Noch ist das Bad Liebenzeller Kurhaus eine Großbaustelle. Foto: Thomas Fritsch

Das Bad Liebenzeller Kurhaus wird seit mehr als anderthalb Jahren saniert. Angesichts so mancher Überraschung während der Bauarbeiten wird es nichts mit der Fertigstellung bis Pfingsten.

„Wir haben ein paar Überraschungen gefunden“, erzählt Sina Gehring, Geschäftsführerin der Freizeit und Tourismus Bad Liebenzell GmbH (FTBL). Was zunächst erfreulich klingt, ist es nicht: Denn die Rede ist von der laufenden Sanierung des Liebenzeller Kurhauses, und auf einer Baustelle sind Überraschungen selten eine gute Nachricht.

 

Seit gut 70 Jahren prägt das Gebäude das Gesicht der Stadt Bad Liebenzell. Seit September 2023 wird es aufwendig umgebaut. Vor allem das Restaurant wird hinterher kaum mehr wiederzuerkennen sein. Eigentlich war die Fertigstellung für Pfingsten 2025 geplant. Hätte es während der Bauarbeiten nicht die besagten Überraschungen gegeben.

Überraschungen Im Fall des Kurhauses bedeuten sie, dass beispielsweise einst Asbest als Bodendämmung verbaut wurde, sich im Klebstoff des alten Parketts giftige Stoffe befanden oder die bisherige Holzdecke im Restaurant mit einem Lack behandelt wurde, der nun verboten ist. „Wenn man Asbest findet, ist sofort Baustellenstopp“, erzählt Gehring. In der Folge müssen die betroffenen Bereiche abgetragen und erneuert werden. Diese unerwarteten Arbeiten steigern die Kosten und verlängern die Bauzeit.

Manchmal fördern sie weitere Überraschungen zu Tage: „Zum Glück, muss man im Nachhinein sagen“, meint Raphael Koch, Betriebsleiter des Kurhauses bei der FTBL. Denn als das Parkett im Terrassensaal weg war, habe sich gezeigt, dass der Estrich darunter praktisch nur aus Sand bestand. Die Decke über dem Keller war so dünn, dass sie Löcher hatte.

Gehring und Koch gehen trotz der Verzögerungen davon aus, dass die Sanierung bis zum Jahresende abgeschlossen wird. Der Rückbau ist geschafft, die neue Küche seit vergangenem September installiert.

Fertigstellung des Spiegelsaals wird wohl „Punktlandung“

Spiegelsaal Anfang des Jahres schloss auch der Spiegelsaal, der bisher noch genutzt werden konnte. Dieser wird derzeit auf Vordermann gebracht, ab 10. Mai finden dort wieder Veranstaltungen statt. „Das wird eine Punktlandung“, meint Koch.

Der Saal habe ein Facelifting bekommen: So sind die Kronleuchter bereits gereinigt worden, das Parkett wird noch abgeschliffen. Und an der Decke wird die wichtigste Neuerung sichtbar. Dort befinden sich die Auslässe der neuen Lüftungsanlage. Im Sommer lässt sich der Spiegelsaal nun kühlen.

Restaurant Terrassensaal und Restaurant befinden sich derzeit im Rohbauzustand, berichten Sina Gehring und Raphael Koch. Das Dach des Anbaus, in dem sich das bisherige Parkrestaurant befindet – es erhält mit der Wiedereröffnung einen neuen Namen – ist bereits erneuert. „Jetzt geht es an den Wiederaufbau“, sagt der Betriebsleiter. Dazu gehören Elektrik, Sanitärarbeiten und eine neue Fußbodenheizung.

Statt des alten Teppichbodens gibt es künftig Parkett, aber auch Bereiche mit Teppich und Naturstein. „Damit es gemütlich wird“, erklärt Gehring. Wasser und die Farbe Blau werden vorkommen – sie greifen die Liebenzeller Quellen auf – und, als Referenz an den Schwarzwald, viel Holz. In der Mitte des Raums ist ein Messingkamin geplant, dort soll Lounge-Charakter herrschen.

Restaurant wird in kleinere Bereiche eingeteilt

Statt eines großen offenen Raums wie früher werden im neuen Restaurant unterschiedliche Bereiche und Nischen geschaffen, „damit es Charme kriegt“, erklärt Koch. Er beschreibt die künftige Einrichtung als modern, aber dennoch zeitlos und gemütlich.

Ausweichquartier Übergangsweise befand sich das Parkrestaurant im Ausweichquartier im „Zur Linde – Kulturtreff Bürgerhaus“. Dessen Zeit ging mit den Osterfeiertagen aber zu Ende. Es sei wichtig gewesen, mit dem Parkrestaurant nicht ein Jahr lang vom Markt zu sein, erklärt Gehring. Und „wir wollten unser Personal halten“. So sei das Ausweichquartier ein guter Kompromiss gewesen. Gleichzeitig ist sie offen: „Wir hätten uns mehr davon erhofft.“

Doch das Bürgerhaus sei eben nicht das Kurhaus, zudem sei es nicht barrierefrei und die Anbindung schlechter. Nun rückt die Gastronomie mit der Oleander-Schäferwagenbar wieder näher ans Kurhaus: Vor der Trinkhalle im Kurpark gibt es zunächst dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr Getränke und Kleinigkeiten zu essen. Im Hochsommer soll die Schäferwagenbar sogar jeden Tag geöffnet haben.

„Wir hoffen, dass es dieses Jahr einen richtig tollen Sommer und einen schönen Herbst gibt“, sagt die FTBL-Geschäftsführerin.

Raphael Koch und Sina Gehring stehen im Spiegelsaal des Kurhauses. Auch er wird derzeit erneuert. Foto: Verena Parage

Kosten steigen auf mehr als die geplanten 10,7 Millionen Euro

Kosten Mit 10,7 Millionen Euro war die Kurhaussanierung veranschlagt, 2,5 Millionen Euro davon kommen als Fördermittel aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm vom Land. Noch ist nicht ganz klar, wie hoch die Kosten am Ende sein werden. Aber die allgemeinen Preissteigerungen machen sich bemerkbar.

Neustart 2024 sollte das große Jahr der Kurhaussanierung sein. Der Startschuss war im September 2023 gefallen, die Fertigstellung fürs erste Halbjahr 2025 geplant. Damit wird es nichts: Stattdessen sieht es nach einem weiteren großen Baustellenjahr aus – und, geht es nach Gehring und Koch – hoffentlich mit der Wiedereröffnung noch 2025.

„Der Umbau war für uns alle sehr anstrengend“, erzählt die FTBL-Geschäftsführerin. Gleichzeitig lobt sie ihre Mitarbeiter: „Ein ganz großes Kompliment ans Team.“ Das weiterhin gut zu tun haben dürfte. So gebe es bereits viele Anfragen für Veranstaltungen im Kurhaus für 2026 und 2027. „Wir schauen voller Euphorie und Optimismus in die Zukunft“, sagt Sina Gehring.