Einen klassischen Martinsumzug gibt es weder in Nagold noch in Vollmaringen. Stattdessen kann jede Familie individuell verschiedene Stationen zu Sankt Martin entdecken. Foto: ©Irina Schmidt-stock.adobe.com

Ein Reiter auf einem Pferd, gefolgt von unzähligen Kindern mit ihren Laternen – so kennt man eigentlich die Feierlichkeiten zu Sankt Martin. Wegen der Pandemie gibt es solche Szenen vielerorts aber nicht zu sehen. Die katholischen Kirchengemeinden Nagold und Vollmaringen haben sich aber etwas einfallen lassen.

Nagold - Die Legende des heiligen Sankt Martin, wie er auf seinem Pferd sitzt und seinen Mantel mit einem vor dem Erfriertod stehenden Bettler teilt, wird jedem Kind gern erzählt und jedes Jahr am 11. November gefeiert. Im Zuge dessen gibt es auch Jahr für Jahr die beliebten "Martinsumzüge", bei denen Scharen von Kindern mit ihren Laternen durch die Dunkelheit ziehen und Martins-Lieder singen. Durch die Corona-Pandemie mussten etliche im vergangenen Jahr abgesagt werden, so auch in Nagold. Doch ebenfalls wie letztes Jahr lässt sich die KiFa – Kirche und Familie in der katholischen Seelsorgeeinheit "Oberes Nagoldtal" unter der Leitung von Markus Vogt wieder etwas besonderes einfallen: "Vor Corona hatten wir das auch, ein großes Martinsspiel mit Martinsumzug bis zur Wachsenden Kirche", erzählt Vogt. Dieser sei mit 150 bis 200 Leuten immer gut besucht gewesen. Um den Familien trotz Ausfall des Martinsumzugs etwas bieten zu können, sind sie auf die Idee der Stationen auf dem Kirchplatz gekommen, was dieses Jahr wiederholt wird.

"Wir freuen uns darüber, Familien die Gelegenheit bieten zu können, Sankt Martin feiern zu dürfen",

Stationenlauf zum Mitnehmen

"Es konnte doch nicht immer was ausfallen", sagt Stephanie Vogt, die als Jugendreferentin im Seelsorge-Team der katholischen Seelsorgeeinheit arbeitet und die Aktion mitorganisiert hat. Dieses Jahr hätten sie lange abgewartet, ob eine derartige Aktion überhaupt erneut möglich wäre. Doch da sie im vorherigen Jahr enorm viel positive Rückmeldung bekommen habe, war klar, dass es wieder stattfinden musste.

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Vom Donnerstag, 11. November bis Sonntag, 14. November können Familien auf dem Kirchplatz der katholischen Kirche St. Petrus und Paulus in Nagold viel über den Heiligen Martin in Form verschiedener Stationen erfahren. So wird beispielsweise die Fensterfront des Gemeindehauses mit vielen Bildern und Text die Martins-Geschichte darstellen. Auch zum Mitnehmen wird dabei einiges dabei sein: Die Kinder können etwa Rezepte einer Martinsgans oder Bischofsbrot ergattern, um diese sogleich zuhause nachzubacken. Um die Aktion mehr an die traditionellen Feierlichkeiten zu St. Martin anzupassen, sind die Kinder auch dazu eingeladen, ihre Laterne mitzubringen und die Veranstaltung zu ihrem ganz persönlichen Laternen-Umzug werden zu lassen. Die Maskottchen Roxi und Ganni sind dabei auch wieder mit von der Partie.

Der Heilige Martin als Licht in der Welt

"Wir freuen uns darüber, Familien wieder die Gelegenheit bieten zu können Sankt Martin feiern zu dürfen", sagt das Ehepaar Vogt. Das besondere daran sei, dass die Familien die Aktion in ihren eigenen Alltag integrieren und den Besuch so gestalten können, dass jeder dafür Zeit hat, und man das als Familie miteinander erleben kann. "Der Heilige Martin steht für das Licht in der Welt und das wollen wir den Kindern beibringen: Ein Licht zu sein für andere, gerade in so einer schwierigen Zeit." Mit gut durchdachten und einfachen Maßnahmen soll die Aktion der KiFa eine große Wirkung erzielen.

Auch in Vollmaringen gibt es etwas zu sehen

Eine ähnliche Aktion mit einem Martinspfad durch die Gemeinde, findet dieses Jahr ebenfalls wieder in Vollmaringen statt. Die Besucher können auch hier die Geschichte von Martin, wie er sich in einem Gänsestall versteckte und dann doch Bischof wurde, bildhaft dargestellt erleben. "Die Idee dazu ist aus der Not entstanden", sagt auch Annemone Braun-Miller, die Verantwortliche des Martinspfads in Vollmaringen. Hier können Familien bereits seit dem 7. November noch bis Sonntag auf einem Spaziergang durch Vollmaringen vom Rathaus bis zur Kirche Sankt Martin feiern. Bei der zweiten Station am Kindergarten liegen so auch Liedblätter mit Liedern aus, die die Kinder mit ihren Familien singen können. Abends ist der Pfad sogar mit Kerzen und Lichterketten beleuchtet, die Kinder können auch hier ihre Laternen mitbringen. "Die religiöse Geschichte hinter Sankt Martin ist uns sehr wichtig, besonders der Aspekt des Teilens", sagt Braun-Miller und bedauert, dass die Aktion "Meins für deins" dieses Jahr das erste Mal seit 20 Jahren nicht stattfinden kann.

"Die Leute müssen auf sich achten und Rücksicht nehmen",

Abstand und Maske – aber kein 3G

Auch betreffend der bestehenden Corona-Maßnahmen, sind diese auf dem weitläufigen Kirchplatz, sowie beim Martinspfad in der Vollmaringer Gemeinde gut anwendbar. "Jede Familie hat die Möglichkeit, den Lauf individuell zu gestalten, so gibt es keine Menschenansammlungen", sagt Braun-Miller. Auf dem Kirchplatz in Nagold gäbe es zwar kein 3G, aber "wir haben das Geschehen im Blick, es herrscht Maskenpflicht und die geläufigen Abstandsgebote. Die Leute müssen auf sich achten und Rücksicht nehmen", plädiert Vogt.

Aus der vergangenen St. Martins-Aktion letztes Jahr hätte das Ehepaar Vogt einiges gelernt. "Auf jeden Fall muss man kreativ sein – und bleiben", schmunzelt Markus Vogt. Es bräuchte immer einen Plan B, man müsse dauernd zweigleisig fahren, und Stephanie Vogt beteuert erneut: "Ausfallen darf nicht in Frage kommen."

Ob die Aktion mit den Stationen zum Sankt Martins Tag auch für die Zeit Post-Corona kommen könnte, dabei zucken beide nur mit den Schultern. "Hat beides seins", meint Vogt. Aber: Der klassische Martins-Umzug symbolisiere immer noch am besten das Licht in der Welt und hat deshalb seinen eigenen Stellenwert. "Wir schauen darauf, wie die Rückmeldung der Familien aussieht. Und dann machen wir das, was jedem am besten gefällt."