Die neuen Rathaus-Räume mit improvisierten Büros im ehemaligen „Plus“ - das eigentliche Rathaus wird jetzt saniert. Foto: Marcel

Der Deißlinger Bauausschuss besichtigt das improvisierte Rathaus im ehemaligen „Plus“-Markt sowie den umgebauten Fronhof-Kindergarten. Bürgermeister Ralf Ulbrich hat zur Situation im Not-Rathaus eine klare Meinung.

Zwischen Umzugskartons und halb ausgepackten, in Folie eingewickelten Kisten voller Ordner und Werkzeug aller Art residiert derzeit ein Teil des Rathauspersonals inklusive Bürgermeister Ralf Ulbrich, und das im ehemaligen „Plus“-Gebäude.

Denn das alte, denkmalgeschützte Rathaus wird saniert, und das geht nur, wenn keiner drin arbeitet. Nachdem der erste Teil der Verwaltung bereits vor ein paar Wochen ins neue Bürgerbüro gegenüber umgezogen ist, waren nun Kämmerei und Bauamt dran, und wie sich das anlässt, bekam der Bau- und Umweltausschuss am Dienstagabend zu sehen.

Der Bürgermeister nimmt die Situation leicht

Und er durfte feststellen: Trotz der improvisierten kleinen „Großraumbüros“ mit Schränken als Raumteiler findet zumindest der Chef: „Ich hab’s mir schlimmer vorgestellt.“

Immerhin: Die Kaffeemaschine ist bereits da und angeschlossen. Mit anderthalb bis zwei Jahren im Provisorium rechnet man, Genaueres ist schwer abzuschätzen, denn zunächst muss das denkmalgeschützte einstige Schloss untersucht werden – und dann entschieden, wie inwieweit beispielsweise die alten denkmalgeschützten Kassettendecken unter der Verkleidung hervorgeholt werden und was dazu dann der Brandschutz sagt.

Schon zum vierten Mal wird das „Plus“-Gebäude zum Retter in der Not

„Das wird die Preisfrage sein, wie wir damit umgehen“, so Bürgermeister Ulbrich, die wertvollsten Teile können eventuell unter Glas kommen. Auch das Rathausdach muss saniert werden, schadhafte Teile ausgetauscht und das Übrige so gut wie möglich erhalten werden.

Das ehemalige „Plus“-Gebäude ist damit bereits das vierte Mal Notunterkunft: Zuerst für die Mensa während des Umbaus der Halle, dann für die Grundschule, während diese abgerissen und neu gebaut wurde, anschließend wurde sie zur Flüchtlingsunterkunft und jetzt zum Ersatz-Rathaus.

Dass die Gemeinde es einst kaufte, war damals sehr umstritten, sagt Ralf Ulbrich – aus heutiger Sicht ist es aber eine der besten Investitionen, die Deißlingen je machte. Flüchtlingsunterkunft ist das Gebäude immer noch, 24 Menschen leben hier, darunter 14 Kinder.

Darf Photovoltaik auch auf Baudenkmäler?

Ob auf das Rathausdach eine Photovoltaikanlage komme, wollte Hubert Holl (DUL) wissen. „Das ist eine Diskussion, die wir separat führen müssen“, so Ulbrich. Zwar müsse der Denkmalschutz inzwischen hinter dem Klimaschutz zurücktreten, allerdings seien PV-Anlagen auf Baudenkmälern kein Muss wie bei anderen sanierten Gebäuden.

Angeschaut hat sich der Ausschuss auch den umgebauten Fronhof-Kindergarten. Hier wurde aus den Räumen, die lange Jahre den Erstklässlern dienten, Räume für insgesamt 25 Kinder, die später auch ganztags betreut werden können.

Ein Umbau, der Nerven kostete, wie Planer Max Hugger berichtete. Denn auch hier machte der Brandschutz Auflagen, die schwer zu erfüllen waren.

Unten hören, dass es oben qualmt

Eine vorhandene Fluchttür beispielsweise, die vor 25 Jahren eingebaut wurde, darf heute nicht mehr genutzt werden, weil sie auf einen öffentlichen Weg führt. Im Brandfall müssen die Kinder aber in den Garten gelangen.

Kompliziert war auch die Rauchmeldeanlage, die jetzt vernetzt ist, damit man unten mitbekommt, wenn es oben qualmt. Zudem mussten die Toiletten umgebaut werden, aus getrennten für Mädchen und Buben wurde ein Raum, der mehr Waschbecken brauchte. Ein Raum für den Wickeltisch und später für die Schlafpause ist noch im Entstehen.

Komplett neue Gruppen sind eine Herausforderung

Leiterin Heike Zisterer führte den Ausschuss durch die Räume. Noch sind nicht alle 25 Kinder da, die Gruppe wächst Tag für Tag, und es sei eine Herausforderung, so Heike Zisterer. In den vorhandenen Gruppen helfen die älteren Kinder, den Neulingen die Regeln beizubringen. Hier jedoch sind alle neu.