Stefan Wurster (links) und seine Frau Manuela führten Oberbürgermeister Sonder durch die Produktion und Verwaltung der Firma Reha-Zentrum Wurster. Foto: /Rath

Das Sanitätshaus Wurster entwickelt sich weiterhin sehr gut. Ein großer Hemmschuh ist die Bürokratie im Gesundheitssystem.

Stefan Wurster, Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens, hat bereits einen Brief an das Bundesgesundheitsministerium geschrieben. Darin legt er seine Diagnose dar, woran das System seiner Erfahrung nach unter anderem krankt.

 

„Es gibt rund 120 Krankenkassen in Deutschland, und jede hat eigene Standards, Abläufe und einen eigenen Leistungskatalog. Der administrative Aufwand für uns ist sehr groß. Hier wäre viel Potenzial für den Abbau von Bürokratie und Kosten“, so Wurster beim Firmenbesuch von Oberbürgermeister Adrian Sonder, über den die Stadtverwaltung in einer Mitteilung informiert.

Wurster und seine Frau Manuela, Prokuristin der Firma, führten den OB durch das moderne Unternehmen. 1963 wurde die Firma gegründet, vor allem um Kriegsversehrte mit Prothesen zu versorgen. In den 1990er-Jahren stieg Sohn Stefan Wurster ein, der den Betrieb in zweiter Generation weiterführt.

Mit Fördermitteln aus dem Programm Entwicklung Ländlicher Raum baute der Betrieb im Industriegebiet Freudenstadt neu, 2023 wurde das Gebäude um eine Etage aufgestockt. „Jetzt sind wir gut aufgestellt. Es ist ein gutes Arbeiten hier, für den Betrieb und unsere 70 Mitarbeiter“, so Wurster.

Teils tragische Schicksale

Das Sanitätshaus ist unter anderem Dienstleister zur Unterstützung der häuslichen Pflege. Für Menschen, die auf Hilfsmittel angewiesen sind, bietet Wurster individuelle Lösungen und Beratungen an. „Hinter vielen Aufträgen stehen teils tragische Lebensschicksale und oft auch Emotionen. Wir versuchen, optimal zu beraten und so viel Lebensqualität wie möglich zurückzugeben.“ Wurster liefert Orthopädie-Technik an Kliniken und Körperbehinderteneinrichtungen bis nach Reutlingen und in den Bodenseeraum, heißt es in der Mitteilung weiter.

Rollstühle werden individuell für den Patienten konzipiert und gebaut. Orthesen, Prothesen oder Stützkorsette werden durch dreidimensionale Körperscans und am Bildschirm mit CAD-Programmen modelliert.

Sonder war laut der Mitteilung beeindruckt von Gebäude, Dienstleistungen und Produktionsabläufen: Die Firma sei ein Gewinn für Freudenstadt und für ihre vielen Kunden.

Sonder, der sich für eine umfassende Staatsreform einsetzt und zu den Erstunterzeichnern der bundesweiten Initiative „Zukunftsstaat“ gehört, nahm aber noch weitere Erkenntnisse mit: „Der Alltag im Betrieb zeigt, wo wir noch rückständig und weit hinter unseren Möglichkeiten zurückbleiben. Durch Vereinfachungen und mehr Digitalisierung ließen sich viel unnötiger Aufwand und überflüssige Kosten im System vermeiden.“