Staatssekretärin Sandra Boser (von links), BLHV-Kreisvorsitzender Ulrich Müller, BLHV-Kreisvorstand Paul Buchholz, Gastgeberin Heidrun Reitsamer und Karla Wöhrle Foto: Dorn

Bei einem zweistündigen Austausch mit Vertretern des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) sprach MdL Sandra Boser (Grüne) unter anderem über Möglichkeiten, landwirtschaftliche Fragen in den schulischen Bildungskanon zu integrieren.

Knapp zwei Stunden diskutierten Vertreter des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) am Donnerstagvormittag mit Staatssekretärin Sandra Boser (Grüne) am Donnerstagvormittag auf dem Schremppen-Hof (Schwarzenbruch) Themen, die Landwirten im Haupt- und Nebenerwerb derzeit umtreiben. Natürlich sei der Wolf (wieder) ein Thema des Austauschs gewesen, gaben Boser und BLHV-Kreisvorsitzender Ulrich Müller im abschließenden Pressegespräch unumwunden zu. Müller sei mit dem Status quo im Schwarzwald zufrieden.

 

Mit den Hand voll sesshafter Wolfsrüden habe man sich arrangiert. Müller lobte ausdrücklich die komplette Förderung zum Bau wolfssicherer Schutzzäune. Die Erfahrung aus diesem Sommer habe jedoch gezeigt, dass die Pflege dieser Schutzzäune – das Ausmähen, damit den Wolf weiter eine empfindliche Spannung erwartet- das Zeitbudget der Landwirte über Gebühr strapaziere. Manche Viehhalter hätten bei dem nassen Sommer 2024 bereits bis zu fünfmal zur Mahd entlang der Wolfsschutz-Zäune ausrücken müssen. Diese Arbeit werde bislang nicht finanziell gefördert.

Dazu nahm Boser den Auftrag nach Stuttgart mit, in den kommenden Haushaltsberatungen Fördergelder zu beantragen. Auch die Politik habe sich mit der Situation um den Wolf im Schwarzwald arrangiert, bekannte Boser. Leitgedanke jeden politischen Handelns sei es weiter, alles zu unterlassen, was EU-Recht unterlaufe und letztlich im Streitfall zurückgenommen werden müsste. Dass ein Wolf mit zweimaligen Überwinden des Herdenschutzes als „Problemwolf“ gelte und geschossen werden dürfe, sei ein Fakt, mit dem praktisch gearbeitet werden könne. Dazu kämen weitere Bausteine, die „Herdenschutz“ herstellten. Dazu zählen Integration von Alpakas oder wehrhafter Muttertiere in die Herdenbestände.

Der Bauernhof als Lernort

Zweites wichtiges Thema war, wie landwirtschaftliche Fragen in den Bildungskanon der Schulen integriert werden könnten. Bislang seien in der fünften und sechsten Klasse Bauernhof-Praktika vorgeschrieben. Einen weitergehenden Zwang zum Bespielen des Lernorts „Bauernhof“, wie etwa an privaten Waldorf-Schulen, sieht Boser für staatliche Schulen nicht. Das Ministerium setze da auf Freiwilligkeit.

Die drei bestehenden beziehungsweise in Gründung befindlichen Naturpark-Schulen (Oberwolfach, Hornberg und Gutach) seien Paradebeispiele. Landesweit gebe es eine Vielzahl innovativer Ansätze für den Lernort Bauernhof bis zu Unterrichtsprojekten, bei denen der Hühnerhof mittels VR-Brillen ins Klassenzimmer geholt werden könne.

Auch die Regionalität als „Marke“ im Supermarkt-Regal wurde diskutiert. Der Umstand, dass die zu lokalen Preisen erzeugten Lebensmittel im Regal mit billigen Erzeugnissen aus dem Ausland im Wettbewerb stünden, sei ärgerlich. Boser sah keine Handhabe, die Abhilfe schaffen könnte. Letztlich entscheide der Verbraucher, was ihm Regionalität im Alltagsleben wert sei.

Thema Bauernproteste

Die Bauernproteste zu Jahresbeginn waren bei dem Rundgang über den Schremppen-Hof kein Thema gewesen, bekannte Ulrich Müller später. Die Politik habe sich ja beispielsweise beim Bürokratie-Abbau auf den Weg gemacht. Sollten dabei substanziell spürbare Ergebnisse ausbleiben, werde die Bauernschaft sicher im Winter wieder protestieren, so die Erwartung. Denn in den Sommermonaten fehle es auch an der Zeit, um für die eigenen Interessen massiver auf die Straße zu gehen.