Saliha Özcan vom Koch- und Back-Youtubekanal „Sallys Welt“ lebt den Traum vieler junger Menschen: sie hat Millionen Fans in den sozialen Medien, kann vom Geld leben, das sie dort verdient. Allerdings hat die Powerfrau dafür auch einiges getan.
Stuttgart - Es gibt nicht viele, die behaupten können, dass sie ein Nusszopf berühmt gemacht hat. Wahrscheinlich sogar niemanden – bis auf Saliha Özcan. In den sozialen Medien und darüber hinaus bekannt als „Sally“ vom Kanal „Sallys Welt“. Vor zehn Jahren veröffentlichte die damalige Lehramtsstudentin ein entsprechendes Rezeptvideo auf Youtube, der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte. Denn die heute 33-Jährige hat sich mit Mann Murat, einem gebürtigen Schwaben mit türkischen Wurzeln, in harter Arbeit ein Markenimperium aufgebaut.
Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Wie Guccio Gucci ein Modeimperium schuf
Geplant war das nicht. „Ich habe einfach gerne gebacken, gekocht und meine Leidenschaft mit anderen geteilt.“, sagt sie. Aber der Reihe nach: Sally wurde in Bruchsal geboren, wuchs mit vier Geschwistern in Waghäusel bei Karlsruhe auf, die Eltern kommen aus der Türkei. Noch während des Studiums für die Fächer Hauswirtschaft, Deutsch, Englisch und islamische Theologie begann sie Backvideos auf ihrem Youtube-Kanal „Sallys Tortenwelt“, heute „Sallys Welt“, hochzuladen - ohne das Handwerk gelernt zu haben. Auch als Grundschullehrerin veröffentlichte sie dort und auf ihrem Internetblog weiter Rezepte. 2013 gewann sie die ZDF-Kochshow „Topfgeldjäger“, wurde zunehmend bekannter.
Gatte Murat ist Ehemann und Geschäftspartner zugleich
Immer an ihrer Seite: Jugendliebe Murat, den sie mit 19 Jahren heiratete. „Er war und ist meine große Stütze“, so Sally. Murat, oft auch vor der Kamera zu sehen, kümmerte sich früh um Zusammenarbeiten mit Unternehmen, half Youtube-Kanal und Online-Shop rund ums Kochen und Backen aufzubauen. Daraus entstand 2013 ein Unternehmen. Heute arbeiten fast 130 Menschen für das Paar. Umsetzten soll ihre Firma jährlich Beträge im oberen zweistelligen Millionenbereich.
Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Was die 50 größten Unternehmen in der Region sind
Zeit für den Lehrerjob bleibt da nicht mehr, denn das Familienunternehmen um ihren Koch-und Back-Youtubekanal – dem erfolgreichsten deutschen seiner Art mit zwei Millionen Abonnenten – führt sich nicht von selbst. Außerdem müssen rund eine Millionen Fans auf Instagram mit privaten Einblicken und Rezepten für Valentinstagstorte, Döner und Co. versorgt werden.
Dazu schreibt die 33-Jährige Koch- und Backbücher, hat eine Kindermodemarke, Podcast sowie App und vertreibt ihre eigenen Küchen- und Backutensilien online und im „Sallys Welt Flagship Store“ im Mannheimer Einkaufszentrum „Q 6 Q 7“. Dazu kommen Auftritte in der SWR Landesschau Baden-Württemberg, 2017 in der eigenen Fernsehbacksendung auf Vox oder aktuell als Werbegesicht für Lidl.
Freundlich, bodenständig, badisch
Überall fällt auf: Sally hat immer ein Lächeln im Gesicht - auch, wenn es bei der Influencerinoft hektisch zugeht, wie eine Reportage über sie zeigt. Es scheint, als bringe sie nichts aus der Ruhe. Die Geschäftsfrau wirkt freundlich, zuvorkommend und bodenständig, für jemanden, der in den sozialen Medien Millionen Abonnenten hat, nicht selbstverständlich. Diesen Eindruck bekommt man beispielsweise, als sie dem Webvideoproduzenten Frederic Fieger-Viehof, alias „Sturmwaffel“, eine Führung durch die eigene Firmenzentrale gibt – im badischen Dialekt. Im Youtube-Video staunt der Influencer, als Sally ihm das „Sallycon Valley“ zeigt, ein 4 700 Quadratmeter großes Areal mit zwei Gebäudekomplexen in Waghäusel.
Riesige Firmenzentrale samt Wohnung in Waghäusel
Dort im Gewerbegebiet des Stadtteils Wiesental findet man unter anderem ihre Privatwohnung, ein TV-Küchenstudio und Büroräume. Größtenteils alles selbst gebaut. Basketballplatz, Töpferei und Hotel für Angestellte seien geplant, so Murat in einem weiteren Youtube-Video von „Sturmwaffel“. Auch gibt es dort eine Wand, für Sallys Auszeichnungen wie etwa den Landespreis für junge Unternehmer vom Land Baden-Württemberg, den Webvideopreis, eine Art Oscar für die Youtube-Szene, oder den Goldene Kamera Digital Award in der Kategorie „Best of Coaching & Education“. Letzteren bekommen Webangebote, die den Zuschauern etwas beibringen.
Woher Sally die Kraft für alles nimmt
Die Influencerin und Unternehmerin ist also erfolgreich - und nebenbei noch Mutter von zwei Töchtern. Die elfjährige Samira und die sechsjährige Ela sieht man ab und zu auch vor der Kamera. Wie kriegt sie das alles unter einen Hut? „Ich bin von Grund auf positiv eingestellt und voller Lebensenergie, sehe das Glas immer als halb voll, bin glücklich und dankbar, dass ich meine Ideen in die Tat umsetzen kann.“ , sagt sie, gibt aber zu, dass ihr Job anstrengend und zeitaufwendig sei, sie viel Privates preisgebe. Trotzdem schöpfe sie aus ihm Kraft, weil er sie erfülle. Zudem sei die Familie immer dabei, Arbeit und Beruf seien an einem Ort und sie schalte das Handy nach Feierabend aus, um Zeit für sich und und die Familie zu haben.
Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Wie Influencerin Anja Giersberg als Konditorin zuckerfrei backt
Man möchte meinen, zwischen Social Media, Geschäftsleben und Kindererziehung bleibe keine Zeit für anderes. Doch Sally engagiert sich für Flüchtlinge und krebskranke Kinder, im Bundesverband Kinderhospiz oder für die Opfer der Flutkatastrophe im letzten Jahr. 2018 gründete eine eigene Stiftung, die sich für benachteilige Kinder und Familien einsetzt. Mit ein Grund für ihre soziale Ader waren ihre Eltern, die ihr unter anderem beibrachten zu teilen. „Wir sind in einem Mehrfamilienhaus mit 22 Parteien aufgewachsen, da war es üblich, dass man in der Nachbarschaft Essen verteilte, vor allem wenn es sozial schwachere oder ältere Mitmenschen waren.“, sagt sie.
Sallys Tipps für andere Frauen
Frauen, die ein Unternehmen aufbauen wollen, oder eine Führungsposition anstreben, rät sie, an sich selbst glauben, die Stärken und Schwächen kennen und wissen, was man sich selbst aufbürden könne. Nicht jeder sei gleich stressresistent, kreativ, zielstrebig oder diszipliniert, sagt sie. Aber: „Wenn man selbst weiß was man kann, wie viel man schafft und sich realistische Ziele setzt, dann kann man wirklich alles erreichen.“