Veranstaltungen wie das Brühlfest (hier eine Aufnahme von 2018) soll es in Zukunft wieder vermehrt geben. Foto: Archiv Stöß

167.000 Euro sind viel Geld. Vor allem, wenn man es nutzt, um Partys zu feiern. Die Stadt Calw will diesen Betrag aber genau dafür ausgeben – im weitesten Sinne. Konkret geht es darum, das Sanierungsgebiet "Nördlicher Stadteingang" erlebbar zu machen. Und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

Calw - Die Calwer Kernstadt hat durchaus ihre schönen Seiten. Einige Stellen erinnern jedoch eher an eine Geisterstadt. Der Badische Hof beispielsweise. Oder Teile des Geländes der ehemaligen Deckenfabrik.

Um das zu ändern, wurde Anfang des Jahres das Sanierungsgebiet "Nördlicher Stadteingang" ausgewiesen; ein Bereich, der sich vom ZOB bis zum Hirsauer Wiesenweg auf etwa 9,7 Hektar erstreckt. Hier soll vor allem baulich in den kommenden Jahren einiges geschehen: der Tunnel vom Adlereck zur Esso-Tankstelle (und die damit verbundene Aufwertung der Bischofstraße) oder der Bau der Kriminalpolizeidirektion auf dem Areal des Betonwerks im Hirsauer Wiesenweg beispielsweise.

Ob Baumaßnahmen allein reichen, scheint indes fraglich – denn ein solches Gebiet will auch belebt sein. Das dachte sich offenbar zumindest die Stadtverwaltung. Und stellte einen Antrag auf eine sogenannte nichtinvestive Städtebauförderung. Denn das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau in Baden-Württemberg fördert nicht nur Bauliches, sondern auch Projekte und Veranstaltungen, die Menschen zusammenbringen können.

Die Fördermittel sollen dabei "in Wohnquartieren mit negativer Entwicklungsperspektive und besonderem Entwicklungsbedarf, insbesondere in Gebieten mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen, eingesetzt werden", heißt es dazu wörtlich in den Unterlagen der jüngsten Gemeinderatssitzung. Vorausgesetzt, dass die geplanten Vorhaben innerhalb eines Sanierungsgebiets umgesetzt werden.

Der Bereich "Nördlicher Stadteingang" schien dem Regierungspräsidium Karlsruhe offenbar passend für derartige Pläne: Mit Bescheid vom 19. Juli bewilligte es einen Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro.

Zusammenhalt und Gemeinschaft stärken

Um in den Genuss der Förderung zu kommen, muss die Stadt allerdings auch selbst das nötige Kleingeld einbringen. Da der Zuschuss als 60-Prozent-Zuwendung bereitgestellt wird, muss Calw 40 Prozent aufbringen – also 66 667. Gesamt stehen damit 166 667 Euro zur Verfügung, um zwischen den Jahren 2021 und 2025 verschiedene Veranstaltungen zu organisieren.

Ziel des Ganzen ist, dass die Bürger dabei "eingeladen werden, insbesondere das Brühl-Gelände aktiv zu nutzen und sich zu eigen machen" sowie ihnen "im wörtlichen wie im übertragenen Sinn den Weg in das Sanierungsgebiet" zu weisen, steht in den Unterlagen zu lesen. Zudem sollen Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. "Dies ist aufgrund der langen Isolierung unter Corona-Bedingungen in den kommenden Jahren von größter Bedeutung", heißt es weiter.

Das bislang größte geplante Ereignis soll ein von Stadt, Vereinen und Initiativen gestaltetes Kinderfest im Jahr 2022 sein, das Familien auf dem Sanierungsareal zusammenbringt. Daneben seien für den gesamten Förderzeitraum Einzelprojekte geplant; 2025 ist erneut ein großes Kinderfest vorgesehen.

Insgesamt will die Verwaltung möglichst viele Gruppierungen beteiligen – von Vereinen über Künstler und Migrantenorganisationen bis zum Jugendforschungszentrum. Über die Jugendbeteiligung könnten Jugendliche einbezogen werden.

Ein Konzept, das letztlich auch den Gemeinderat überzeugte. Der stimmte dem Ansinnen der Stadtverwaltung zu.