Eine der letzten Pflichten der bisher ersten baden-württembergischen Erdbeerkönigin Anne Obrecht war die Eröffnung der Erdbeersaison in Oberkirch. Sie wurde anschließend vom Oberkircher Oberbürgermeister Matthias Braun verabschiedet. Foto: Wagner-Köppel

Ernte startet rund zwei Wochen später als im Vorjahr. Freilandfrüchte gibt es aber erst ab Mitte Mai.

Oberkirch - Rund zwei Wochen später als im Vorjahr ist nun die Erdbeerernte im Land gestartet. Im Beisein der scheidenden Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch wurden die ersten Früchte im Folientunnel von Klaus Müller in Oberkirch geerntet.

Nach heutigem Vegetationsstand wird die verfrühte Freilandernte im Zeitraum 5. bis 10. Mai einsetzen, berichtet der Geschäftsführende Vorstand der Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM), Marcelino Expósito. Die Haupternte im Freiland wird um den 20. bis 25. Mai erwartet und bis in die erste Juniwoche hineinreichen. Die badischen Erdbeeranbaugebiete sind in der Frühzeitigkeit der Ernte die Nummer eins in Baden-Württemberg und Deutschland.

"Für eine kleine Organisation wie die OGM ist es wichtig, als Erste am Markt zu sein", betont Expósito. Aufgrund der klimatisch begünstigten Region und spezieller Anbautechniken zur Ernteverfrühung – Folientunnel, Abdeckung mit Lochfolie und Vlies – gehören die badischen-württembergischen Erdbeererzeuger zu den frühesten in Deutschland.

Wetterkapriolen machen den Erdbeerbauern zunächst zu schaffen

Die Wetterkapriolen stellen die Erdbeererzeuger jedoch auch in der Saison 2021 wieder vor eine große Herausforderung. Betroffen sind hauptsächlich die verfrühten Freilandflächen. Nach einer sehr sommerlichen Karwoche kam es ab Ostermontag zu einem Wintereinbruch mit Schneefall und einem Temperaturabsturz bis minus fünf Grad Celsius. Die Nordströmung mit eisigem Nordostwind hielt bis zum 17. April an.

Die Erdbeerbestände mussten mit sehr hohem personellen Aufwand geschützt werden wie durch Abdeckung mit Vlies und Folie oder durch Frostberegnung. In den Erdbeertunneln konnten Schäden weitgehend verhindert werden, was die klimatisch bedingte Notwendigkeit des geschützten Anbaus auch in dieser Saison deutlich unterstreicht, berichtet Obsterzeuger Klaus Müller. In den geschützten Freilandbeständen wurden bereits offene Blüten der Frühsorten teilweise geschädigt. Der Schaden wird aktuell aber als begrenzt bewertet.

Erntehelfer-Situation deutlicher entspannter als noch 2020

Dank dem Einsatz der Berufsverbände und der nachhaltigen Unterstützung der Politik konnte im Jahr 2020 über die Freigabe von Einreisekontingenten die Erdbeerernte größtenteils gesichert werden, teilt der OGM mit. In diesem Jahr können die Erdbeerbetriebe aufgrund zahlreicher Regelungen im Vorfeld entspannter dem Erntestart entgegensehen. Die Erdbeerbetriebe hätten große Anstrengungen unternommen, die geforderten Infektionsschutzkonzepte umzusetzen. Somit stehe einem guten Verlauf der Erdbeersaison nichts im Weg.

Die baden-württembergischen Erzeugerorganisationen erwarten trotz leichter Frostschäden in den verfrühten Freilandkulturen mit etwa 8000 bis 10. 000 Tonnen eine mittlere Ernte in guter Qualität. Als früheste Region Deutschlands wird ein hoher Anteil davon ab Mitte April bis Anfang Juni geerntet.

Die Hauptsorte im frühen Reifebereich ist dabei die Sorte "Clery". Müller skizzierte den hohen Arbeitsaufwand im Erdbeerfeld: "Wir müssen die Erdbeeren von der Pflanzung im August bis zur Ernte ein dreiviertel Jahr hegen und pflegen."

Nun hoffen alle Beteiligten auf den Zuspruch der Verbraucher, so auch Staatssekretärin Gurr-Hirsch. Bewusst setze man seitens des Ministeriums dieses Fanal, "um den Blick in Richtung Obstgarten Baden-Württemberg und ganz besonders auf die Sonderkulturen in der Ortenau zu lenken".

OB Matthias Braun verabschiedet erste Erdbeerkönigin

Abschließend hatte Oberkirchs Oberbürgermeister Matthias Braun die erste baden-württembergische Erdbeerkönigin Anne Obrecht verabschiedet. Er lobte ihren leidenschaftlichen Einsatz, die Verbraucher zu überzeugen. Dafür habe sie viel Respekt und Sympathien gewonnen. "Es gibt kaum ein regionales Produkt, für das so viel Bewusstsein da ist wie für die Erdbeere aus dem sonnenverwöhnten Mittelbaden", so die ehemalige Erdbeerkönigin.

Info

Die gesamte deutsche Erdbeerproduktion lag im vergangenen Jahr 2020 bei 129. 000 Tonnen (2019: 143. 000 Tonnen). Der Anteil der Inlandserzeugung bei der Marktversorgung beträgt etwa 50 Prozent. Die Erdbeeranbaufläche in Deutschland 2020 umfasste 12 .500 Hektar (2019: 13. 200 Hektar).

Davon waren 10. 800 Hektar Freilandfläche und 1618 Hektar Fläche im geschützten Anbau. Rund 24 Prozent der Erdbeerproduktion wird im Tunnel oder Gewächshaus produziert. Baden-Württemberg lag 2020 mit rund 2200 Hektar auf Platz drei, hinter Niedersachsen mit 2 760 Hektar und Nordrhein-Westfalen mit 2270 Hektar.

Um Ernteverfrühung zu erzielen und Witterungseinflüssen zu trotzen, setzen die badischen-württembergischen Erdbeererzeuger verstärkt auf geschützten Anbau im Folientunnel, berichtet der Obstgroßmarkt Mittelbaden.