Die Chöre in der Kapelle unter der Leitung von Rudi Schäfer. Im Hintergrund die Beweinung, rechts das Bild des Erasmus. Foto: Verein

Zu einer „Geistlichen Abendmusik“ hat kürzlich der „Förderkreis Falkensteiner Kapelle“ eingeladen. Anlass war zum einen die laufende Außensanierung der Kapelle und zum anderen die Übergabe von zwei Spendenschecks an die Eigentümerfamilie.

In der Kapelle sangen die Gregorianikschola und das Vokalensemble unter der Leitung von Rudi Schäfer geistliche Lieder, in denen es um die Heiligen, insbesondere den Schutzpatron der Kapelle, den heiligen Erasmus, ging. Zu Beginn erklang der gregorianische Eröffnungsgesang für Märtyrerfeste.

Mitsänger Gebhard Pfaff berichtete über Erasmus und sein Martyrium: Nachdem ihm zwei Mal Engel aus höchster Not geholfen hatten, starb er bei seiner dritten Gefangennahme nach grausamer Folter. Die Henker hatten ihm die Därme aus den Leib gezogen und auf einer Winde aufgewickelt. So haben die Maler ihn meist mit Mitra, Bischofsstab und dieser Winde abgebildet – so auch in der Falkensteiner Kapelle. Ein vierstimmiges Bittgebet an den Heiligen schloss sich an.

Die Chöre singen drei Sommerlieder vor der Kapelle. Foto: Verein

Es folgte das „Kyrie eleison“, in reizvollem Wechsel zwischen gregorianischem Choral und einer polyphonen Vertonung von Antonio Lotti, bevor Pfaff über die 14 Nothelfer berichtete, „echte Volksheilige“, die „eine enorme Bandbreite des menschlichen Lebens und Leidens“ abdeckten. Fast alle seien den Märtyrertod gestorben. Gläubige riefen sie in Notlagen an, die die Nothelfer selbst durchgemacht hatten.

Der Heilige Christophorus werde etwa um Rettung aus Gefahr gebeten, er sei aber auch der Schutzpatron aller Reisenden, der Autofahrer und Pförtner. Die heilige Katharina war nach einem theologischen Streit mit dem Kaiser aufs Rad geflochten und enthauptet worden. Sie soll unter anderem bei Sprachstörungen helfen.

Bei der Scheckübergabe (von links): Martin Maurer, Rosalie von Bissingen, Franz von Bissingen, Pfarrer Rüdiger Kocholl, Leonie von Bissingen und ihre Tochter Hermine von Bissingen. Foto: Verein

Mit lateinischen Gesängen und deutschen Motetten wechselten sich in der Folge die Schola und das Vocalensemble ab. Nach einem abschließenden Lied für alle Heiligen begaben sich die etwa 100 Konzertbesucher vor die Kapelle. Dort überreichte Martin Maurer im Namen des Förderkreises einen Scheck über 30 000 Euro an Leonie von Bissingen. Es sei ihm eine Ehre, „diesen Meilenstein der laufenden Sanierung“ mit den Gästen begehen zu können. Lange sei es dem Museums- und Geschichtsverein ein Anliegen gewesen, die Außensanierung voran zu bringen. Der Arbeitskreis im Verein unterstützte „mit Rat, Tat und Geld“. Es seien „viele Hände, Köpfe und Töpfe“ nötig gewesen, um die Sanierung umzusetzen. Es seien zwischen 20 Euro und vierstelligen Summen eingegangen, und er danke allen Spendern dafür.

Noch ein paar Aufgaben

Maurer dankte den Chören und Schäfer für das Konzert sowie den Mitgliedern des Förderkreises, die die Sanierung weiter begleiteten. Es gebe noch Aufgaben. So sei ein Kirchenführer in Arbeit, der bald erscheinen soll. Schließlich möchte Maurer die Beschilderung an Straße und Kapelle verbessern. Er dankte der Familie Wald, die die Internetseite gestaltet und Stefan Link, der die Prospekte entworfen und zur Verfügung gestellt habe.

Auch danke er der Eigentümerfamilie, die als Auftraggeber bei den Kosten bereit war, „ins Risiko zu gehen“. Er sei sicher, dass die Kapelle für viele Schramberger „ein Kraftort“ war und ist. Insbesondere die Beweinung stelle ein Kunstwerk höchsten Ranges dar, auf das Schramberg stolz sein könne, so Maurer abschließend.

Stadtpfarrer Rüdiger Kocholl erinnerte daran, dass die Kapelle die älteste Kirche der Stadt sei. Er habe viele Gottesdienste hier gehalten. „Ich wusste aber nicht, wie beengt man in den Bänken sitzt“, scherzte er.

Kirchengemeinde hilft auch

Kocholl dankte Maurer, der schon viele Projekte vorangetrieben habe: „Ohne Dich wäre es nicht so gelungen.“ Die Aktion sei “typisch für Schramberg, wo man zusammenhält und so etwas gemeinsam stemmt“. Auch die katholische Kirchengemeinde wolle unterstützen und helfe mit 10 000 Euro. Es sei ja eine weitere neue Erfahrung für ihn, mal einen Scheck überreichen zu dürfen. „Sonst sammeln wir ja Spenden“, so Kocholl schmunzelnd.

Leonie von Bissingen bedankte sich für die Unterstützung. Ihr Vater Franz von Bissingen dankte Schola und Vokalensemble für das „fantastische Konzert“.

„Die Kapelle soll offen bleiben für Hochzeiten, Taufen, Geburtstagsfeiern“, versicherte von Bissingen. „Für alles, was der Bevölkerung und der Kirche wichtig ist.“ Humorvoll fügte er noch an. „Es ist Ihre Kapelle, wir lassen uns hier nur beerdigen.“ Bei einem Getränk standen die Besucher noch lange zusammen und ließen sich mit drei weiteren Sommerliedern der Sänger unterhalten.