie wär's mit einem Ranking der originellsten Typen am Herd?

Ich finde Rainer Sass sehr besonders und authentisch. Auch Tim Mälzer hat sich nicht verbogen und ist wie er ist. Alfons Schubeck steht sicher für ein bayerisches Urvieh.

Was kann man von einem Spitzenkoch fürs Leben lernen?

Wenn es um die Sache geht: nichts, was man von einer leidenschaftlichen, liebevollen, kochenden Mutter, Oma oder Nachbarin nicht auch lernen könnte. Wenn es um den Ehrgeiz geht: Durchhaltevermögen, Disziplin und Achtsamkeit.

Und von einer Köchin?

Die erste Mahlzeit unseres Lebens erhalten wir in der Regel weltweit von Frauen. Manche Männer sind hervorragende Köche. Im Tagtäglichen dominieren trotzdem die Frauen. Man kann von jedem etwas lernen.

Kann Ihr Sohn eigentlich kochen? Wenn ja, hat er es von Ihnen?

Mein Sohn kocht hervorragend und ist ein Genießer. Er lernt, glaub' ich, von allen, die ihn beeindrucken.

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Was muss ein Mann kochen, wenn er mit einem guten Essen das Herz einer Frau erobern will?

Nicht was, sondern wie! Mit Liebe und Achtsamkeit. Dann freut man sich doch immer. Selbst wenn es danebengehen sollte.

Und was würden Sie für mich kochen?

Mit Hintergedanken? Ich geh' erst mal mit Ihnen ins Restaurant essen und schau, wie Sie sich da so schlagen und was Sie bestellen. Sind Sie ein Genießer? Ein pingeliger Esser? Ein Vielfraß? Erst dann würde ich versuchen etwas zu kochen, was Ihnen schmecken könnte. Das kann von einem guten Schinkenbrot über ein mehrgängiges Menü alles sein. Ich würde auf jeden Fall warten, bis Sie Hunger haben.

Okay, ich bring den Wein mit. Einverstanden?

Beim Zwiebelschneiden dürfen Sie mir auch schon helfen (lacht).