Kirchplatzschule: Räte kritisieren Mehrkosten und Projektverlauf / Barrierefreiheit ebenfalls Thema
Vergleichsweise unbegeistert zeigten sich die Räte im städtischen Verwaltungsausschuss davon, wie sich das Projekt "Umbau der Kirchplatzschule zu einer Kita" im Lauf der Zeit entwickelt hat.
Schramberg. "Wir hatten eine funktionierende Grundschule. Und das Projekt wurde uns schmackhaft gemacht als eine günstige Umwidmung dieses denkmalgeschützten Gebäudes für wenig Geld in eine Kita. Wir dachten, da kommen quasi über eine Sommerferienpause neue Sanitäranlagen rein und fertig." So erinnerte Freie-Liste-Sprecher Udo Neudeck an die Anfänge des Projekts Umbau Kirchplatzschule. Der Gebäudekomplex in Sulgen, bestehend aus einem denkmalgeschützten Altbau und einem nicht-geschützten Anbau, soll bei Fertigstellung zwei Gruppen a 25 Kinder plus zwölf Krippenplätze beherbergen.
Nun stiegen die Gesamtkosten wie berichtet von ursprünglich 1,4 Millionen Euro in einer ersten Machbarkeitsstudie zu – Einsparpotenziale und Förderungen noch nicht rausgerechnet – mehr als 3,1 Millionen Euro in der aktuellen Beschlussvorlage.
Zuvor hatten Elke Gropper und Roland Stölzle vom Büro bff GmbH sowie Christof Birkel von der städtischen Hochbau- und Gebäudemanagementabteilung über den Projektstand informiert. Wie berichtet, sei der im April thematisierte Vorentwurf überarbeitet worden, was sich nun in der Entwurfsplanung niederschlage – wie etwa einer neuen Fluchtweg-Lösung, die nun über mehrere Treppen und Wege auf den Dächern geregelt ist. Zudem gebe es inzwischen einige neue Erkenntnisse bezüglich der Bausubstanz: Die sogenannten Wellstegträger im Dach des Anbaus etwa seien dabei einer der Faktoren, die nochmals für Mehrkosten sorgen. Der Ausschuss nahm die Ausführungen zur Kenntnis, die Zustimmung der Planung und deren Vorantreiben soll nach weiterer Besprechung innerhalb der Fraktionen der Gemeinderat am 30. September beschließen.
Ideen für Alternativen?
Bei der Projektentwicklung frage man sich inzwischen, ob Abriss und Neubau nicht doch infrage kämen, warfen am Donnerstag einige Räte in den Raum – darunter Thomas Brantner (CDU). Fraktionskollege Jürgen Winter machte Werbung dafür, dass generell die Offenheit für einen radikalen Cut auch ein Qualitätsmerkmal eines Gremiums sein könne, laufe ein Projekt mal überhaupt nicht mehr wie ursprünglich gedacht. Tanja Witkowski (SPD/Buntspecht) fragte ebenfalls nach Alternativ-Ideen der Stadtverwaltung. Birkel entgegnete, dass ein Neubau wohl nicht einmal mehr wesentlich teurer wäre, "die Förderungen in dieser Höhe bekommen wir dann aber nicht".
Einen direkten Vorwurf machten die Räte der Verwaltung indes nicht – der "Patient Gebäude" hat sich inzwischen nun einmal so herausgestellt und auch Planungskosten sind in dieses Projekt nun schon einige geflossen, sodass es wohl irgendwie vorangetrieben werden muss. Doch "ein wenig bissig frage ich mich immer mehr, wie man in der Machbarkeitsstudie auf die 1,4 Millionen gekommen ist", sagte Brantner.
Aufzug-Diskussion
Als mögliches Einsparpotenzial nennt die Verwaltung den Aufzug für etwa 200 000 Euro, der für Barrierefreiheit sorgen soll. Birkel verwies dabei auf die politische Außenwirkung einer solchen Entscheidung. Volker Liebermann (ÖDP) sah es als durchaus legitim, den Aufzug wegzulassen, hinsichtlich der gegebenen Barrierefreiheit in anderen städtischen Kitas, welche Kinder mit einer Behinderung alternativ zur neuen Kita besuchen könnten. Für Neudeck war stand klar: "Der Aufzug muss rein."
Leider, erklärte Planerin Gropper, seien die Diskussionen möglicherweise ohnehin obsolet: So bilde der Aufzug eine Gaube im Dach, wenn er denn auch das Dachgeschoss anbinden soll. Dort befinden sich Verwaltungsräumlichkeiten. Diese Gaube sehe das Denkmalamt jedoch äußerst kritisch, die die Bedeutung der durchlaufenden Dachtraufe bereits früher im Verfahren hervorgehoben hatte. Eine endgültige Rückmeldung stehe jedoch noch aus. Ob der Aufzug nun Sinn mache, wenn die Planung abgelehnt würde und er nicht alle Stockwerke anfahren würde, stehe auf einem anderen Blatt, war man sich einig. Deshalb, bat Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, solle Birkel beim Amt bis zum 30. September in dieser Sache eine Rückmeldung einholen.
Ralf Rückert (Freie Liste) wollte wissen, ob Photovoltaikanlagen geplant seien oder eine Wärmepumpe eine Alternative zum geplanten neuen Gasbrennwertkessel darstelle. Eine Wärmepumpe sei im Betrieb wirtschaftlich nicht lohnend, so Birkel. Für PV-Anlagen gebe es nicht genügend Dachflächen. Zudem fragte Rückert, ob die 62 Plätze dann den anstehenden Bedarf etwa durch Baugebiete wie "Schoren" decke. Dazu sagte Kerstin Flaig, Verantwortliche für Schulangelegenheiten, dass im Vergleich zur aktuellen Modulunterbringung 20 Plätze mehr geschaffen werden und keine solch zahlenstarken Jahrgänge wie den jüngsten erwartet würden. Dennoch "bewegen wir uns bei der Bedarfsplanung an der unteren Grenze".
Jürgen Kaupp (CDU) fragte, ob die potenziellen Förderungen von etwa 500 000 Euro gesichert seien. Eine schon, so Birkel. Bei der anderen (etwa 244 000 Euro) sei die zeitliche Frist eigentlich nicht einhaltbar. Weil es mehrere Kommunen beantragt hätten, stünde aber wohl eine Verlängerung in Aussicht.