Sie kümmern sich um die Madonnen, von links: Michaela Reimann, Manfred Bok, Norbert Geßler und Eugen Dettling. Im Hintergrund ist die historische, um 1400 geschnitzte Madonnenstatue, die vor der heutigen Figur in der Stiftskirchenwand stand. Foto: Peter Morlok

Seit rund 375 Jahren wacht eine Madonnenstatue, die über dem Haupteingang der Liebfrauenkirche in einer Nische steht, über das Gotteshaus.

„So um 1650 hat einer meiner Vorfahren, der Andreas Gessler, der in der Kartusche unter der Madonna neben den vier Bürgermeisters als Sponsor mit dem Namen Gessl aufgeführt wird, bei einer seiner Handelsreisen aus Südtirol die Original-Madonna mit nach Horb gebracht“, wusste der Ehrenvorsitzende des Horber Kultur- und Museumsvereins, Franz Geßler, zu berichten.

 

Bei der letzten Turmsanierung 1990 zog diese aus Holz im Stil der Gotik und Spätromantik um 1400 geschnitzte Figur nach nebenan ins Altenheim Ita von Toggenburg um. Dort begrüßt sie jetzt die Gäste und Besucher dieses Hauses direkt im Foyer.

Schäden durchs Wetter

„Man konnte die wertvolle Figur nicht weiter Wind und Wetter und den immer mehr auftretenden Umwelteinflüssen aussetzen“, begründetet Kirchenpflegerin Michaela Reimann diese Maßnahme.

Die restaurierte Madonna vor dem Hauptportal der Liebfrauenkirche strahlt in neuem Glanz. Foto: Peter Morlok

Statt der Original-Figur steht seitdem ein sehr gut gelungener, knapp 95 Zentimeter großer Abguss einer Barock-Madonnen-Skulptur in der Nische über dem Haupteingang.

Im Zug der inzwischen zweieinhalb Jahre andauernden Restaurierung des Kirchenschiffs, die am Sonntag mit der Wiedereröffnung der Kirche gefeiert wird, wurde auf Vermittlung von Martin Killing diese Madonnenfigur vom Altheimer Maler und Restaurator Eugen Dettling überarbeitet, denn die letzten 35 Jahre haben auch bei dieser Figur ihre Spuren hinterlassen. Auch Killing selbst hat bei dem Projekt tatkräftig mitgeholfen.

Skulptur war schmutzig

„Die Skulptur war sehr schmutzig und musste zuerst vorsichtig gereinigt werden“, konnte Experte Dettling über den Zustand der Madonna berichten. Nachdem er sie mit Seifenlauge gereinigt hatte, wurde sie abgeschliffen und es wurde ein eigens hergestellter Haftgrund aufgetragen.

Und nun begann die eigentliche Kunst der Restaurierung. Dem Fachmann gelang es, die Originalfarbfassungen wiederzugeben. „Vor allem bei den Hauttönen ist ihm dies hervorragend gelungen“, so die Expertenmeinung von Franz Geßler, der auch hervorhob, dass es Eugen Dettling verstand, die Vergoldung dezent zu erneuern. „Mit allem Drum und Dran – vom Abbau bis zur Wiederaufstellung der Madonna sind bestimmt 50 Arbeitsstunden investiert worden“, so Dettling auf Nachfrage.

Frische Blautöne

Nun steht sie, in frischem Kobaltblau gewandet, das in der zweiten Fassung mit einem Ultramarineblau abschattiert wurde, wieder in ihrer Nische und begrüßt die Besucher des Einweihungsgottesdienstes, der am morgigen Sonntagvormittag stattfindet.

Was noch warten muss, dass ist der Text, der unterhalb der Madonnennische steht.

„Spätestens bei der nächsten Turmsanierung nehmen wir dieses Projekt mit in Angriff“, versprach Kirchenpflegerin Reimann. „Aktuell haben wir das Geld für die komplette Maßnahme, die mit rund 14.000 Euro veranschlagt wurde, nicht“ bedauerte sie abschließend. „Was wir machen können, dass sind Bestandserhaltungsmaßnahmen, damit der Stein – und damit auch die Schrift – nicht weiter zerfällt. Jetzt gilt es aber erst einmal, die Kosten für die Madonnen-Restaurierung durch Spenden zu generieren.