Seit dem 3. März ist das Palais Thermal geschlossen. Nach achtmonatiger Sanierungsdauer öffnet das Bad wieder. Der Geschäftsführer erzählt, warum man fast nichts von der Sanierung sieht.
„Wir werden am 1. November wie geplant eröffnen“, sagt Jürgen Schwarz, der Geschäftsführer der Staatsbad Bad Wildbad GmbH und damit Chef des Palais Thermal. Seit 3. März ist die Anlage außer Betrieb für eine umfassende Sanierung der Technik.
„Die Anlage war noch nie so lange außer Betrieb und die Becken ohne Wasser“, sagt Schwarz. Selbst während der Corona-Pandemie seien die Becken immer gefüllt gewesen und die Anlage im Notbetrieb gelaufen.
Der historische Teil des Palais Thermal wurde 1847 in Betrieb genommen. 1977/78 sei das Bad dann geschlossen worden. In seiner jetzigen Form wurde es 1995 nach einer umfassenden, fünf Jahre dauernden und 30 Millionen Mark teuren, Sanierung neu eröffnet, um so die Historie erlebbar zu machen. Nun wurden erneut Arbeiten notwendig.
Sanierung im Untergrund
Bei der jetzigen Sanierung bedauert der Geschäftsführer, dass die Gäste quasi nichts von den aufwendigen Arbeiten sehen, die gemacht wurden. Denn die Sanierung der Technik verlief fast ausschließlich im Untergrund, lediglich ein Teil der Duschen wurde in diesem Zuge neu gemacht. Ansonsten wurde in den unterirdischen Versorgungsgängen gearbeitet. „Alle Leitungen raus, Beton abgetragen, Bewehrung und Beton neu aufgebaut, beschichtet und neue Leitungen rein“, so beschreibt Schwarz die Arbeiten.
Zusätzlich seien noch zwei neue Filteranlagen in Betrieb genommen worden, deren Austausch sowieso demnächst angestanden hätte.
Reibungsloser Ablauf
„Wir sind im Zeitplan. Ich bin froh, dass alles so hingehauen hat“, sagt Schwarz. Es habe keine großen Unwägbarkeiten gegeben und mit dem Land als Bauherr und dem Amt für Vermögen und Bau in Pforzheim habe alles reibungslos funktioniert. „So können wir die bevorstehende Wintersaison nutzen“, freut er sich.
Historischer Teil lange geschlossen
Während der Bauzeit war der komplette historische Teil mit seinen insgesamt zwölf Bädern, vom Großen Herrenbad bis zum kleinsten Fürstenbad geschlossen.
Lediglich die Maurische Halle als Restaurant war im unteren Geschoss geöffnet. Nutzen konnten die Gäste aber den großen Saunabereich und zwei Becken: das Blaue Bad, das Therapiebecken des ehemaligen Neuen Eberhardsbads und das Panoramabecken auf dem Skydeck im Saunabereich.
Sechs Quellen
Ab 1. November steht den Besuchern nun wieder das gesamte Palais Thermal zur Verfügung. Auf eine Besonderheit verweist der Geschäftsführer dabei: das hohe Frischwasseraufkommen. Insgesamt wird das Thermalbad von sechs Quellen gespeist. Das 34 bis 41 Grad warme Wasser kommt dabei täglich wechselnd aus drei von fünf Quellen, die sechste dient als Reserve. So fließen täglich bis zu eine Million Liter in das Bad. In anderen Bädern, so erzählt Schwarz, seien 30 bis 50 Liter Frischwasser pro Gast normal, im Palais Thermal gebe bis zum Zehnfachen dieser Menge.
Wasser wird doppelt genutzt
Das Wasser wird übrigens nicht nur zum Baden verwendet. Danach wird es gereinigt und dient als Wärmequelle für die Wärmepume. Ein eigenes Blockheizkraftwerk liefert Strom. Auch damit schafft es der Betrieb, zu fast 100 Prozent energieautark zu sein. Bis zu 100 000 Besucher kommen pro Jahr in das Palais Thermal. Und Schwarz hofft, dass das nun auch nach der Wiedereröffnung wieder so sein wird. Helfen soll dabei auch wieder der Textilbadetag. Während es an anderen Tagen den Gästen freigestellt ist, ob sie nackt oder bekleidet baden, ist Kleidung künftig dienstags wieder vorgeschrieben. „Die jüngere Generation ist nicht mehr so freizügig unterwegs wie beispielsweise die 68er“, sagt Schwarz. Auch für ausländische Badegäste, etwa aus Frankreich, aber auch aus anderen Ländern, sei es „eher verstörend, dass hier so viele Nackte rumrennen“, so Schwarz weiter. Mit dem Textilbadetag gibt es nun wieder die Möglichkeit für alle, das Bad zu genießen. Auch, wenn man von der Renovierung fast nichts sieht.