Bei einem der schlimmsten Unglücke in der spanischen Eisenbahngeschichte sind nach einer vorläufigen Bilanz 77 Menschen in den Tod gerissen worden. Etwa 130 Fahrgäste eines Schnellzugs wurden verletzt. Foto: AP/dpa

Bei einem der schlimmsten Unglücke in der spanischen Eisenbahngeschichte sind nach einer vorläufigen Bilanz 78 Menschen in den Tod gerissen worden. Etwa 130 Fahrgäste eines Schnellzugs wurden verletzt.

Santiago de Compostela - Bei einem der schlimmsten Unglücke in der spanischen Eisenbahngeschichte sind nach einer vorläufigen Bilanz 78 Menschen in den Tod gerissen worden. Etwa 130 Fahrgäste eines Schnellzugs wurden verletzt. Dies gab der oberste Gerichtshof der Region Galicien am Donnerstag bekannt. Die Katastrophe war das erste Unglück mit Todesopfern auf einem Abschnitt des spanischen Hochgeschwindigkeitsnetzes.

Nach ersten inoffiziellen Informationen war der Schnellzug in Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in eine Kurve eingebogen und entgleist. Die staatliche Bahngesellschaft Renfe warnte allerdings vor vorschnellen Schlussfolgerungen. Renfe erklärte, Eisenbahnexperten untersuchten die Unfallursache.

Aus Ermittlerkreisen verlautete, der Zug sei vier Kilometer vor der Einfahrt in den Bahnhof der Pilgermetropole Santiago viel zu schnell in eine enge Kurve eingebogen. Die Zeitung „El País“ berichtete, er sei mit 180 Stundenkilometer unterwegs gewesen, obwohl in der Kurve nur eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erlaubt seien.

Der Unglückszug war auf der Fahrt von Madrid zur Küstenstadt Ferrol im Nordwesten Spaniens. Er war mit mehr als 220 Fahrgästen besetzt gewesen. Die Bergungsmannschaften durchsuchten am Donnerstagmorgen die beiden am meisten zerstörten Waggons und stellten fest, dass sich dort keine weiteren Opfer befanden. An der Unfallstelle hatten die ganze Nacht über Rettungskräfte gearbeitet. Die Menschen wurden zu Blutspenden aufgerufen.

Papst Franziskus zeigte sich betroffen

Die Waggons des Zuges wurden bei dem Unglück auseinandergerissen und sprangen aus den Schienen. Einige Wagen prallten neben den Gleisen gegen eine Betonwand und stürzten um, andere Waggons verkeilten sich ineinander. Ein Wagen flog sogar über die Begrenzungsmauer hinweg.

Papst Franziskus zeigte sich betroffen über das Bahnunglück. Der Papst sei über den Unfall informiert worden und im Schmerz mit den Familien und Angehörigen der Opfer verbunden, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Mittwochabend (Ortszeit) in Rio de Janeiro, wo sich Franziskus bis Sonntag anlässlich des Weltjugendtages zu seiner ersten Auslandsreise aufhält. Lombardi bat vor Beginn der täglichen Pressekonferenz um eine Gedenkminute für die Opfer.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) bekundete seine Trauer um die Opfer der Zugkatastrophe. Er sei „tief bestürzt über die Nachrichten zu dem furchtbaren Zugunglück“, sagte der Politiker in einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes vom Donnerstag.

Am kommenden Wochenende hatte in Santiago de Compostela ein großes Fest zu Ehren des Heiligen Jakobs stattfinden sollen. Die Stadt sagte die Feierlichkeiten, die das wichtigste Fest des Jahres in der Pilgermetropole sein sollten, aufgrund des Zugunglücks ab.